"Wir sind nicht hier, um Spaß zu haben", sagte Klopp später trotzdem recht zufrieden. Sein erstes Ziel war und ist es, seine Elf widerstandsfähiger zu machen. Mit Hilfe des enormen Aufwands - Liverpool war der erste Gegner Tottenhams, der in der laufenden Saison mehr als die Lilienweißen lief - und einigen spektakulären Paraden von Keeper Simon Mignolet blieb man seit dem 24. August (0:0 beim FC Arsenal) zum ersten Mal ohne Gegentor.
So richtig Spaß hatten dabei wohl jedoch die wenigsten gehabt. Da auch Pochettino die aggressive Vorwärtsverteidigung gegen den Ball predigt, hatte sich das Geschehen nach dem Seitenwechsel in einem Mittelfeld-Kleinkrieg ohne entscheidende Vorstöße in gefährliche Gebiete erschöpft. Beide Vereine hecheln so weiter den Champions-League-Plätzen hinterher.
"Es war cool", lautete am Ende Klopps Fazit einer Partie, die zwangsläufig nicht mit dem öffentlichen Hype um seine Person hatte mithalten konnte. Seit José Mourinhos Ankunft beim FC Chelsea vor elf Jahren hatte man in England dem ersten Einsatz eines Übungsleiters nicht mehr derart stark entgegengefiebert. Für den selbst erklärten "Normal One" Klopp ist es auf Sicht wahrscheinlich besser, dass nach der Nullnummer in der Hauptstadt wieder die Defizite der Mannschaft in den Fokus rücken, und mit ihnen die Schwere seiner Aufgabe. "Ich hoffe, dass sich alle beruhigen", sagte Klopp.
Im Rest des Landes wird das mit Sicherheit geschehen, in Liverpool selbst aber fiebert man natürlich schon wieder dem nächsten, noch größeren Debüt entgegen - dem ersten Heimspiel, am Donnerstag gegen Rubin Kasan in der Europa League. "Mein Held, mein Kumpel", proklamierte eines der vielen Klopp-Banner in der Gästekurve auf Deutsch am Samstag. Die Herzen der Anhängerschaft hat er bereits gewonnen, wenn auch noch nicht ein Spiel.