Hamburger SV:Abschied mit knalligen Vorwürfen

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Suspendiert: HSV-Verteidiger Toni Leistner (Foto: Roger Petzsche/imago)

HSV-Verteidiger Toni Leistner kritisiert den Verein und den neuen Coach Tim Walter offenbar in einer Instagram-Nachricht und wird suspendiert. Damit ist auch der letzte "Säulenspieler" weg, die zuletzt für den Aufstieg sorgen sollten.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Es war schon eine passende Pointe, die Toni Leistner für seinen bevorstehenden Abgang vom Hamburger SV gewählt hat. "Ich kann es noch gar nicht glauben! Aber so ist das, wenn der Verein sich einen Plan von einem Trainer aufschwatzen lässt und keinen eigenen Plan verfolgt!", soll er am Dienstag in einer Instagram-Nachricht an einen Fan geschrieben haben.

Drei Ausrufezeichen, ein knalliger Vorwurf an den Klub, eine unmissverständliche Botschaft an den neuen HSV-Coach Tim Walter - und irgendwie auch eine Reminiszenz an das Pflichtspieldebüt des Abwehrhünen: Vor fast genau einem Jahr, der HSV war gerade in der ersten Pokalrunde in Dresden ausgeschieden, stieg Leistner auf die Tribüne und ließ sich dort auf eine Rauferei mit einem Dynamo-Fan ein, der ihn nach eigenen Angaben zuvor beleidigt hatte. Auch das war seinerzeit eine Meldung mit einem gewissen Knalleffekt.

Der neuerliche Ausfall auf Instagram wurde vom HSV zwar nicht abschließend verifiziert, im Netz kursierten aber Screenshots des Textbeitrags. Am Mittwoch bestätigte der Traditionsklub dann zumindest im Subtext den "HSV-Hammer", als den zumindest die Bild den Vorfall einordnete, indem er den Spieler offiziell für die "Vereinssuche" freistellte. Leistner werde "in der Vorbereitung auf das Zweitligaspiel beim 1. FC Heidenheim und auch für die weitere Saisonplanung keine Rolle mehr spielen", hieß es weiter in der Mittelung des Zweitligisten.

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Die "Säulenspieler" sollten für den Wiederaufstieg sorgen - und scheiterten

Was der HSV damit außerdem offiziell machte: Das Projekt mit den sogenannten "Säulenspielern" wurde mit dem Vermerk "Failed" in den Aktenschrank geräumt, in dem schon so einige gescheiterte Wiederaufstiegspläne verstaut worden sind. Leistner kam im vergangenen Transfersommer von den Queens Park Rangers aus England. Zusammen mit dem erfahrenen Torwart Sven Ulreich, dem rustikalen Mittelfeldmann Klaus Gjasula und dem arrivierten Zweitliga-Torjäger Simon Terodde sollte er beim HSV eine Achse bilden, die bei der allgegenwärtigen Erwartungshaltung in der Hansestadt nicht gleich zusammenfällt. Mentale und körperliche Standfestigkeit sollte das Quartett einbringen - und, klar, am Ende auch für den Aufstieg sorgen.

Es kam bekanntlich anders beim HSV. Der einstige Europokalsieger verpasste zum dritten Mal die Rückkehr in die Erstklassigkeit, mit dem Vize-Kapitän Leistner wurden nun nach nur einem Jahr alle Säulenspieler wieder fortgeschickt. Stattdessen verschreibt sich der Klub - so lautete ja auch ein Vorwurf Leistners - nun offenbar den Ideen des neuen Trainers Tim Walter, der einen radikalen Offensivfußball spielen lässt und eine klare Vorstellung davon hat, welche Fußballer ins Konzept passen und welche nicht.

Die hünenhaften Säulenkicker sind jedenfalls nicht nach dem Gusto von Walter, er setzt ausschließlich auf entwicklungsfähige, dynamische und ballfertige Akteure. Deshalb wurde Leistner in der Innenverteidigung zuletzt das 21-jährige Eigengewächs Jonas David vorgezogen, der zwar Stärken im Spielaufbau hat, zuletzt aber auch Nachlässigkeiten im Zweikampfverhalten offenbarte.

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Die Erwartungen der Fans sind mittlerweile heruntergedimmt beim HSV

Walters taktische Ausrichtung funktioniert bislang allerdings nur phasenweise, der permanente Vorwärtstrieb reißt hinten Lücken, die von der Konkurrenz bestraft werden. "Das ist nun mal unser Spiel", verteidigte sich Walter, nachdem am Sonntag beim 2:2 zuhause gegen Darmstadt bereits Pfiffe der eigenen Anhänger zu hören waren. Angeblich hat Leistner da Spielern des Gegners gefeixt, statt sich hinter dem Tor warm zu laufen. Einige HSV-Fans sind trotzdem wenig begeistert davon, dass Leistner nun suspendiert wurde. Auf dem Trainingsgelände am Volkspark wurden Transparente angebracht, die einen Verbleib des Abwehrmanns einfordern.

Was ansonsten bleibt vom Saisonstart des HSV: fünf Punkte nach vier Spielen, die bislang schlechteste Ausbeute in der noch kurzen Zweitliga-Geschichte des Klubs - sowie der Eindruck, dass die HSV-Fans ihren Verein mit leicht heruntergedimmten Erwartungen und Hoffnungen verfolgen, um Enttäuschungen präventiv vorzubeugen.

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