Köln gegen Frankfurt:Ausgerechnet Skhiri entscheidet das Spiel

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Will den 1. FC Köln im Sommer verlassen: Ellyes Skhiri. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Der Mittelfeldspieler hat gerade erst bekannt gegeben, den 1. FC Köln verlassen zu wollen. Nun trifft er beim 3:0 gleich doppelt - ausgerechnet gegen den Verein, der Interesse an ihm zeigt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Die großen Karnevalstage nahen, zu erkennen an der hohen Zahl der verkleideten Jecken, die am Sonntagabend beim Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt das rappelvolle Müngersdorfer Stadion aufsuchten. Steffen Baumgart erschien zwar in Zivil, sah mit Knickerbockern, Polohemd und Schirmmütze aber trotzdem aus, als würde er das Kostüm eines sommerlichen Spaziergängers am Rotweinwanderweg Ahr tragen.

Wie üblich fand der Trainer bei luftigen acht Grad Celsius keine Gelegenheit zu frieren. Ständig lief er an der Seitenlinie auf und ab und passte sich damit dem hohen Aktionslevel seines Teams an, das die Frankfurter zu keiner Zeit zur Ruhe kommen ließ. Die Eintracht offenbarte zwar immer wieder ihre spielerischen Qualitäten, konnte damit aber nicht den so leidenschaftlichen wie effektiven Widerstand des Gegners überwinden und ging folgerichtig als Verlierer vom Platz. In der zweiten Halbzeit hatten die Frankfurter das Intensitätsniveau der Kölner nicht mehr halten können.

Das Frankfurter Passspiel wurde immer ungenauer

Die Kölner verdienten sich den etwas zu deutlichen 3:0-Sieg aber nicht nur mit ihrer starken Abwehrarbeit, sie hatten auch den Angriff gesucht und geschickt gekontert. Als doppelter Torschütze glänzte - man muss sagen: ausgerechnet - der Mann, der während der Woche bekannt hatte, den Verein im Sommer verlassen zu wollen, um künftig am internationalen Spitzenfußball teilzuhaben: Ellyes Skhiri, 27, ruft wegen des bevorstehenden Verlustes bei den Fans jetzt schon Phantomschmerzen hervor. Und nochmal ausgerechnet: Es ist just die Eintracht, die großes Interesse zeigt, den Mittelfeldspieler ablösefrei zu übernehmen.

Das erste Tor fiel in einem Moment, in dem kaum jemand damit gerechnet hätte. Nachdem sich beide Seiten in der ersten Halbzeit einigermaßen ebenbürtig bekämpft hatten - mit den offensiv besseren Momenten für die Eintracht -, hatte die zweite Hälfte gerade erst moderat Fahrt aufgenommen, als Florian Kainz einen abgewehrten Eckball aufnahm und zur Flanke ansetzte. Der Ball flog mit Kurvenschnitt in die dichte Menschenmenge, Timo Hübers hielt den Kopf hin - 1:0 (49.).

Die Frankfurter ließen sich nicht zur Hektik verleiten und behielten ihr souveränes schnelles Passspiel bei, fanden damit aber zunehmend seltener ans Ziel. Das Spielmacherduo Daichi Kamada und Mario Götze musste erleben, wie seine Kreise immer weiter eingeengt wurden. Durch Ballgewinne und Gegenstöße kamen die Kölner dem 2:0 somit näher als die Eintracht dem Ausgleich. Einer dieser Vorstöße führte dann zum spielentscheidenden Erfolg. Nach einer Frankfurter Ecke lief der schnelle Linton Maina allen davon, und am Ende stand Dauerläufer Skhiri am rechten Fleck, um den Angriff zu vollenden (71.). Statt sich einen Moment auszuruhen, war er dem Angriff hinterhergerannt - eine alles andere als selbstverständliche, aber letztlich lohnenswerte Extra-Mühe.

Für den zweiten Treffer - eine Viertelstunde später - musste er nicht ganz so weit laufen. Der Jubel war umso größer. Vielleicht überlegt es sich Skhiri nochmal, ob er wirklich anderswo als im glücklichen, jecken Köln die Karriere fortsetzen möchte.

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