Schwedens Alexander Isak bei der EM:Ibrahimovics Nachfolger

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Ein Mann für ungewöhnliche Momente: Alexander Isak. (Foto: Joel Marklund/imago)

Als Jugendlicher kam Alexander Isak zu Borussia Dortmund, inzwischen ist er 21, stürmt für Real Sociedad und sorgt auch ohne Tore dafür, dass Schweden vor dem Achtelfinaleinzug steht.

Von Sebastian Fischer, Sankt Petersburg

Alexander Isak hatte schon zwei Spieler nahe der Seitenlinie ausgedribbelt, er musste schon müde sein, aber es half ja nichts. Schräg lief er auf den Strafraum der Slowakei zu, ging auch noch am nächsten Gegner vorbei, hatte Platz zu schießen, doch Torwart Martin Dubravka hielt den Ball. Isak schüttelte schwer atmend den Kopf. Wenig später leitete er das Siegtor ein.

Schwedens Nationaltrainer Janne Andersson lobte den Stürmer nach dem 1:0 gegen die Slowakei in hohen Tönen. Isak, der schon als 17-Jähriger zu Borussia Dortmund kam und inzwischen mit 21 für Real Sociedad regelmäßig trifft, sei ein großes Talent, trotz seiner Jugend ist er in Schwedens Startelf gesetzt. Er übernehme für sein Alter beeindruckend viel Verantwortung. Es ist schließlich sein erstes großes Turnier.

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In sieben Pflichtspielen im Jahr 2021 hat Schweden erst ein Gegentor kassiert

Vielleicht ist es seine Bühne für den nächsten Transfer, jedenfalls verhandelt Real Sociedad nach Informationen von Sport 1 gerade mit Borussia Dortmund darüber, eine Rückkaufklausel über 30 Millionen Euro wieder loszuwerden. Die hatte sich Dortmund 2019 zusichern lassen, als der BVB den Angreifer für rund 6,5 Millionen nach Spanien ziehen ließ.

Andersson sagte vorsichtshalber auch, dass Isak für sein Spiel den Einfluss der Kollegen brauche. Und dass er noch viel Entwicklungspotenzial habe. Seine Aussagen sollten ja keineswegs so interpretiert werden, als müsse der 1,92 Meter große Angreifer die schwedische Offensive ganz allein mit Torgefahr versorgen.

Der Sieg gegen die Slowakei sicherte nach dem 0:0 zum Auftakt gegen Spanien vier Punkte. Den Ergebnissen nach zu urteilen spielen die Skandinavier bislang ein sehr gutes Turnier, das Achtelfinale ist nun sehr nah. Andersson bewertete seine Mannschaft mit entsprechendem Wohlwollen. Nur ein Gegentor hat Schweden in sieben Spielen 2021 bislang kassiert. Und ja, auch nach vorne habe es besser ausgesehen. Das traf allerdings erst auf die letzte halbe Stunde der Partie zu. Und es brauchte den Strafstoß des Leipzigers Emil Forsberg für das erlösende Tor in der 77. Minute.

Fehlt Schweden bei der EM: Zlatan Ibrahimovic, 39, hatte seine Karriere im Nationalteam schon beendet, nun bremst ihn sein lädiertes Knie. Das lenkt den Blick auf seine Nachfolger. (Foto: Jesper Zerman/Bildbyran/imago)

Gegen Spanien hatte Andersson noch sehr konsequent auf die bewährte Sicherheit in der Defensive gesetzt, nur 25 Prozent Ballbesitz hatten die Schweden. Diesmal brauchte es gegen die ihrerseits tief verteidigenden, im Auftaktspiel gegen Polen überraschend siegreichen Slowaken mehr Offensive. Das gelang in der ersten Halbzeit so gut wie nicht und änderte sich erst in der zweiten Hälfte nach und nach - bis schließlich der eingewechselte Robin Quaison von Mainz 05 nach Vorlage von Isak im Strafraum gefoult wurde.

Es ist etwas leidig und unfair für die nachfolgenden Generationen, aber die Bewertung des schwedischen Fußballs, seines Angriffs insbesondere, kommt weiterhin kaum ohne die Nennung eines berühmten Namens aus. Zlatan Ibrahimovic hatte seine Karriere im Nationalteam schon beendet, aber diesmal hätte er mit 39 wieder mitgespielt, würde ihn nicht sein lädiertes Knie bremsen. Das lenkt den Blick unweigerlich auf seine Nachfolger.

Einer, dessen Namen die schwedischen Fans in Sankt Petersburg sangen, saß 90 Minuten draußen. Dejan Kulusevski, 21, von Juventus Turin war nach seiner Corona-Infektion vor dem Turnier wieder im Kader, aber aufgrund des Spielverlaufs sei für ihn kein Platz gewesen, sagte der Trainer. Gesetzt zu sein scheint dagegen weiterhin der in Schweden nicht immer wohlwollend gesehene Stürmer Marcus Berg, 34. Isaks Nebenmann verließ wie so oft nach einer Stunde den Platz, diesmal ohne große Wirkung entfaltet zu haben. Die Einwechslung von Quaison, 27, bewährte sich. Der Mainzer habe im Training überzeugt, lobte Andersson.

Gary Lineker? "Ist das ein alter Spieler, der jetzt im Studio arbeitet?"

Ein Hauptdarsteller war natürlich Siegtorschütze Forsberg, 29, der auf dem Flügel auflief. Er habe gut gespielt, sagte der Trainer, aber: Forsberg müsse öfter die Initiative übernehmen und dafür öfter den Ball bekommen. Der Leipziger war durchaus häufig in Aktion am Freitag, aber seinen Pässen fehlte es oft am richtigen Timing, sie gerieten meist ein Stück zu lang oder zu kurz. Wie frustrierend der Tag für ihn gewesen war, bis er traf, zeigte sein Jubel: Er trat gegen die Bande. Es gibt also schon noch viel zu verbessern, wenn die Schweden dem Erfolg bei der WM 2018 nahekommen wollen, als sie ins Viertelfinale einzogen.

Isak dagegen könnte nahezu genau so weitermachen. Gary Lineker, englischer TV-Experte und Torschützenkönig der WM 1986, nannte ihn ein außergewöhnliches Talent, das mit Sicherheit die Aufmerksamkeit von Klubs aus ganz Europa auf sich ziehen werde. "Ich kenne ihn nicht wirklich. Ist das ein alter Spieler, der jetzt im Studio arbeitet?", fragte Isak darauf angesprochen. Ein gutes Zeichen, mit Blick auf die Nachfolge von Ibrahimovic: Die Fußballhistorie scheint ihn nicht so sehr zu interessieren.

Zu seinem Spiel mit zwei vergebenen Torchancen sagte er, dass ihm eigentlich nur ein eigener Treffer gefehlt habe. Zu seiner Beruhigung könnten die Pläne von Trainer Andersson dienen. Man müsse aus der Partie zwischen Spanien und Polen (1:1) Rückschlüsse auf die Taktik für das abschließende Gruppenspiel gegen Polen ziehen und sich an den Gegner anpassen. Ein 0:0 würde fürs Weiterkommen reichen.

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