Jubiläum von Jupp Heynckes:Und ewig lockt die Bundesliga

Lesezeit: 2 min

Schon oft wollte sich Jupp Heynckes von der Fußball-Bühne zurückziehen - zuletzt kam ein Angebot aus München dazwischen. Gegen Bremen ist der 67-Jährige zum 1000. Mal im Bundesliga-Einsatz. Im Mai wird seine Karriere vermutlich dort enden, wo sie einst begonnen hat.

Von Andreas Burkert

Er kann noch jeden Namen nennen, auch die Ergebnisse entscheidender Partien. Seine Augen funkeln dabei, die frisch rasierte Haut glüht. "Da habe ich in einer großen Mannschaft gespielt, wir haben den Fußball revolutioniert damals mit unserem Spiel", sagt Jupp Heynckes, "wir sind wie Phoenix aus der Asche hochgekommen, die Gladbacher Fohlen."

1971 die erste deutsche Meisterschaft zu gewinnen mit der Borussia, sagt er weiter, "das werde ich nie vergessen, das war das schönste Fußballerjahr, das ich in meiner ganzen Laufbahn erlebt habe". In diesen Tagen sind die Schwarzweiß-Fotos von damals und die Erinnerungen zwangsläufig wieder präsent beim Trainer des FC Bayern, obwohl er sich selbst aus solchen Jubiläen wenig macht.

Aber ihn fragt ja offenbar niemand, ob er das will, wie ihn ja wohl auch niemand gefragt hat, ob sie das in ihrer Pressemitteilung auch wirklich so verkünden dürfen: dass er mit seinem Abschied aus München zum Sommer auch tatsächlich seine Karriere beendet, wie die Bayern das zu seiner Verärgerung vermeldeten. Aber diesmal ist Heynckes sicher nicht sauer auf Karl-Heinz Rummenigge. "Wir werden den Trainer am Samstag besonders ehren", sagt der Vorstandschef der Bayern, "denn das hat er verdient."

Anlass ist nicht der Gewinn der deutschen Meisterschaft, obwohl sie den Bayern schon vor dem Heimspiel am 23. Spieltag gegen Bremen so sicher ist wie die angeborene Antipathie des Werder-Aufsichtsrats Willi Lemke. Anlass für ein paar Blumen und einen festen Händedruck ist eine unglaubliche Zahl: Für Heynckes, 67, ist es das 1000. Spiel in der Bundesliga.

Angefangen hat alles mit 20, im August 1965 gegen einen Verein namens Borussia Neunkirchen (1:1). Insgesamt 369 Spiele bestritt der Stürmer Heynckes in der ersten Klasse (86 davon für Hannover 96; 1967 bis 1970), 220 Tore erzielte der Weltmeister von 1974. Auch als Trainer begann er bei "meinem Verein", beim VfL Borussia: 1979 als Nachfolger von Udo Lattek hieß es beim Debüt ebenfalls 1:1 - gegen die Schalker um Klaus Fischer und Tanne Fichtel.

Eine große Laufbahn ginge da also am 18. Mai zu Ende, mit dann 68, mit der deutschen Meisterschaft und Heynckes' 1012. Bundesliga-Einsatz in: Mönchengladbach.

Obwohl, sein Karriere-Ende will Heynckes ja selbst verkünden, das hat er Mitte Januar betont, als die Bayern Pep Guardiolas Verpflichtung vermeldetet hatten. Seitdem kokettiert er ein wenig mit seiner vermeintlich ungewissen Zukunft, wobei er den Übergang in den Ruhestand ja schon vor der Saison avisierte ("dann geht ein Lebensabschnitt zu Ende") und dazu auch diese Woche vor dem Europacup-Spiel in London einen unbemerkten, aber erhellenden Nebensatz ("... wenn ich dann im August auf meinem Bauernhof sitze") fallen ließ.

Bis dahin will Heynckes den veränderten Anforderungen des Fußballgeschäfts ("Medien, Tempo, Training, Spielvorbereitung") gerecht werden auf dem Weg zur Rekordsaison. Für die Partie gegen Bremen heißt das, schon die nächste Partie mitzucoachen - den Cup-Knüller am Mittwoch gegen Dortmund. Franck Ribéry ist im Pokal gesperrt, weshalb der Holländer Arjen Robben in der Startelf stehen soll. Ribéry spiele gegen Bremen aber trotzdem, "selbstverständlich".

© SZ vom 23.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: