Krise des BVB:Dortmund unplugged

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Kraftlos, ideenlos: Marco Reus und der BVB. (Foto: dpa)

War's das schon? Borussia Dortmund sucht den Plan B, um die Saison zu retten. Minimalziel muss der Champions-League-Startplatz sein - sonst wird aus der Finanzlücke zum FC Bayern ein tiefes Loch.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Ein Museum ist das Gedächtnis der Menschheit. Wer in ein Museum geht, besucht die Vergangenheit. Insofern war im Nachhinein jener Ort vielleicht nicht gar so glücklich gewählt, den sich Borussia Dortmund im Mai 2013 in London ausgesucht hatte, um nach der 1:2-Niederlage im Champions-League-Finale gegen den FC Bayern in Wut und Trauer zusammenzukommen.

Man traf sich im Natural History Museum, beklagte das Schicksal zwischen klappernden Saurier-Skeletten; der Schmerz saß so tief, dass selbst das eingeflogene Goldkehlchen Helene Fischer kein Lächeln mehr in die Gesichter der Schwarz-Gelben zaubern konnte. Stattdessen kursierten zwischen den Dinos bange Fragen: War's das jetzt? Werden wir jemals wieder so weit kommen?

Dortmund fehlt ein Plan B

Unstrittig ist, dass seither ein Auseinanderdriften zwischen Münchnern und Dortmundern festzustellen ist. Tabellarisch reicht ein Blick: Waren die Borussen in der Vorsaison noch einmal Zweiter, so lagen sie auch da schon 19 Punkte zurück; derzeit sind es nach nur acht Spieltagen bereits 13 Punkte, die Westfalen können ihre Ambition auf den Titel begraben.

Minimalziel muss der Champions-League-Startplatz sein, sonst wird aus der Finanzlücke zum FCB ein tiefes Loch. Und dies in einer Saison, in der Borussia mit neuen Anteilseignern neue Quellen erschließen will. In der die Bayern aber soeben andeuteten, dass sie erstmals einen Umsatz von über einer halben Milliarde Euro erreichen werden. Dortmund hatte im August fürs zurückliegende Geschäftsjahr einen 260-Millionen-Umsatz angegeben. Gerade mal die Hälfte.

Und den Götze und den Lewandowski haben die Münchner inzwischen ja auch. Personalien sind das, die im öffentlichen Muskelspiel sogar noch einschüchternder wirken als ein paar Millionen Vorsprung. Auch diese Transfers erklären die Drift, aber sie erklären nicht den Dortmunder Absturz in der Tabelle - hinter Mainz, Paderborn oder Köln.

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Der Borussia ist jetzt einfach mal die Luft ausgegangen. Das musste mal passieren, mit Klopp'schem Vollgas-Fußball geht es nun schon in die sechste Saison. Wer nur die Aufstellung vom Samstag liest, mit Reus, Gündogan, Kagawa, entdeckt nominell weiterhin ein Wahnsinnsteam. Doch hinter jedem Namen verbirgt sich ein gravierendes Problem, das auf dem Weg zur Bestform stört.

Zwar ist Klopps Borussia längst noch nicht reif für einen Platz neben den Dinos im Museum; was dieser Elf allerdings fehlt, ist ein Plan B. Ein Plan fürs Überleben in schweren Zeiten. Also ein moderater, solider Spielstil für den simplen Punktgewinn. Bei dem man auch mal auf die Bremse tritt und trotzdem vorwärtskommt. Borussia hat sich unter Klopp, der Heißdüse, einem attraktiven Überfall-Fußball verschrieben. Zieht dann aber einer mal den Stecker, bleibt nicht mehr viel übrig. Unplugged - so können sie dort nicht kicken.

© SZ vom 20.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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