HSV-Niederlage gegen Frankfurt:Immerhin mal ein Tor

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Nicolai Müller (re.): Erster HSV-Torschütze der "neuen" Saison (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Nach 508 Minuten in der neuen Saison gelingt dem HSV endlich ein Tor - am Ende verliert das Team trotzdem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt. Hertha BSC unterliegt durch einen zweifelhaften Strafstoß dem FC Augsburg, Trainer Jos Luhukay ärgert sich maßlos.

  • Der Hamburger SV stellt einen neuen Negativrekord auf, weil er erst nach 508 Minuten in der neuen Saison ein Tor schießt. Trotzdem gewinnt Eintracht Frankfurt 2:1.
  • Hertha BSC verliert gegen FC Augsburg mit 0:1 (0:1). Paul Verhaegh verwandelt einen umstrittenen Strafstoß und prallt später mit Herthas Ronny zusammen. Er wird in ein Krankenhaus gebracht.
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Piazon versaut Hamburger Euphorie

Der Hamburger SV hat trotz des Endes seines Torfluchs nach 508 langen Minuten die nächste bittere Pleite in der Fußball-Bundesliga kassiert. Der Bundesliga-Dino unterlag nach einem Traumtor von Lucas Piazon (90.) Eintracht Frankfurt mit 1:2 (0:1) und bleibt nach sechs Spielen mit zwei Punkten Tabellenletzter. Dabei hatte Nicolai Müller (58.) nach dem Rückstand durch Haris Seferovic (44.) den umjubelten ersten Saisontreffer der Gastgeber erzielt und die Hamburger vom ersten Sieg träumen lassen. Doch dann traf der kurz zuvor eingewechselte Piazon per Freistoß in den Winkel und versetzte dem HSV den nächsten Stich.

Frankfurt verbesserte sich durch den zweiten Saisonsieg auf Platz sieben. Zuvor hatte der HSV zudem einen 35 Jahre alten Negativrekord des VfL Bochum "übertroffen". Der Ruhrpott-Klub war zu Beginn der Saison 1979/80 474 Minuten ohne eigenen Treffer geblieben.

Forscher Start des HSV

Die 47.643 Zuschauer in der Hamburger Arena wurden in der ersten Spielhälfte nicht gerade von ihren Sitzen gerissen. Die Hanseaten starteten zwar forsch und suchten über die agile linke Seite mit Außenverteidiger Matthias Ostrzolek und Offensivmann Zoltan Stieber immer wieder ihr Glück in der Offensive. Doch spätestens an der Strafraumgrenze war Schluss. Da auch Lewis Holtby und Müller wenig bis gar nichts aus dem vielen Ballbesitz machten, hing Torjäger Pierre-Michel Lasogga wie in den Vorwochen lange in der Luft. Mit resoluter Zweikampfführung hielt die Eintracht die Defensive fast problemlos dicht, obwohl in Abwehrchef Carlos Zambrano (Infekt) und Keeper Kevin Trapp (Syndesmoseriss) zwei wichtige Kräfte fehlten. Ersatztorhüter Kevin Wiedwald war im ersten Durchgang nur beim Kopfball von Hamburgs Innenverteidiger Cléber ernsthaft gefordert (27.). Holtbys Schuss aus 13 Metern blockte Marco Russ gerade noch ab (33.).

Müller macht den ersten HSV-Treffer

Obwohl sich die Gäste nur äußerst zaghaft in die gegnerische Hälfte wagten, gingen sie mit einer Führung in die Pause. HSV-Innenverteidiger Cléber hatte Seferovic das Spiel leicht gemacht, indem er vor dem Treffer über den Ball schlug. Nach dem Wechsel zahlten sich die nun intensiveren Bemühungen des HSV erstmals in dieser Saison mit einem Treffer aus. Holtby spielte Torschütze Müller schön frei. Nun waren die Gastgeber obenauf und drängten die zu passive Eintracht vehement in die eigene Hälfte. Doch weiterhin fehlte es den einsatzfreudigen Hanseaten an Genauigkeit im letzten Spieldrittel. Dann kam das bittere Ende durch Piazons Sonntagsschuss.

Jos Luhukay kann gegen seinen Ex-Klub FC Augsburg nicht gewinnen. Der niederländische Trainer verlor mit Hertha BSC am Sonntag in der Fußball-Bundesliga an seiner früheren Wirkungsstätte mit 0:1 (0:1). In der vergangenen Saison hatte es für Luhukay mit den Berlinern wenigstens zu zwei torlosen Unentschieden gereicht. Das Tor für die Gastgeber erzielte vor 28 532 Zuschauern Kapitän Paul Verhaegh in der 27. Minuten mit einem streitbaren Foulelfmeter. Der clever agierende FCA-Angreifer Raul Bobadilla war nach einem leichten Kontakt mit Hertha-Torwart Thomas Kraft zu Fall gekommen. "Ich bin stinkesauer. Wir haben das Spiel durch den Schiedsrichter verloren. Das war nie und nimmer ein Foul", sagte Luhukay.

Den engagierten Augsburgern gelang mit ihrem dritten Saisonsieg der Sprung in die obere Tabellhälfte. Die gegen den FCA in der ersten Liga weiterhin sieglose Hertha musste nur vier Tage nach dem ersten Saisonsieg (1:0 gegen Wolfsburg) gleich wieder einen Rückschlag hinnehmen, dabei bot Luhukay exakt die Mannschaft auf, die gegen die Niedersachsen noch erfolgreich gewesen war.

Djurdjic darf in die Spitze

Augsburgs Trainer Markus Weinzierl beorderte für den wochenlang ausfallenden Sascha Mölders den Serben Nikola Djurdjic in die Sturmspitze. Djurdjic, am 2. Spieltag beim 2:3 in Dortmund zuletzt in der Anfangsformation und zuletzt dreimal nur Bankdrücker, ging zunächst etwas übermotiviert zu Werk. Zuerst rammte er den ehemaligen Augsburger Hajime Hosogai um, der behandelt werden musste, kurze Zeit später sprang er in Torhüter Thomas Kraft hinein. Diesmal blieb er selbst am Boden liegen, konnte aber weiterspielen.

Die ersten spielerischen Akzente setzte Bobadilla. Bereits nach elf Sekunden kombinierte er sich mit Halil Altintop nach vorn. Es reichte noch nicht zum zwingenden Abschluss, das Bild stand aber für die erste Spielhälfte: Augsburg betrieb großen Aufwand, verzettelte sich allerdings immer wieder in Einzelaktionen.

Hertha arbeitet zu wenig nach vorne

Die erste und lange einzige gute Torchance gab es für die Berliner: Bobadilla verlor im Mittelfeld den Ball, Hertha schaltete flott um und Salomon Kalou zwang Schlussmann Marwin Hitz nach feiner Einzelaktion mit einem Linksschuss zur Parade (11.). Die Mannschaften tasteten sich in einem körperbetonten Spiel ab. Es wurde Fußball gearbeitet. Von Augsburg kam etwas mehr - von Hertha nach vorn zu wenig, nur der feine Fußballer Kalou, der am Mittwoch sein Team gegen Wolfsburg zum ersten Saisonsieg schoss, war punktuell gefährlich.

Bezeichnend für den Kraftfußball war das Tor: ein Elfmeter, den Bobadilla herausholte. Nach schönem Zuspiel von Djurdjic raste er auf Kraft zu, erzwang mit seinem Laufweg förmlich den Kontakt; Kraft rauschte etwas ungestüm in ihn hinein und berührte ihn leicht. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Strafstoß. Verhaegh verwandelte sicher (27.). Er wechselte sich später nach guter Leistung wegen einer Kopfverletzung nach Zusammenstoß mit Ronny selbst aus (69.). Nach der Partie wurde er ins Krankenhaus gebracht. "Er konnte sich nicht mehr an alles erinnern", sagte FCA-Manager Stefan Reuter gegenüber Sky: "Es ist eine Vorsichtsmaßnahme, wir hoffen, es ist nichts Schlimmes."

Die Augsburger Führung zur Halbzeit war verdient. In der zweiten Halbzeit tat Hertha mehr, aber zu vieles blieb Stückwerk. Kalou bekam über die gesamte Spielzeit zu wenig Bälle und war der einzige Herthaner, der Gefahr ausstrahlte. Nach 65 Minuten nahm Weinzierl Bobadilla vom Platz. Der Argentinier ging unter großem Beifall - er hatte seinen Job erledigt.

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