Kritik an Fußball-WM 2022:Katar will Bericht über Sklavenarbeit prüfen lassen

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Rote Karte für die Fifa: Protestaktion gegen die Arbeitsbedingungen in Katar (Foto: AFP)

Erst hat die Regierung die Vorwürfe zurückgewiesen, jetzt schaltet Katar eine internationale Anwaltskanzlei ein, um die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Fußball-WM 2022 untersuchen zu lassen. Bei der Fifa-Sitzung in Zürich deutet sich an: Eine Neuvergabe der WM kommt wohl nicht in Betracht.

Nach den Medienberichten über Sklavenarbeit in Katar, dem Austragungsland der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, hat das Golfemirat eine internationale Anwaltskanzlei eingeschaltet. Wie das katarische Arbeitsministerium mitteilte, sollen alle Vorwürfe unabhängig geprüft und ein Bericht über den Wahrheitsgehalt erstellt werden.

Am kommenden Montag wird demnach eine internationale Delegation in Katar erwartet, die die Arbeitsbedingungen untersuchen soll. Das katarische Arbeitsministerium sicherte zu, nach Abschluss des Berichts alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Regierung hatte zuvor einen Bericht des britischen Guardian zurückgewiesen, wonach ausländische Arbeiter für die großen Bauprojekte zur Fußball-WM in dem Land wie Sklaven behandelt werden.

Auch der deutsche Unternehmer Olaf Hoffmann äußerte Zweifel an dem Bericht. Dem Handelsblatt sagte er: "Auf den Baustellen in Lusail City ist in den vergangenen zwei Jahren kein einziger Arbeiter gestorben." Hoffmann ist demnach mit der Bauaufsicht beauftragt. Die von ihm geleitete Gruppe hat den Auftrag, Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen zu dokumentieren und sie mit Strafzahlungen zu ahnden. Die Retortenstadt Lusail City, die das größte der neun WM-Stadien beherbergen soll, war in dem Guardian-Bericht als einzige Baustelle namentlich genannt worden.

Rote Karte für die Fifa

Gewerkschaftler nutzten unterdessen die Exekutivsitzung des Fußball-Weltverbandes Fifa zu einer Protestaktion: Etwa 50 Teilnehmer demonstrierten vor dem Fifa-Hauptquartier in Zürich gegen die menschenunwürdigen Zustände auf den Baustellen, indem sie Rote Karten hochhielten. "Rote Karte für die Fifa - kein Weltcup ohne Arbeitnehmerrechte", war darauf zu lesen.

Eine Neuvergabe der Fußball-WM 2022 ist für die Fifa jedoch offenbar kein Thema. "Es gibt keine Zweifel darüber, dass in Katar gespielt wird. Die offene Frage ist, ob das Turnier im Winter stattfindet und wenn im Winter gespielt wird, ob im November, Dezember oder Januar", sagte Fifa-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio dem englischen TV-Sender Sky Sport News. Am Freitag soll über die mögliche Verlegung des Turniers in die Wintermonate debattiert werden. Auch das Thema Arbeitsbedingungen soll in Zürich zur Sprache kommen, wenngleich es nicht auf der Tagesordnung stand.

Der britische Guardian hatte Ende September berichtet, die Arbeiter würden wie "moderne Sklaven" behandelt. Mehrere Dutzend nepalesische Gastarbeiter seien demnach in nur zwei Monaten wegen Herzinfarkts oder Arbeitsunfällen gestorben. Von Zwangsarbeit und unmenschlichen Bedingungen war die Rede.

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