HSV schlägt Augsburg:"So etwas habe ich noch nicht erlebt"

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(Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)
  • Der Hamburger SV gewinnt zwar 1:0 gegen den FC Augsburg, doch auch drei Punkte vertreiben die Sorgen im Volkspark nicht.
  • Torschütze Nicolai Müller reißt sich beim Jubeln das Kreuzband am rechten Knie.
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Von Jörg Marwedel, Hamburg

Der harte Kern der HSV-Fans hat immer noch Visionen. Vor der Partie der beiden "Pokal-Deppen" (Augsburgs Kapitän Daniel Baier nach dem Aus der beiden Bundesligaklubs gegen Drittligisten vergangene Woche) zierte ein großes Transparent die Nordkurve: "In Hamburg werden Träume wahr." Der kleine Traum im ersten Bundesliga-Saisonspiel ging tatsächlich in Erfüllung: Ein 1:0-Sieg über den FC Augsburg im gefühlt ersten Abstiegsduell der neuen Saison. Damit haben die Hamburger schon jetzt mehr Punkte als im vergangenen Jahr nach zehn Spielen, da waren es gerade zwei. Entsprechend gigantisch war der Frohsinn auf den Rängen - man ist schon extrem bescheiden geworden.

Die Augsburger wiederum, in diesem Transfersommer ihrer drei erfahrensten Profis Halil Altintop, Paul Verhaegh und Raul Bobadilla beraubt, hatten statistisch zwar mehr vom Spiel (mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Flanken und Eckbälle), aber es gelang ihnen nicht ein einziges Mal, den HSV-Keeper Christian Mathenia wirklich in Bedrängnis zu bringen. Dass der HSV-Trainer Markus Gisdol den Tag trotzdem "schön" fand und der Augsburger Kollege Manuel Baum urteilte, sein Team habe "ein gutes Spiel gemacht, das wir nicht verlieren durften", sagt eine Menge aus über die Ziele beider Vereine.

Hamburg kontert im eigenen Stadion

Der HSV hatte etwas Glück, als Nicolai Müller schon in der 8. Minute eine Flanke von Wallace zum einzigen Treffer des Spiels im Tor unterbrachte - allerdings mit Hilfe des Torwarts Marwin Hitz, der auf fatale Weise danebengriff. Doch zum Glück kam auch wieder Hamburger Pech hinzu. Beim Jubel verdrehte sich Müller das Knie und musste ein paar Minuten später gegen Aaron Hunt ausgewechselt werden. Am Sonntag war dann klar, dass er sich das Kreuzband gerissen hat und monatelang ausfallen wird. "Das ist sehr bitter", sagte Gisdol, "so etwas habe ich noch nicht erlebt." "Scheiße", fand Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos. Schon vor dem Anpfiff war sein Nebenmann Mergim Mavraj mit einer Wirbel-Blockade ausgefallen und wurde durch Gideon Jung ersetzt.

Zwei Szenen hätten dem Spiel eine andere Wendung geben können. Wäre Schiedsrichter Daniel Siebert auf die Schwalbe des früheren Hamburgers Michael Gregoritsch hereingefallen, hätte es schon in der 20. Minute per Elfmeter 1:1 stehen können. Doch Siebert durchschaute den Stürmer, gab ihm die gelbe Karte und das Publikum traktierte den früheren HSVer mit heftigen Pfiffen. In diesem Fall benötigte der Unparteiische den Videobeweis nicht. Doch in der 44. Minute hätte er ihn brauchen können, als Jung FCA-Angreifer Alfred Finnbogason von den Beinen holte. Siebert ließ weiterspielen und wurde nicht von der Video-Außenstelle in Köln behelligt, denn die fiel in Hamburg aus technischen Gründen beim Start aus.

So konnten die Hanseaten froh sein, sich die drei Punkte mit Konterfußball im eigenen Stadion erobert zu haben. Sie hatten ja mehr noch als die Augsburger eine "harte Woche" hinter sich, wie Verteidiger Dennis Diekmeier anmerkte. Denn es musste ja nicht nur der nächste Tiefschlag im DFB-Pokal mit dem 1:3 beim VfL Osnabrück verarbeitet werden, sondern auch die neuerlich heftige Kritik ihres Investors Klaus-Michael Kühne an Mannschaft, Trainer und Manager. Gisdol wollte die Rüffel des Geldgebers nicht so "hochkochen". Man befinde sich ja im Showgeschäft, merkte er an. Sportdirektor Jens Todt erwiderte Kühnes Tadel insbesondere an Stürmer Pierre-Michel Lasogga, den er als "Lusche" bezeichnet hatte, so: "Wir haben gesagt, dass wir keine Spieler wegschicken. Fakt ist, dass wir uns vor unsere Spieler stellen."

Immerhin: Die beiden Sechser, der gerade erst genesene Albin Ekdal und Wallace, gaben dem Team diesmal etwas Halt. Der 18-jährige Niederländer Rick van Drongelen hatten ein ordentliches Debüt auf der linken Seite. Gisdol hatte den abwanderungswilligen Brasilianer Douglas Santos nicht nominiert, ebenso wie Augsburg den vom HSV umworbenen Konstantinos Stafylidis nicht im Kader hatte.

Papadopoulos, diesmal Kapitän anstelle des formschwachen Gotoku Sakai, befand: "Wir haben den Charaktertest bestanden und superhart zusammengearbeitet." Die Mannschaft "funktioniert", sagte er. Und Augsburg? "Im letzten Fünftel" des Spielfeldes, erkannte Gregoritsch, "waren wir nicht gefährlich". Weil nämlich die kämpfenden Hamburger immer wieder ein Bein oder ihren Körper dazwischen warfen. Wie im Abstiegskampf eben.

© SZ vom 20.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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