DFB-Team gegen Israel:Fünf Jahre später - Weigls zweites Debüt

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Da ist er wieder: Julian Weigl (Mitte) beim Training mit der Nationalmannschaft. (Foto: Jan Hübner/Imago)

Der Benfica-Profi ist so lang nicht mehr nominiert worden, dass er bereits als Ex-Nationalspieler gelten musste. Eine halbe Ewigkeit nach einem Einsatz bei Podolskis Abschiedsgala kann er sich neu beweisen.

Von Philipp Selldorf, Frankfurt

Es gehört quasi zu den rituellen Anforderungen an neue Nationalspieler, dem Publikum über ihre erste Reaktion auf die Einladung zum DFB zu berichten. Immer wieder passiert es ja, dass Spieler den Herrn Bundestrainer erstmal beschimpfen, weil sie das Telefonat für einen Schwindel halten; Mark Uth, damals Schalke 04, hat vor ein paar Jahren hektisch den Baumarkt verlassen, als ihn unvermutet Jogi Löw aufschreckte - erst Stunden später fiel ihm auf, dass er versäumt hatte, Kaminholz zu besorgen; der Mainzer Anton Stach ist vorige Woche zweimal falsch abgebogen, nachdem ihm Hansi Flick seine Berufung für die Länderspiele übermittelte.

Julian Weigl, 26, hat seine erste Nominierung zur Nationalelf zwar schon im Mai 2016 erhalten, dennoch kam er sich nun wieder wie ein junger Debütant vor, als ihn auf einer Überraschungsparty zu Ehren seines Teamkollegen Soualhio Meite der Ruf der Heimat erreichte.

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Das Display zeigte ihm an, dass sich ein gewisser Hans-Dieter Flick gemeldet habe, offenbar hatte er dessen Nummer gespeichert - glauben mochte er es trotzdem nicht. Er suchte sich eine ruhige Ecke und rief zurück, und was darauf folgte, war eine Telefonkette: Weigl informierte die Eltern, die Ehefrau, Freunde und Förderer. "Die Freude war natürlich extrem groß", sagt er.

"Reifer und erwachsener" sei er in Portugal geworden, sagt Julian Weigl

Weigl ist so lang nicht mehr bedacht worden, dass er bereits als Ex-Nationalspieler gelten musste, sein jüngster Einsatz liegt ziemlich genau fünf Jahre zurück: Beim 1:0-Sieg gegen England, bei Lukas Podolskis Abschiedsgala, hatte er in Dortmund ein Heimspiel. Anfang 2020 verließ er den BVB, wechselte zu Benfica Lissabon und war dadurch noch ein Stück weiter weg von der Nationalelf.

Wenn die Zeichen nicht trügen, wird er bei seiner Rückkehr nach Deutschland gleich zeigen können, ob er in der Zwischenzeit sein Spiel geschärft hat, wie er am Donnerstag erzählte: "Reifer und erwachsener" sei er in Portugal geworden, sein Einsatz im defensiven Mittelfeld aggressiver und seine Orientierung offensiver.

All das wird er womöglich bereits am Samstagabend im Testspiel gegen Israel belegen dürfen, sollte ihm Flick anstelle des wegen Vaterpflichten abwesenden Joshua Kimmich die Mittelfeldzentrale anvertrauen. Es würde in die Logik der Planungen des Trainerstabes passen.

Julian Weigl war 2016 schonmal dabei, er schaffte es sogar in den EM-Kader. (Foto: Kenzo Tribouillard/AFP)

Außer Kimmich fehlt auch dessen gewohnter Nebenmann Leon Goretzka im Aufgebot. In Erwartung zweier Testspiele ist das nicht weiter schlimm, aber Flick möchte vorbereitet sein, falls sich so eine Situation wiederholen sollte. Weigl war zu Dortmunder Zeiten ein seriöser Sechser, noch immer beschreibt er sich als Spieler, "der versucht zu ordnen und Stabilität zu geben".

In dieser Rolle und als sicherheitsbewusster Ballverteiler hat er sich damals selbst etwas beschränkt, mittlerweile, sagt er, richte er den "Blick öfter nach vorn". Seinen Einfluss aufs große Ganze sollte er schon zur Geltung bringen, um Eindruck zu machen, viele Gelegenheiten wird es jenseits der just anstehenden Teststrecke nicht mehr geben, und an Konkurrenz mangelt es nicht: Wolfsburgs Max Arnold hatte sich im November bei Flick vorstellen dürfen, der Mainzer Stach steht bereit, und in Köln wartet Salih Özcan auf den magischen Anruf, von dem er dann der Nachwelt zu berichten hätte.

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