Leichtathletik:Comeback: Zehnkampf-Weltmeister Kaul fängt "bei Null an"

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Niklas Kaul fängt vor Olympia bei null an. Foto: Michael Kappeler/dpa (Foto: dpa)

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Götzis (dpa) - Weltmeister Niklas Kaul meldet sich aus der selbstgewählten Isolation zurück und feiert am Wochenende im österreichischen Götzis sein Comeback.

"Es war schön, dass ich 2019 Weltmeister geworden bin", sagte der 23 Jahre alte Mainzer. "Für die olympische Saison bringt mir das nichts. Ich muss wie alle anderen auch bei null anfangen." Zumal er seinen letzten Zehnkampf bei der WM in Doha/Katar bestritten hat, wo er am 3. Oktober 2019 jüngster Champion der Zehnkampf-Geschichte geworden war.

Trotz der langen Wettkampfpause, einer Ellenbogen-OP und dem fast totalen Rückzug aus der Öffentlichkeit in der Pandemie will er das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio auf Anhieb buchen. "Es geht darum, die Norm von 8350 Punkte zu schaffen. Dann kann man relativ sicher für die Spiele planen", sagte der "Sportler des Jahres" von 2019, der WM-Gold mit 8691 Punkten gewann und seitdem als Mitfavorit im Kampf um den Olympiasieg gilt.

Medaille das Ziel

Als Last und Bürde empfindet er das nicht. "Da mache ich mir wenig Gedanken drüber. Ich hatte schon immer eher für mich das Thema, dass ich mir von außen keinen Druck machen lassen wollte", erklärte Kaul. "Genau das werde ich beibehalten." Festlegen will er sich auch auf Gold, Silber oder Bronze als Ziel in Tokio nicht. "Wenn man mich fragt: Was darf es sein? Dann gerne eine Medaille", sagte er diplomatisch. Vielmehr sieht er den französischen Weltrekordler Kevin Mayer "als ganz klaren Olympia-Favoriten. Dahinter wird es sehr eng."

Allerdings machte er vor seiner Rückkehr in Götzis auch klar, dass er gut drauf ist und keine Auswirkungen der Ellenbogen-OP mehr spürt. "Ich bin die Meinung, dass meine Form besser ist als zu dem Zeitpunkt 2019", befand Kaul. "Ich denke, dass 8400 bis 8500 Punkte möglich sind - wenn es für mich gut läuft."

Auch Bundestrainer Christoph Hallmann sieht ihn auf einen guten Weg. "Niklas hat eine Form, die Olympia konform ist", meinte er. Nach seiner Ansicht hat die Verschiebung der Tokio-Spiele mehr geholfen als geschadet. "Für einen so jungen Weltmeister war es ein kleiner Vorteil. Er hatte ein Jahr Zeit, mit dieser Situation zu reifen, mit diesem Druck umzugehen und ihn anzunehmen", sagte Hallmann.

Keine Sorgen um Kazmirek

Topkandidat Nummer zwei für die Sommerspiele ist Kai Kazmirek, der 2019 in Götzis 8440 Punkte sammelte. Danach war er bei der WM in Doha nahe an einer Medaille dran, stürzte aber im Hürdensprint und schied aus. "Kai war in den Vorbereitungswettkämpfen schon mal weiter", attestierte Hallmann dem 30-jährigen WM-Dritten von 2017 von der LG Rhein-Wied. "Er ist in dem Alter, wo man seine Körner bewusst abschätzen und einsetzen muss", erläuterte der Coach. "Er trainiert bewusster, setzt auf seine Stärken. Da mache ich mir keine Sorgen."

Pech hatte Deutschlands beste Siebenkämpferin Carolin Schäfer, die wegen Nebenwirkungen nach ihrer Corona-Impfung auf einen Start in Götzis verzichten muss. Die 29-jährige WM-Zweite von 2017 und EM-Dritte von 2018 will nun beim Mehrkampfmeeting am 19./20. Juni in Ratingen versuchen, die Olympia-Norm von 6320 Punkten zu knacken. "Sie war super in Form. Die beiden Spritzen haben ihr die Schnelligkeit genommen", erklärte Frank Müller, der leitende Mehrkampf-Bundestrainer. Die Polizistin aus Frankfurt bat auch ihre Fans per Instagram um Unterstützung: "Drückt mir die Daumen!"

© dpa-infocom, dpa:210527-99-762948/2

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