Interview mit Hermann Gerland:"Als ich schön war, wollten sie mich ja nicht sehen"

SZ: Was umfasst diese Zusammenarbeit noch?

Gerland: Die trainieren unter einem der besten Trainer der Welt. Ich kann nicht sagen, wer der Beste ist, weil ich die anderen nicht kenne. Aber er gehört zu dem elitären Kreis. Er weiß, was die Spieler können und was sie lernen müssen. Wenn ich da nicht konzentriert bin und mich aufs Training freue, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.

SZ: Haben manche Ihrer Spieler ein Problem mit der Einstellung?

Gerland: Es gibt Menschen, die sind so und die kann man nicht ändern. Ich werde immer laut und aggressiv sein, weil der liebe Gott mir das mitgegeben hat. Er hat mir auch ein gutes Auge mitgegeben, damit ich erkenne: Aha, der kann das spielen, der nicht. Aber ich bin nicht der Psychologe, der den Jungen tröstet, wenn ich ihm zum 28. Mal gesagt habe, dass er aus dem Winkel in die lange Ecke schießen muss und er zum 28. Mal am kurzen Eck vorbeigeschossen hat. Dann gehe ich nicht zu ihm hin und sage: "Mein armer Junge, vielleicht klappt es beim nächsten Mal." Wir haben ein hohes Anspruchsdenken an die technisch-taktisch-spielerischen Fähigkeiten, aber auch an die Einstellung des Einzelnen. Wir müssen ausbilden für die Weltmeisterschaft. Das ist ja bewiesen worden: Wenn du bei Bayern München einen Stammplatz hast, spielst du bei der WM.

SZ: Was ist für Ihre Mannschaft in dieser Drittliga-Saison möglich?

Gerland: Es ist jedes Jahr das gleiche: Wir müssen punkten. Die erste Chance haben wir vertan. Es wäre daher gut, wenn wir am Samstag drei Punkte holen.

SZ: Im vergangenen Jahr stand das Team lange hinten in der Tabelle - fürchten Sie das auch für dieses Jahr?

Gerland: Was heißt fürchten? Die Möglichkeit besteht. Im vergangenen Jahr war ein Ekici da. Der hat für Mehmet (Scholl, Gerlands Vorgänger) alleine zehn Punkte geholt. Der fehlt mir.

SZ: Wie wird Ihr Pensum als Co-Trainer der Profis und Cheftrainer der zweiten Mannschaft sein?

Gerland: Wenn wir zweimal Training haben, trainiere ich mit der zweiten Mannschaft um neun Uhr, um halb zwölf mit der ersten, um halb vier mit der zweiten und um 18 Uhr mit der ersten. Wenn Spiele kollidieren, bin ich bei der zweiten, keine Frage. Mein alter Kopp muss nicht mehr ins Fernsehen. Der Bauch wird dicker und die Haare dünner. Früher, als ich schön war, wollten sie mich ja nicht sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: