Hürdenläufer Karsten Warholm:Mit Weltrekord im Tank

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Irgendeiner mit Helm ist immer da: Norwegs Karsten Warholm feiert mit Fans in Oslo seinen Weltrekord. (Foto: Fredrik Hagen/dpa)

Ausgebildet als Zehnkämpfer, jetzt Weltrekordler im Hürdenlauf: Norwegens Karsten Warholm erfüllt eine lange geplante Mission - und kündigt Nachschlag für Olympia an.

Von Saskia Aleythe, Oslo/München

Mit 24 Jahren zum König eingeladen zu werden - das kann eine knifflige Angelegenheit sein. Im vergangenen Sommer durfte Karsten Warholm bei König Harald von Norwegen zur Audienz erscheinen, draußen versengte die Sonne bei über 30 Grad den Rasen - und was machte Warholm? Griff bei der Wahl der Garderobe zur luftigen, aber nicht ganz Knigge-konformen Variante: In Shorts stand er vor dem Staatsoberhaupt, duzte ihn vor Aufregung sogar. Aber Warholm, das ist ja so ein Typ, bei dem viele schnell sagen: gibt Schlimmeres.

Die Norweger haben dem heute 25-Jährigen nach einer kurzen Hosendebatte schnell verziehen, er hat ja auch nicht mit dem Vorsprechen vor Adeligen Karriere gemacht, sondern im Hürdensprint. Warholm bedankte sich nun am Donnerstagabend damit, dass er den schon lange angepeilten Weltrekord über 400 Meter Hürden ausgerechnet beim Diamond-League-Meeting in Oslo brach, in 46,70 Sekunden. "Alle haben über diesen Weltrekord gesprochen, er war älter als ich", sagte Warholm, 29 Jahre hatte die Bestmarke des US-Amerikaners Kevin Young (46,78) Bestand. Nun gehört sie dem Mann, der 2017 bei seinem WM-Sieg in London zum Hit im Internet wurde, wie er sein Glück mit weit aufgerissenen Augen selbst kaum glauben konnte und mit Wikingerhelm Ehrenrunden drehte.

"Ich wusste, in mir steckt eine schnelle Zeit. Aber du weißt nie, wann der Moment kommt", sagte Warholm nach seinem Lauf, stellte danach aber fest: "Es war einfach ein perfekter Moment." Hätte dieser Weltrekord einen Ladebalken gehabt, er wäre schon im vergangenen Jahr fast voll gewesen. Im September brach Warholm seinen eigenen Europarekord, schrammte mit neun Hundertstelsekunden an der Bestmarke von Young vorbei - weil er an der letzten Hürde mit dem Fuß hängen geblieben war. Das Meeting in Oslo nun war sein erster Outdoor-Wettkampf in dieser Saison über die 400 Meter Hürden. Ausgebildet wurde Warholm als Zehnkämpfer, er konzentrierte sich erst seit 2015 und mit der Zusammenarbeit mit seinem Trainer Leif Olav Alnes auf das Laufen. Die beiden trennen fast 40 Jahre, aber sind sich im Geiste sehr ähnlich, findet Warholm, sie teilen denselben Humor. Wobei: Sein Coach stand dann schon in langen Hosen vorm König.

Warholms Rekord ist ein Vorgeschmack auf ein Duell in Tokio, auf das sich die Szene jetzt freut: Der US-Amerikaner Rai Benjamin - 2019 mit WM-Silber hinter Warholm - war kürzlich mit 46,83 Sekunden selbst noch am Weltrekord vorbeigeschrammt. Sie treffen erst bei den Olympischen Spielen aufeinander. "Ich denke, es ist mehr im Tank", sagte Warholm noch in Oslo, "vielleicht braucht es einen weiteren Weltrekord, um Olympia-Gold zu gewinnen." Es war ja auch erst sein Saisoneinstieg.

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