Handball:Dynamische Panther

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Früher Weggefährten, jetzt konkurrierende Trainer in der dritten Handballliga: Fürstenfeldbrucks Martin Wild (li.) und HT-Coach Johannes Borschel. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Drittliga-Derby im südbayerischen Handball - das gibt es erst seit dieser Saison. Der etablierte TuS Fürstenfeldbruck schlägt wie in der Hinrunde den Aufsteiger HT München. Dessen Konzept ist auf die nächsten fünf, sechs Jahre ausgelegt.

Von Heike A. Batzer

Diejenigen, die am Samstagabend in die ausverkaufte Hachinga Halle gekommen waren, die brauchten nicht mehr von der Anziehungskraft ihres Sports überzeugt zu werden. Die knapp 600 Zuschauer hätten sich wohl auch ohne das Europameisterschaftsfieber, das in den vergangenen zwei Wochen grassierte, das Duell zwischen den Handballern von HT München und dem TuS Fürstenfeldbruck angesehen. Ein Lokalderby dieser Art gibt es erst seit der laufenden Saison, seit das Team aus dem Hachinger Tal in die dritte Liga aufgestiegen ist. In den zurückliegenden zehn Jahren waren die Brucker Panther, wie sie sich selbst nennen, Alleinunterhalter im südbayerischen Raum gewesen. Im Derby-Rückspiel wiederholten sie das, was sie schon in der Hinrunde taten: Sie gewannen, diesmal mit 31:26 Toren.

Angefeuert von rund 100 eigenen Fans zeigten sie sich gut erholt von der Überraschungsniederlage, die sie eine Woche zuvor gegen den Drittletzten aus Waiblingen kassiert hatten. Als Vorletzter steht HT München noch ein bisschen schlechter da, doch abgeschrieben hat man sich noch nicht, zumal gerade erst gut die Hälfte von 30 Spieltagen absolviert ist. Die Süd-Staffel der dritten Liga gilt in diesem Jahr als besonders stark besetzt. Fürstenfeldbrucks Handballer stehen derzeit als Vierter in dem Bereich, in dem ihr Trainer Martin Wild sie zu Saisonbeginn eingeordnet hatte.

Man habe bewiesen, dass "wir nicht Woche für Woche abgeschlachtet werden", sagt HT-Trainer Borschel

In Haching lagen die Brucker nach einem 3:3-Zwischenstand stets in Führung, zur Halbzeit bereits mit 17:11. Dynamik und Tore kamen zunächst von den Außenbahnen, wo Florian Bernhard (rechts) und der spätere elfmalige Torschütze Felix Kerst (links) zusammen die ersten zehn Brucker Treffer machten. Bernhard ist erst 17 Jahre alt und hat sich in Höchstgeschwindigkeit einen Stammplatz im Drittligateam erobert. Mit einem Pflaster auf der Nase, die er sich zehn Tage zuvor im Training gebrochen hatte, ging er ins Spiel und versenkte einen Gegenstoß nach dem anderen.

Im Rückraum fehlten dem Brucker Spiel der Langzeitverletzte Johannes Stumpf, für den die Saison nach einer schweren Schulterverletzung schon im Oktober beendet war, sowie der angeschlagene Sebastian Meinzer. Und Philipp Hlawatsch musste nach 25 Minuten vom Feld, nachdem ihm der Ball derart unglücklich an die linke Hand gesprungen war, dass er sich dabei den Daumen auskugelte. Am Ende mussten die Gäste mit drei gelernten Rückraumspielern auskommen, darunter immerhin die bundesligaerfahrenen Benedikt Kellner und Jonas Link. "Ein Arbeitssieg", resümierte Trainer Wild, der ihn dennoch "rundum zufrieden" stellte, weil seine Mannschaft große Leidenschaft beim Erledigen der Aufgabe an den Tag gelegt hatte. Die zeigte auch Sebastian Allmendinger im Tor. Der Unterhachinger hat beim TuS Fürstenfeldbruck die Nachfolge des langjährigen Torhüters Michael Luderschmid angetreten, der seine Karriere beendet hat, und steht diesem mit seinen Paraden in nichts nach.

Brucks Trainer Wild möchte spätestens im Sommer 2025 aufhören - und könnte sich dann eine Rolle als Sportlicher Leiter vorstellen

Einer, der den Weg in die andere Richtung beschritten hatte, musste indes passen. Yannick Engelmann, vor der Spielzeit aus Fürstenfeldbruck ins Hachinger Tal gewechselt, saß verletzt im Publikum. Seine Würfe aus dem Rückraum hätten seinem Team gut tun können, zumal auch noch Benedikt Hagitte und Vitus Baumgartner verletzt fehlten. HT-Trainer Johannes Borschel, der seine beiden letzten Jahre als aktiver Handballer unter Martin Wild in Fürstenfeldbruck verbracht hatte, will trotz der bislang mageren Ausbeute von fünf Punkten nicht allzu oft auf die Tabelle blicken: "Das hilft uns gar nichts." Man habe teils ansprechende Leistungen gezeigt in der Liga und bewiesen, dass "wir nicht Woche für Woche abgeschlachtet werden". Der sportliche Weg von HT München sei ohnehin auf fünf, sechs Jahre angelegt, auch die Unterstützung im Verein und seinem Umfeld nehme eine gute Entwicklung. Und auch die Nachbarn aus Fürstenfeldbruck schätzen den neuen Konkurrenten. Ein zweiter Drittligist in der Region, "das tut uns allen gut", sagt Martin Wild: "Ich wünsche HT einen langen Atem."

Mit Ausnahme der Zweitligasaison 2020/21 reichte es bislang auch in Fürstenfeldbruck nicht, den Handball im Großraum München dauerhaft im Profisport zu etablieren. Es fehlt an Geld und Personal, das sich zum Beispiel im Stile eines Sportlichen Leiters um die Mannschaft kümmert. Eine solche Rolle könnte sich Wild, der am Montag 45 Jahre alt wurde, für sich selbst vorstellen, spätestens im Sommer 2025 werde er als Trainer Schluss machen, verrät er. Im 14. Jahr trainiert er jetzt die Brucker Panther, die geistig-emotionale Belastung sei schon ziemlich groß, sagt Wild: "Du kannst einfach nie abschalten."

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