3:3 zwischen Gladbach und Köln:"A ganz a wildes Spiel"

Lesezeit: 3 Min.

Damion Downs erzielt für Köln das 3:3. (Foto: Moritz Mueller/Imago)

Unterhaltsamer Nachmittag am Niederrhein: Der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach bieten ein Spektakel - an dessen Ende aber keine Mannschaft so richtig zufrieden ist.

Von Ulrich Hartmann

Am Vorabend hatte es Ausschreitungen am Stadion gegeben. Am Vorabend! Kölner Ultras waren eigens angereist, um Gladbacher Fans zu stören, die gerade eine Choreografie vorbereiten wollten. Es gab Schreie, Gerenne, Leuchtraketen. Am Ende nahm die Polizei 131 Kölner und 74 Gladbacher über Nacht und bis nach dem Spiel am Samstag in Gewahrsam. Das war die martialische Ouvertüre zu einem "Hochrisikospiel", das sich tags darauf nicht mehr als solches präsentierte, sondern eher als Hochpulsspiel.

Am Samstag gab der Kölner Trainer Timo Schulz dem WDR kurz vor dem Anpfiff im Innenraum ein Radio-Interview und sagte über die mentale Vorbereitung seiner Spieler: "Wenn du mit einem Lächeln das Feld betrittst, dann lächelt der Ball auch zurück."

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Ein Lächeln im bissigen Derby entlockten sämtliche Spieler auf dem Rasen letztlich dem Ball eher nicht, aber immerhin mindestens allen 54 000 Zuschauern im Borussia-Park, denn es war ein höchst spektakuläres, tor- und wendungsreiches 98. Bundesliga-Derby zwischen den rheinischen Rivalen. Zweimal gingen die Gäste durch Faride Alidou in Führung, dann drehte Gladbachs Joker Robin Hack das 1:2 in ein 3:2, und als man schon hätte denken können, die Gladbacher würden am Ende lächeln können, da glich der eingewechselte, 19 Jahre junge Damion Downs mit seinem ersten Bundesliga-Tor und dem ersten Kölner Joker-Tor dieser Saison noch zum nicht ganz unverdienten 3:3 (1:1)-Endstand aus.

"Für die Fans war's ein Riesenspektakel", fand Kölns Innenverteidiger Timo Hübers. Was es für die Spieler war, darüber waren sich die Kölner kurz nach dem Spiel nicht so recht im Klaren. "Von gemischten Gefühlen", sprach der Außenverteidiger Max Finkgräfe, unter allen Beteiligten der einzige gebürtige Mönchengladbacher. "A bissel chaotisch auf beiden Seiten", fand der Österreicher Florian Kainz das Derby, "a ganz a wildes Spiel" - kein Wunder angesichts je dreier Gegentreffer.

Beim Spiel bleibt auf den Rängen alles friedlich

Die Kölner hatten den besseren Start erwischt. Unter Mithilfe des Gladbacher Torwarts Moritz Nicolas, der in der Woche seinen Vertrag bis 2029 verlängert hatte, schoss der Kölner Rechtsaußen Faride Alidou nach gerade mal sechseinhalb Minuten aus spitzem Winkel zum 1:0 ein. Die Gladbacher wirkten erschrocken und erholten sich nur langsam. Aber in der 32. Minute drosch der Flügelstürmer Franck Honorat den Ball nach Steilvorlage von Florian Neuhaus zum 1:1 ins Netz. Bereits zur Pause war alles ausgeglichen, und auf den Rängen: ein friedliches Einvernehmen.

Wieder gelang dann Alidou die erneute Kölner Führung, er köpfelte den Ball in der 69. Minute zum 2:1 ins Tor. Unmittelbar darauf folgte der spektakuläre Showdown: In der 70. Minute wurde für Gladbach jener Robin Hack eingewechselt, der in der 71. und 73. Minute die 3:2-Führung besorgte. Doch in der 75. Minute kam bei Köln für den Doppelpacker Alidou der junge Downs ins Spiel und der traf in der 79. Minute zum 3:3-Endstand. Am Ende lächelte der Ball gefühlt ein wenig für alle zurück, aber am breitesten fürs bestens unterhaltene Publikum.

Doppeltorschütze Robin Hack schimpft über den Ausgleich

Die Gladbacher, die mit mehr und den besseren Chancen dem Sieg etwas näher gewesen waren, mussten sich hinterher allenfalls darüber ärgern, dass sie versäumt hatten, den Kölnern in der Tabelle auf zwölf Punkte zu enteilen - so bleibt es bei neun. "Insgesamt sind wir enttäuscht", gab Gladbachs Trainer Gerardo Seoane zu, auch wenn er das Spiel "sehr unterhaltsam" und "sehr fair" fand. "Wir hätten den Zuschauern gern einen Derby-Sieg geschenkt", sagte Seoane noch, zumal das Hinspiel in Köln 1:3 verloren gegangen war.

"Wir haben nach dem 3:2 zu viel gewollt", ärgerte sich der Gladbacher Beinahe-Matchwinner Hack darüber, dass es trotz seiner zwischenzeitlich erwirkten Wende am Ende doch nur zu einem Remis reichte. In seinen Worten: "Das kotzt mich an!" Ähnlich dürften Gladbach-Fans empfinden, wenn sie bedenken, dass ihre Borussia in dieser Saison gegen die abgeschlagenen drei Tabellenletzten Köln, Mainz und Darmstadt von allen sechs bereits absolvierten Spielen kein einziges gewonnen hat. Fünf Unentschieden und eine Niederlage stehen da zu Buche, also fünf von 18 möglichen Punkten. Was nach Coach Soane an bisweilen mangelnder Durchsetzungskraft liege, woran es zu arbeiten gelte: "Es ist eine noch junge Mannschaft."

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