Nach drei Disziplinen machten sich beim Zehnkämpfer Leo Neugebauer erste Ausfallerscheinungen bemerkbar. Er habe so viel geschrien, gestand er mit belegter Stimme, das habe die Stimmbänder doch etwas strapaziert. Der 23-Jährige hatte am ersten Tag des WM-Wettkampfs durchaus Anlass dazu, nach 10,69 Sekunden über 100 Meter sprang er 8,00 Meter weit und stieß die Kugel auf 17,04 Meter, zwei krachende persönliche Bestleistungen.
Als er 2,02 Meter im Hochsprung überquert hatte, in der vierten Disziplin, erhielten die Stimmbänder wenig Schonung. Nach 47,99 Sekunden 400 Meter schloss Neugebauer den ersten Tag mit 4640 Punkten ab - 25 mehr als bei seinem deutschen Rekord Anfang Juni. Es zeichnete sich ein enges Duell ab mit dem Kanadier Pierce Lepage (4610) - um den Weltmeistertitel.
Es war die einzig erbauliche Nachricht für den Deutschen Leichtathletik-Verband am drittletzten Tag in Budapest, neben Julian Webers Einzug ins Speerwurffinale am Sonntag mit 82,39 Metern. Niklas Kaul, der Zehnkamp-Weltmeister von 2019, verletzte sich im Weitsprung erst an der Hüfte, dann im Hochsprung am Fuß und gab auf.
Neuer deutscher Rekord im Zehnkampf:Mit gewaltigem Ruck ins Licht katapultiert
39 Jahre nach Jürgen Hingsen: Der neue deutsche Zehnkampf-Rekord von Leo Neugebauer erzählt von der Gunst des perfekten Augenblicks - und einem Königsweg zum Erfolg, der in der Heimat noch immer skeptisch beäugt wird.
Die Sprintstaffeln hinterlegten indes ein konfuses Bild. Hatten sie zuletzt noch von erbaulichen Staffeleinheiten geschwärmt, verpatzten die Männer im Vorlauf den zweiten Wechsel von Lucas Ansah-Peprah auf Joshua Hartmann und kamen nicht ins Ziel. Die Frauen um Gina Lückenkemper und Rebekka Haase waren nach holprigen Übergaben in 42,87 Sekunden erst zu langsam fürs Finale, rückten dann aber per Jury-Entscheid nach, weil Startläuferin Louise Wieland beim Wechsel behindert worden war.