Hoffenheims 1:1:Der Neustart trägt Früchte

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Das 2:0 nicht konsequent genug anvisiert: Andrej Kramaric (Mitte) bringt die TSG Hoffenheim gegen den SC Freiburg um Yannik Keitel und Philipp Lienhart (v.l.) in Führung - danach aber lässt das Team nach. (Foto: Jan Huebner/imago)

Nach dem Remis in Freiburg fehlen der TSG 1899 Hoffenheim weiterhin wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib. Im badischen Duell zeigt das Team dennoch, dass es Bundesliga-Potenzial hat.

Von Christoph Ruf

Um kurz nach halb sechs stand Oliver Baumann noch immer an der Seitenlinie. In den ersten Minuten nach dem Schlusspfiff hatte der in der Jugend des SC Freiburg ausgebildete und nun für die TSG 1899 Hoffenheim spielende Torwart einige alte Bekannte umarmt, ehe die Gespräche mit den Freiburger Offiziellen dann mit sehr ernsten Mienen geführt wurden. Dass alle Beteiligten dabei immer wieder in Richtung des von ihnen aus gesehen nördlichen Tores zeigten, lässt den Schluss zu, dass der Elfmeter zum Freiburger Ausgleichstreffer in der 81. Minute von Vincenzo Grifo das Gesprächsthema war - wie später auch bei der Pressekonferenz.

Schiedsrichter Manuel Gräfe hatte den Kontakt zwischen Hoffenheims Kevin Vogt und Freiburgs Ermedin Demirovic nach minutenlangem Studium der Bilder als Foul gewertet. Was aus Freiburger Sicht natürlich ebenso berechtigt war wie es das aus Hoffenheimer Perspektive nicht war. "Keine Absicht, aber er haut ihn von hinten um", plädierte SC-Trainer Christian Streich im Sinne der Anklage. Kollege Sebastian Hoeneß hielt mit guten Argumenten dagegen: "Wenn solche Szenen im Mittelfeld passieren, gibt's Freistoß für den, der den Ball wegschlagen wollte."

Hoffenheim scheint es zu gelingen, die Formschwankungen aus den ersten zwei Saisondritteln abzulegen

Der Hoffenheimer Ärger war auch insofern nachvollziehbar, weil der Sportclub aus dem Spiel heraus an diesem Tag vielleicht nicht mehr zu einem Torerfolg gekommen wäre. Die einzige echte Gelegenheit für den SC hatte Demirovic gehabt (69.). Hoffenheim, das im starken ersten Durchgang durch Andrej Kramaric in Führung gegangen war (40.), hatte hingegen ein paar mehr erfolgsversprechende Abschlüsse, musste sich aber den Vorwurf gefallen lassen, im zweiten Durchgang nicht mehr konsequent das 2:0 anvisiert zu haben. "Da musst du dann auch mal zustechen, um den Dreier mitzunehmen", befand Hoeneß, der auf eine entsprechende Frage hin antwortete, dass er sehr geknickt darüber sei, dass trotz der guten Leistung in Freiburg die "nötigen Punkte zum Klassenerhalt" nicht beigebracht worden seien.

Angesichts von derzeit sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und noch drei ausstehenden Partien (gegen Schalke, Bielefeld und Hertha) dürfte es allerdings extrem unwahrscheinlich sein, dass Hoffenheim kommende Saison seine badischen Duelle gegen Karlsruhe statt Freiburg austrägt. Es wird im Finish also eher darum gehen, den Eindruck der vergangenen Wochen zu bestätigen: Nachdem die TSG über Monate sowohl von Corona als auch von Verletzungssorgen gepeinigt worden war und sich mühsam durch die Saison geschleppt hatte, scheint es derzeit, als schaffe es das Team noch, die Formschwankungen aus den ersten zwei Saisondritteln abzulegen und zu zeigen, dass dieser Kader durchaus das Potenzial einer guten Bundesliga-Mannschaft bietet. In den letzten vier Partien holte die TSG drei Remis und einen Sieg - gegen Leipzig, Gladbach, Leverkusen und nun in Freiburg.

TSG-Trainer Hoeneß hatte seinem Team volle Konzentration auf die Defensive verordnet

Der Neustart, den Hoeneß seinem Team Anfang April verordnet hatte, scheint also nun Früchte zu tragen. Als Konsequenz aus einer Vielzahl an vermeidbaren Gegentoren hatte er seinem Team zunächst volle Konzentration auf die Defensive verordnet. Getreu der alten Trainerweisheit, wonach man zuerst an der Eigensicherung und dann am Angriff arbeiten müsse, wertete Hoeneß die beiden torlosen Remis gegen Leverkusen und Leipzig zunächst als Erfolg. Und sah darüber hinweg, dass sein Team in beiden Spielen nicht eine einzige Torchance zustande gebracht hatte.

Am vergangenen Mittwoch, beim völlig verdienten 3:2-Sieg gegen Mönchengladbach, war dann erstmals über 90 Minuten eine wirkliche Balance zwischen Defensive und Offensive zu beobachten. In Freiburg gelang das nun erneut. Mit dem Spiel seiner Mannschaft konnte Hoeneß also sehr zufrieden sein. Mit dem Ergebnis eher weniger. Und so in etwa hat er das bei der Pressekonferenz ja dann auch gesagt.

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