Leichtathletik-WM:Das Hollandloch von Budapest

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Holländerloch: Femke Bol stolpert mit dem Staffelstab. (Foto: Meng Dingbo/Xinhua/Imago)

Gleich zwei Läuferinnen aus den Niederlanden stürzen kurz vor der Ziellinie - Sifan Hassan und Femke Bol verpassen jeweils Gold auf den letzten Metern.

Von Johannes Knuth, Budapest

Oft ist es ja bloß ein Funke, der das Feuer entzündet, das eine Legende nährt. Kurzer Schwenk ins Jahr 1954, die Lauberhornabfahrt im Schweizer Wengen war schon damals eine grausam lange Prüfung für die Skirennfahrer. Kurz vor dem Ziel warf es auf den Buckeln allein drei Favoriten aus Österreich ab, darunter Toni Sailer, der bald die Legende von der Skination befeuern würde. Ein Zuschauer habe in Wengen vom "Österreicherloch" gesprochen, schrieb die Neue Zürcher Zeitung in ihrer damaligen Rezension. Das griffen die Schweizer, die ihre Nachbarn im Skisport ungefähr so sehr schätzen wie die Schalker die Dortmunder, über die Jahre natürlich gerne auf. Heute taucht das "Österreicherloch" offiziell in den Streckenplänen auf.

Bol rappelt sich hoch - eine Medaille gibt es trotzdem nicht

Noch haben die ersten forensischen Arbeiten nicht restlos geklärt, was am ersten Finalabend der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest dazu führte, dass es erst die Niederländerin Sifan Hassan im Endspurt zu Boden streckte, dann ihre Landsfrau Femke Bol. Erste Vermutungen reichten von möglicher Sabotage bis zu Krämpfen. Hassan wollte auch einen Rempler der späteren 10 000-Meter-Siegerin Gudaf Tsegay aus Äthiopien gespürt haben; allerdings war die zweimalige Olympiasiegerin ihrer Konkurrentin mit ein paar engagierten Spurwechseln auch ganz schön nahegekommen.

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Und Femke Bol, die Europarekordhalterin über die Langhürden, schien die Niederlande im 4x400-Meter-Mixed zur Goldmedaille zu tragen, doch als die Amerikanerin Alexis Holmes immer näher rückte, spürte man, wie die Verkrampfung in Bol aufstieg, sich etwas zu sehr nach vorne lehnte - und weil sie nicht nur stürzte, sondern auch den Staffelstab verlor, wurden die tieffliegenden Holländer disqualifiziert. (Die USA gewannen in Weltrekordzeit von 3:08,80 Minuten, die deutsche Staffel wurde Siebte.)

Tut sich da also womöglich ein Holländerloch in Budapest auf? Oder war es bloß ein "nationaler Hinfalltag", wie Hassan bitter scherzte? Bol legte eine etwas unspektakulärere Zeugenaussage ab. Sie, die bei Großevents fast nie einen Langsprint auslässt, sei einfach übersäuert gewesen. Das soll selbst bei einer sonst hochfliegenden Holländerin vorkommen.

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