FC Bayern:Die Bundesliga ist zur eintönigsten großen Liga geworden

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Die Meisterschale ging nun fünfmal in Folge an den FC Bayern. (Foto: dpa)

Der FC Bayern wurde jüngst mit 25, 19, 10, 10 oder 15 Punkten Vorsprung Meister. Deutschland hofft auf einen ernsthaften Titelkampf, doch die Angst vor einer weiteren Münchner Dominanz ist schon wieder da.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Man schrieb das Frühjahr 2013, und Uli Hoeneß war in großer Sorge. Die Gefahr, die er ortete, schien sich unaufhaltsam auszubreiten wie eine Malaria-Epidemie vom Südwesten Europas hinauf in den Nordosten. Niemand schien mehr sicher vor ihr zu sein, Hoeneß warnte schlagzeilenstark vor "spanischen Verhältnissen"!

Fünf Sommer später ist diese Angst längst verflogen. Deutschland blieb von jener Epidemie verschont, und selbst in Spanien sind die Verhältnisse nicht mehr so ganz die alten. Es gibt dort zwar weiterhin einen eintönigen Dualismus an der Tabellenspitze, einen ewigen Zweikampf (Barcelona gegen Real Madrid), wie ihn der Bayern-Präsident damals auch für die Bundesliga (München gegen Dortmund) als Bedrohung empfand - doch ab und an gelingt es heute zumindest Atlético Madrid, sich belebend in die Dramaturgie einzumischen.

Derweil ist hierzulande aus der Furcht vor spanischen Verhältnissen fast schon eine Sehnsucht nach solchen geworden. Was würden die Bundesliga-Vermarkter bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach fünf Münchner Meisterschaften in Serie nicht alles für einen endlich mal wieder zünftigen Zweikampf um den Titel geben? Damit es einmal nicht zweistellig mit 25, 19, 10, 10 oder 15 Punkten Rückstand des ersten Verfolgers endet wie zuletzt.

Hoeneß hatte 2013 in einem Anfall von Nächstenliebe sogar einen runden Tisch angeregt, um die Liga vor dem Spannungsabfall zu retten: "Gewarnt werden muss, wenn es einem gut geht!" Als er dies tat, gewann der FC Bayern unter Jupp Heynckes und großem Hallo gerade 6:1 gegen Bremen oder Stuttgart, und 9:2 gegen den HSV, doch Hoeneß gerierte sich als Kassandra: "In zwei, drei Jahren ist das bestimmt nicht mehr so lustig." Nun ja, den Münchnern gelingen heute nicht mehr gar so viele Tore gegen den HSV, im Februar gab es nur ein 8:0.

Ancelotti wird auf der Bank in die Zange genommen

Sonst aber haben sich, was den Titelkampf betrifft, alle Hoeneß-Befürchtungen bewahrheitet. Die Bundesliga hat sich zur eintönigsten der großen Spielklassen des Planeten entwickelt. Vor wenigen Wochen, als die Bayern auf ihrer Asien-Tour schwächelten, als sie 0:4 gegen den AC Mailand und dann 0:3 gegen Liverpool verloren, keimte kurz mal Hoffnung im neutralen Teil des Publikums auf ein Zwischenjahr. Zwischenjahre, das sind jene, in denen auch mal Bremen (2004), Stuttgart (2007), Wolfsburg (2009) oder Dortmund (2011, 2012) Meister werden können, weil die Münchner sich schütteln, sortieren und eine strapaziöse Trainerdebatte führen müssen.

Eine solche Debatte, die die Bayern bekanntlich mit in die neue Saison nehmen, wurde nun zunächst beruhigt. Dadurch, dass Carlo Ancelotti auf seiner Bank jetzt ein wenig in die Zange genommen wird. Auf die eine Seite wurde Trainerassistent Willy Sagnol, auf die andere Sportdirektor Hasan Salihamidzic platziert, zwei altgediente rote Recken aus der Familie. Und als jüngst das erste Pflichtspiel der Saison, der Supercup, doch wieder gewonnen wurde, zudem in Dortmund, war sie sofort da: diese Angst vor der ewigen Wiederholung der Prophezeiung des Uli Hoeneß. Die Angst vor den deutschen Verhältnissen. Die Angst davor, dass es nie wieder so richtig lustig werden wird in dieser Bundesliga.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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