SSV Jahn Regensburg:Verflixte Elementarteilchen

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"Etwas zu billig": Hier erzielt der Magdeburger Luca Schuler den Führungstreffer. (Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/Imago)

Der SSV Jahn zeigt beim Aus im DFB-Pokal gegen Magdeburg trotz all der Umbauten im Sommer erneut eine ansprechende Leistung. Es hapert aber weiterhin an den Enden des Fußballfeldes.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Wenn sich die Stirnen zweier Fußballer treffen, dann schmerzt das - entweder körperlich, weil es sich um ein wahrlich missglücktes Kopfballduell handeln muss. Oder seelisch, weil sich ein Wortgefecht entspinnt, das einen wenig zufriedenstellenden Auslöser haben muss. So wie beim DFB-Pokalspiel am Montag in Regensburg, als sich die zweite Variante ergab: Baris Atik vom 1. FC Magdeburg foulte Andreas Geipl weit in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit an der Seitenauslinie unangemessen heftig. Das erzürnte den kantigen SSV-Jahn-Mittelfeldspieler dermaßen, dass er aufsprang und, die Stirn an Atiks Stirn gepresst, einen Monolog startete. Der Magdeburger entzog sich diesem durch geschicktes Abdrehen, dessen Mitspieler Leon Bell schubste Geipl daraufhin in die Werbebande. Am Ende der Szene schrien die Fans beider Mannschaften noch ein Stück lauter, der FCM führte weiter 1:0 und die Spieler klatschten sich alle ab. Geipl und Atik bekamen gelbe Karten, zwei von insgesamt neun, es hätten ob der robusten Spielweise beider Teams gut und gerne mehr werden können.

Es war eben ein knackiges Erstrundenduell unter der heißen Sonne der Oberpfalz - mit all den damit einhergehenden Emotionen und Sticheleien. Und so wie sich Atik in der Szene geschickt Geipl entzog, so entzog sich auch sein Klub an diesem Abend geschickter dem im Pokal drohenden Ausscheiden als der Jahn. 2:1 (1:0) gewann Zweitligist 1. FC Magdeburg, erstmals seit 2017 ist er wieder in die zweite Pokalrunde eingezogen. Der Zweitliga-Absteiger Jahn dagegen scheiterte nun so früh wie seit vier Jahren nicht.

"Darauf kann man definitiv aufbauen": Trainer Enochs ist mit der Leistung seines Teams durchaus einverstanden

Nach dem 1:1 gegen die SpVgg Unterhaching zum Ligaauftakt gelang den Regensburgern erneut kein Sieg. "Wir kriegen die Tore zurzeit einfach zu billig. Gerade beim ersten Gegentor haben wir die Chance, den Ball zu klären", sagte der Coach. Er meinte damit, dass dieses 1:0 des FCM schlicht eine Kopie des Hachinger Treffers war. Ein langer Ball von Amara Condé hinter die Viererkette reichte, um die Abwehr der Regensburger zu entkernen. Luca Schuler nutzte dies zur Führung (16. Minute). Beim 2:0 entwischte Jean Hugonet dem Regensburger Elias Huth nach einer Ecke und traf per Hacke (60.).

Bis aufs letzte Elementarteilchen abgestimmt wirkt das Jahn-Spiel mit den insgesamt 17 im Sommer neu zum Verein gestoßenen Spielern noch nicht. Trotzdem findet Enochs: "Klar sind wir traurig und enttäuscht, dass wir rausgeflogen sind, aber ich bin stolz auf die Leistung und die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball gespielt hat. Darauf kann man definitiv aufbauen." Und wie das so ist mit den zwei Seiten einer Geschichte, hat er damit auch nicht Unrecht. Seine Spieler zeigten erneut eine kämpferisch vorzügliche und spielerisch ansehnliche Leistung. An den beiden Enden des Fußballfeldes, wo es auf sensibelste Anpassungen ankommt, hapert es aber noch. Was freilich fatal ist, weil dort die Tore stehen, die über Sieg und Niederlage entscheiden.

"Eine Welle nach der anderen" sah der Rechtsaußen Konrad Faber in der zweiten Halbzeit unter immer lautstärkeren Anfeuerungen der Regensburger Anhänger losrollen. Doch auch im Angriff müssen die Spieler ihre liebsten Laufwege erst noch abstimmen, damit die Steilpässe und Flanken nicht in den Armen des gegnerischen Torwarts oder hinter der Torauslinie enden, was für die kommenden Wochen Trainingsarbeit verheißt.

Das Tor von Dominik Kother - ein abgefälschter Schuss aus spitzem Winkel nach einem Doppelpass mit Faber (63.) - stach in dieser Hinsicht nur als Ausnahme von der Regel heraus. Ansonsten notierten die Trainer wie schon beim Auftakt gegen Haching zwar ein Regensburger Chancenplus, der freistehende Mittelstürmer Huth schoss FCM-Torwart Dominik Reimann aus vier Metern an (33.). Und so bleibt ein Gedanke: Sobald die SSV-Fußballer mit dem Ball den gegnerischen Strafraum erreichen, fehlt ihnen noch das Zutrauen in die eigenen Stärken, und vielleicht auch in die des Mitspielers. Großartige Mannschaften wachsen über Jahre. "Noch mehr Strafraumsituationen" erhofft sich Enochs in der nächsten Zeit, dann "werden auch mehr Tore fallen".

Denn eines ist ihm klar: Nach dem Abstieg bräuchten gerade die Dagebliebenen wie Faber, Benedikt Saller oder Christian Viet wieder mal so ein Siegererlebnis - am besten schon am Sonntag (16.30 Uhr) in Verl. Die Struktur dafür stimmt ja eigentlich, aber auf die Elementarteilchen wird es ankommen.

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