Los Angeles Lakers in den NBA-Playoffs:LeBron James gegen Denver: null zu vier

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Er musste alles machen, das war zu viel: LeBron James holte Rebounds, traf Würfe und verteidigte - doch die Denver Nuggets waren zu stark. (Foto: Kirby Lee/USA TODAY Network/Imago)

Nach zwei herausragenden Playoff-Serien hatten die Los Angeles Lakers auf die Teilnahme an der Finalserie gehofft - und gewinnen gegen die Denver Nuggets kein einziges Spiel. LeBron James denkt deshalb über seine Zukunft nach.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es hatte an diesem Montagabend in Los Angeles wirklich nur noch gefehlt, dass LeBron James die Heimarena der Lakers verlässt und hinüber läuft zum MacArthur Park, um dort am See zu überprüfen, ob er nicht vielleicht doch übers Wasser laufen kann. Ansonsten hatte er alles getan, um seinen Spitznamen zu rechtfertigen, den er über die komplette Schulter tätowiert hat.

"Chosen 1" steht da, der Auserwählte, und genauso spielte er gegen die Denver Nuggets: 40 Punkte, zehn Rebounds, neun Assists; in der Defensive verteidigte er abwechselnd gegen Aufbauspieler Jamal Murray und Center Nikola Jokic, die beiden Offensivkönner der Nuggets. Die Partie hätte irgendwann auch LeBron gegen Nuggets heißen können - und wenn man so will, ist das die Zusammenfassung dieser Lakers-Saison, die nun zu Ende ging.

111:113 hieß es am Ende auch deshalb, weil James beim letzten Angriff feststellen musste, dass er auserwählt sein mag, aber eben doch auch menschlich. Er tankte sich, am Ende seiner Kräfte nach gerade mal vier Sekunden Pause während der ganzen Partie, noch mal zum gegnerischen Korb, er wollte den Ausgleich regelrecht erzwingen - doch da türmten sich gleich zwei Nuggets-Verteidiger auf, Murray und Aaron Gordon, und die schafften es mit vereinten Kräften irgendwie, James am Wurf zu hindern.

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0:4 nach Spielen haben die Lakers damit diese Halbfinalserie der nordamerikanischen Basketballliga NBA verloren, was nach dem verblüffenden Erstrundenerfolg gegen Titelfavorit Memphis Grizzlies und dem souveränen Weiterkommen im Legendenduell mit Steph Curry und den Golden State Warriors überraschen könnte. Bei nüchterner Betrachtung dürfte man zum Schluss kommen: Die Lakers haben heuer die Playoffs gerade noch erreicht, über eine Play-in-Partie gegen die Minnesota Timberwolves nach Verlängerung. Sie wurden wegen der Playoff-Erfolge ein wenig hochgejazzt, auch Rollenspieler wie Austin Reaves, Rui Hachimura und Lonnie Walker IV, denen grandiose einzelne Partien gelangen, die man in den Playoffs auch mal braucht. Der sogenannte "Sweep" ohne Sieg gegen die Nuggets wirkt wie ein krachender Absturz, dabei ist es eher die Ankunft in der Realität - was genauso bitter sein kann.

Das dürfte auch James so beurteilen, wenn er mit ein bisschen Ruhe diese Saison analysieren und seine nähere Zukunft planen wird. Er ist noch eine Saison vertraglich an die Lakers gebunden, das dürfte er auch erfüllen. Sein Sohn Bronny hat kürzlich verkündet, sich nicht für die NBA-Talentbörse anzumelden, sondern mindestens ein Jahr lang an der University of Southern California zu studieren, im Stadtzentrum von Los Angeles beheimatet. James hat wiederholt verkündet, dass er gerne als erster NBA-Profi der Geschichte eine Partie gemeinsam mit dem Filius absolvieren möchte. Er kann nach der kommenden Saison per Option bei den Lakers bleiben; er kann als "Free Agent" aber auch zu dem Verein wechseln, der den Sohn verpflichtet. Entscheidend dürfte dabei sein: Was können ihm die Lakers bieten?

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James hatte trotz des 0:3-Rückstandes die Nie-aufgeben-Klaviatur bedient, auch wenn Statistiken (kein NBA-Team hatte, bei 149 Versuchen, jemals eine Playoff-Serie nach drei Pleiten umgebogen) und aktuelle Form dagegensprachen: "Wir sind am Leben", predigte James, und: "Ein Spiel nach dem anderen." Er begann diese vierte Partie tatsächlich, als ginge es für ihn ums Überleben; er spielte die erste Halbzeit durch und erzielte 31 Punkte, die Lakers führten mit 15 Zählern.

Es passierte dann aber, was die Nuggets-Anführer Jokic (30 Punkte) und Murray (25 Punkte) als Botschaft an sich selbst erwähnten, die James aber - er war noch in den Katakomben, als sie das auf dem Spielfeld bei der Ehrung über die Lautsprecher sagten - durchaus gehört haben dürfte. "Einer allein kann es nicht richten", sagte Jokic, und Murray ergänzte: "Wir gehen unter, wenn wir nicht gemeinsam auftreten. Zusammen sind wir richtig stark und können alles erreichen."

Die Nuggets bereiten sich auf die erste Finalteilnahme in der 56-jährigen Geschichte vor, der Gegner wird gerade zwischen den Boston Celtics und Miami Heat ermittelt; Miami hat die ersten drei Partien gewonnen. Die Lakers dagegen werden sich Gedanken machen müssen, ob sie wirklich Titelkandidat sind. "Es war erfrischend, wie wir ins Halbfinale gekommen sind; aber Halbfinale ist jetzt nicht, wofür ich spiele", sagte James danach. Auf die nähere Zukunft angesprochen, sagte er: "Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Um ehrlich zu sein: Ich muss über viele Dinge nachdenken, wie es für mich weitergehen soll. Was dann passieren wird? Ich weiß es nicht."

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