HSV:Gideon Jung ist untröstlich

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Nach seiner roten Karte entschuldigt sich der Mittelfeldspieler bei seiner Mannschaft. Trainer Gisdol beschwert sich eher beim Schiedsrichter und Dennis Diekmeier wirft den Bayern vor, den Unparteiischen beeinflusst zu haben.

Von Carsten Scheele, Hamburg

Die Traurigkeit des Gideon Jung war kaum zu ertragen. Mit herzzerreißenden Gesichtsausdruck stand er am Eingang des Spielertunnels, klatschte jeden Hamburger Spieler ab, blickte ihnen dabei traurig in die Augen. Kurz vor der Halbzeit hatte Jung nach einem übermotivierten Einsteigen gegen Münchens Kingsley Coman die rote Karte gesehen, nun schien er seine Kollegen um Verzeihung bitten zu wollen.

Gleich daneben zeterte sein Trainer. Markus Gisdol befand sich im intensiven Zwiegespräch mit dem vierten Offiziellen, gar nicht sauer auf Jung, viel mehr auf Schiedsrichter Marco Fritz. Er fühlte sich benachteiligt, verpfiffen, um eine große Chance gebracht. In Unterzahl gegen die Bayern, das hatte er unbedingt vermeiden wollen.

Am Ende war dann eingetreten, was Gisdol zur Halbzeit befürchtet hatte: Zu zehnt verlor der HSV, wenn auch nur 0:1, durch einen Treffer von Corentin Tolisso. Und es hatte sich auch rumgesprochen, dass die Entscheidung gegen Jung, der im Mittelfeld von hinten nur noch die Beine Comans erwischt hatte, regeltechnisch vertretbar gewesen ist. Als "sehr, sehr hart" bezeichnete Abwehrmann Mergim Mavrai die rote Karte dennoch. "Zu hart", urteilte auch Sportdirektor Jens Todt. Jung habe Coman ja gar nicht treffen wollen, "da kann man es in so einem Spiel auch mal bei Gelb belassen".

In der Debatte ging etwas unter, dass der in der Tabelle tief abgerutschte HSV auch zu zehnt erstaunlich gut mitgehalten hatte, diesmal nicht mit einem Ergebnis zwischen 0:5 und 2:9 gegen den Rekordmeister untergegangen war, wie so oft in der Historie. Trotzdem drehte sich alles um den Platzverweis. Dennis Diekmeier beschuldigte die Bayern gar, die rote Karte provoziert zu haben. "Die haben das clever gemacht", meinte er, "voll drauf auf den Schiri", der sich habe beeinflussen lassen. Diekmeier ist in dieser Disziplin sonst aber auch ein ziemlicher Experte.

Schließlich sprach noch Gideon Jung, nicht mehr ganz so aufgelöst, aber immer noch traurig. Er habe sich bei Coman natürlich entschuldigt, erklärte Jung, das Foul habe "der Mannschaft geschadet", das tue ihm leid. Er selbst hätte Gelb auch für angebracht gehalten, schließlich sei er auch gar kein böser Bube: "Das war meine erste rote Karte."

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