Klaus Allofs und Thomas Schaaf:Keine nette Werder-Familie

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Seit zwölf Jahren arbeiten Klaus Allofs und Thomas Schaaf gemeinsam bei Werder Bremen - bisweilen mit großem Erfolg. Es könnte passieren, dass beide den Verein bald verlassen. Der Klub ist laut Medienberichten "von der netten Werder-Familie so weit entfernt wie Griechenland von einem ausgeglichenen Staatshaushalt".

Jörg Marwedel

Nein, sie seien nicht wie ein Ehepaar, haben Klaus Allofs und Thomas Schaaf schon manches Mal unterstrichen. Eher ein gut aufeinander abgestimmtes und von Sympathie getragenes Arbeitsduo. Allofs ist der Boss und Geschäftsführer Sport bei Werder Bremen, der Trainer Schaaf sein wichtigster Mitarbeiter.

Trennung möglich, aber eigentlich kaum vorstellbar: Bremens Trainer Thomas Schaaf (links) und Sportmanager Klaus Allofs. (Foto: dpa)

Und beide zusammen stehen für eine zwölfjährige Erfolgsgeschichte mit dem Double 2004, einem weiteren DFB-Pokalsieg 2009, einem Uefa-Cup-Finale und sechs Teilnahmen an der Champions League. Jetzt sorgen sie sich in Bremen, dass diese Traumpaar-Ära in wenigen Monaten zu Ende geht.

Anlass zur Sorge gibt es tatsächlich genug. Chef Allofs hat zwar längst die Gespräche mit Thomas Schaaf über eine Verlängerung des am 30. Juni 2012 auslaufenden Vertrages begonnen. Doch schon jetzt sagt der Vorstandsvorsitzende, Schaaf mache sich "noch Gedanken".

Eine Entscheidung, prophezeit er, werde wohl erst zu Beginn des neuen Jahres fallen. Und wie es aussieht, wird der Coach seine Zusage für ein oder zwei weitere Werder-Jahre auch davon abhängig machen, ob sein Partner bleibt. Und das ist, glaubt man Allofs, so unklar wie nie.

Der frühere Nationalstürmer Allofs hatte am Sonntag vermutlich sehr gezielt die Fußball-Talkshow Doppelpass dazu genutzt, seine Unzufriedenheit über die Gespräche mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Willi Lemke über seine eigene Vertragsverlängerung (auch sein Kontrakt läuft 2012 aus) publik zu machen. "Man muss überprüfen, ob es das Richtige für beide Seiten ist. Die Chemie muss stimmen."

Für die Phrase mit der Chemie musste Allofs drei Euro ins Doppelpass-Phrasenschwein stecken, und doch sagte dieser Satz, so der Weserkurier, "mehr als 1000 Worte" aus über das angespannte Verhältnis zwischen Lemke und Allofs. Für Radio Bremen ist der Klub derzeit "von der netten Werder-Familie so weit entfernt wie Griechenland von einem ausgeglichenen Staatshaushalt".

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Mit Abstimmung

Seit Allofs im März 2009 die Werder-Geschäftsführung des zurückgetretenen Bankers Jürgen L. Born übernahm, ihm unerwartet einige teure Spieler-Fehleinkäufe unterliefen und die Bremer in der vergangenen Saison gar in den Abstiegskampf rutschten, ist sein Ansehen, behaupten Insider, im Kontrollgremium gesunken.

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Lemke selber hat sich jetzt in dieser Personalie einen Maulkorb verpasst, auch Allofs will nach seinem Fernseh-Vorstoß "keine Tendenz und weitere Wasserstandsmeldungen abgeben". Nur soviel sagte er der SZ am Dienstag aus eigenen Stücken: Gerüchte über Kontakte zu seinem früheren Klub 1. FC Köln, wo am Sonntag plötzlich Präsident Wolfgang Overath zurückgetreten ist, "spielen keine Rolle". Die Verhandlungen mit Werder hätten "absolute Exklusivität".

Es wird spekuliert, dass Lemke ihm zwar einen neuen Dreijahresvertrag angeboten hat, aber zu leistungsbezogenen Bezügen. Das wäre, so die Syker Kreiszeitung, ein "Affront" gegen den lange unumstrittenen Allofs. Auch zu dieser Behauptung möchte Allofs nichts sagen.

Sicher ist aber, dass es im Sommer heftigen öffentlichen Knatsch zwischen dem sportlichen Bereich und Lemke gab. Entzündet hatte er sich am vom AC Mailand ausgeliehenen griechischen Abwehrspieler Sokratis Papastathopoulos. Lemke forderte, wegen des Sparkurses müssten weitere Spieler verkauft werden und drohte, sein Gremium könne den Transfer des Griechen verhindern.

Allofs wiederum spottete: "Nach Werder-Maßstäben ist kein Geld da." Was bedeutete: Aus seiner Sicht sei das Risiko von 600 000 Euro Leihgebühr doch überschaubar. Auch Schaaf stellte sich bei diesen Personaldebatten hinter Allofs.

In die aktuelle Diskussionen aber will Schaaf sich nicht hineinziehen lassen. In den Medien gibt er sich eher linientreu, äußert keine Abwanderungsgedanken. Der Krach um Sokratis, sagt er zwar, sei "lehrreich" gewesen. So etwas sollte man künftig umgehen.

Und wenn man ihn auf die Zukunft des Bundesliga-Dritten anspricht, sagt er nur, wie wichtig es ihm sei, "wie viel Wissen und Erfahrung in der Mannschaft verbleibt". Immerhin laufen am Saisonende 13 Spielerverträge aus, darunter jene von Torjäger Pizarro, Torwart Wiese und Kapitän Fritz. Es wird für Schaafs Entscheidung, neben der Weiterverpflichtung von Allofs, also auch nicht unerheblich sein, wie viel der Klub trotz Sparkurs bereit ist, in den Kader zu investieren. Die Debatte läuft - mit offenem Ende.

© SZ vom 16.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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