1:0-Sieg des BVB:Malen rutscht glücklich aus

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Donyell Malen trifft in der 88. Minute zum 1:0. (Foto: Maik Hölter/Team 2/Imago)

Borussia Dortmund wendet den Fehlstart gegen Köln durch ein spätes Tor von Donyell Malen gerade noch so ab. Trainer Edin Terzic sieht sehr viele Baustellen - und muss bei den neuen Spielern noch Integrationshilfe leisten.

Von Freddie Röckenhaus

87 Minuten hielten die Kölner Abwehrwälle, dann traf der Lucky Punch. Fast ein ganzes Spiel lang fand Borussia Dortmund kein Mittel, um auch nur zu Torschüssen gegen den 1. FC Köln zu kommen. Und als schon alles auszutrudeln schien und ein Fehlstart des Beinahe-Meisters vom vergangenen Mai kaum noch zu verhindern war, flog doch noch ein Eckball von Julian Brandt in Kölns Strafraum. Felix Nmecha verlängerte wuchtig per Kopf Richtung zweiten Pfosten, und dort rutschte Donyell Malen beim Torschuss so glücklich aus, dass die Fluglinie des Balles völlig unberechenbar wurde und in den Kölner Torwinkel segelte - zum 1:0 für Dortmund.

Das eine Tor des Holländers Malen, der wenige Minuten zuvor eigentlich schon hätte ausgewechselt werden sollen und nur wegen einer Blessur des Verteidigers Ryerson auf dem Feld belassen wurde, brachte der BVB dann eher glücklich als souverän über die Nachspielzeit. Nach dem Abpfiff merkte man den Borussen an, dass der sprichwörtliche Arbeitssieg vor allem eine lange Liste von Arbeit aufgezeigt hatte. Denn Köln wirkte mit seinem Defensiv- und Konterfußball lange Zeit wie die Mannschaft, der ein Treffer eher gelingen würde. Am Ende zählte das Team von Trainer Steffen Baumgart sieben gute Torschüsse, Dortmund allenfalls zwei. Der BVB gefiel sich zwar in enorm langen Ballbesitzphasen, aber meist in den Zonen des Spielfelds, in denen keine Torgefahr entsteht.

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BVB-Coach Edin Terzic gestand nach dem Spiel freimütig: "Wir sind unzufrieden heute, wir haben kein gutes Spiel gemacht. Wir haben viel gesehen, was uns nicht gefallen hat." Wirklich erklären konnte Terzic die mangelnde geistige und physische Spritzigkeit seiner Mannschaft ebenso wenig wie sein neuer Kapitän Emre Can. Can, der nach rund einer Stunde sogar ausgewechselt wurde, konnte nur zustimmen: "Ich habe heute nicht gut gespielt. Wir sind irgendwie nicht gut reingekommen."

Dass es mit Dortmunds Bemühungen um Tore nicht klappte, lag an noch einer ganzen Reihe von Ungereimtheiten. Sébastien Haller, Mittelstürmer und gemeinter Torjäger, ging nach einer Stunde sichtlich genervt vom Platz, nach gefühlt nur einem halben Dutzend Ballberührungen. Kölns Julian Chabot meldete Haller gnadenlos ab.

Aber auch ohne Haller schien es beim BVB gar nicht wirklich die einstudierte Absicht zu geben, den vermeintlichen Stoßstürmer in gefährliche Positionen zu bringen. Auch Youssoufa Moukoko, der Haller ersetzte, kam kaum zu Szenen. Es wirkte, als wäre Dortmunds Mittelfeld-Schwadron nicht wirklich darauf eingestellt, Strafraumspieler anzusteuern. Auch den beiden Außen Ramy Bensebaini und Julian Ryerson gelang so gut wie keine Flanke.

Bensebaini, Sabitzer und Nmecha tun sich noch schwer

Und so ließ sich die Reihe fortsetzen. Neben Can schaffte es auch Zugang Marcel Sabitzer kaum einmal, aus dem Trabrhythmus auszubrechen und schnelle Impulse zu setzen. Am ehesten gelang das immer mal wieder Malen oder auch Julian Brandt, aber Dortmunds allererste Torchance nach 30 Minuten konnte auch Brandt nicht platzieren. Defensiv durfte sich Trainer Terzic bei Mats Hummels und in der Schlussphase auch bei Torwart Gregor Kobel bedanken, die bei Kölner Chancen durch den starken Dejan Ljubitic und den Dänen Rasmus Carstensen in letzter Not retteten.

Während Köln mit wesentlich begrenzteren spielerischen Mitteln bereits gut austariert und durchweg eingestellt wirkte, hat Edin Terzic noch manche Integrationshilfe bei seinen Neuen vor sich. Bensebaini, Sabitzer und in der letzten halben Stunde Nmecha blieben blass und wirkten noch kaum integriert. Mit einem diesmal praktisch unsichtbaren Mittelstürmer wie Haller wird sich Dortmund erneut schwer tun, gegen Gegner wie Köln Spiele einfach und sicher zu gewinnen. Das aber wird nötig sein, um mit dem FC Bayern dieses Mal von Anfang an Schritt zu halten.

Baumgart kann mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden sein

Wie schwer ein durchschlagskräftiger, präsenter Mittelstürmer wiegt, dürfte sich bei den Münchnern mit Superstar Harry Kane erweisen. Schon im ersten Spiel wirkte es so, als sei das die Sollbruchstelle beim BVB - zumindest im Vergleich zu den Bayern.

Steffen Baumgart vom sehr engagierten Gegner konnte sich dagegen auf Kölner Level ebenso freuen wie die aus dem nahen Köln mitgekommenen 8000 Gästefans: "Bis auf das Ergebnis hat heute viel gepasst", fand er. Nach dem Spiel schenkte er Dortmunds jungem Ersatzstürmer Moukoko noch seine Kappe. Baumgart hatte mal wieder alles gegeben. Dieses Mal noch ohne zählbaren Erfolg.

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