Hinrunde der Fußball-Bundesliga:FC Bayern siegt im Namen der Muse

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Königspersonalie des FC Bayern: Mario Götze schoss auch gegen den BVB das entscheidende erste Tor. (Foto: dpa)

Vor Kurzem war Borussia Dortmund den Bayern ein ebenbürtiger Gegner, aber inzwischen spielen die Münchner in ihrer eigenen Liga. Ihr Königszug war im Sommer der Transfer von Mario Götze. Und der nächste folgt demnächst.

Ein Kommentar von Christof Kneer

Nach dem letzten Spieltag des Jahres 2013 ist nur noch eine Frage offen: Wer ist die Muse? Und vielleicht: Wie lange hat die Muse noch Vertrag, kann man sie irgendwann kaufen? Die Muse - sie ist es also, die den FC Bayern zu einem Kalenderjahr inspiriert hat, wie es selbst der Kalender noch nicht erlebt hat. "Von der Muse geküsst" sei man zurzeit, hat Karl-Heinz Rummenigge bei der Klub-WM in Marokko verraten und der ratlosen Konkurrenz weitere Rätsel aufgegeben. Allen, die sich in der Mythologie nicht so gut auskennen, sei kurz erklärt: Musen sind so etwas wie Spielerfrauen, nur ohne Kreditkarte.

Wer die geheime Muse des FC Bayern ist, ist damit aber noch längst nicht klar. Franz Beckenbauer? Matthias Sammer? Das Festgeldkonto?

In der vorletzten Kalenderwoche hat das Jahr 2013 ein passendes Abschluss-Szenario gefunden. Während sich die normalen Fußballklubs im deutschen Winter mit dem 17. Spieltag abmühten, haben die Bayern auf einem wärmeren Kontinent mit Leichtigkeit den nächsten Pokal gewonnen - gibt es ein besseres Bild für den Fakt, dass die Münchner am Ende des Jahres in einer eigenen Liga spielen? In der Bundesliga werden sie pro forma auch noch geführt, aus der Ferne beobachten sie amüsiert, wie die Muse die sog. Konkurrenz stolpern lässt.

Es ist gerade sieben Monate her, dass die Dortmunder den Bayern im Champions-League-Finale ein ebenbürtiger Gegner waren, aber inzwischen wirkt es, als habe irgendwer (Muse?) die Bundesliga auf 17 Vereine geschrumpft. Der müde gerannte BVB konkurriert jetzt mit Leverkusen/Gladbach/Wolfsburg um einen neuen Meistertitel - jenen, der unterhalb der Bayern zu vergeben ist.

Das Bedrohliche am neuen FC Bayern ist, dass er seine Traditionen nicht vergisst. Zwar ist die Personalpolitik viel innovativer als früher, die Bayern trauen sich an Trainer wie Guardiola heran und holen nicht mehr nur Spieler, die gegen sie zufällig mal gut gespielt haben. Aber wenn es sein muss, aktiviert der Klub immer noch genüsslich seine alten Reflexe. Er kauft den frechen Dortmundern dann einfach Mario Götze weg - der clasico unter den Transfers, weil er die eigene Firma mutmaßlich stärkt, ganz sicher aber die gegnerische schwächt. Es war gewiss auch die Doppelwirkung dieses Transfers, die den Abstand zwischen den Klubs vergrößert hat; das Portfolio der einen ist noch edler geworden, die anderen müssen ihres erst neu sortieren.

Gibt es Hoffnung auf eine baldige Änderung der Verhältnisse? Noch ein paar mal schlafen, dann gibt's die erste Antwort: Im Januar wird Dortmunds Lewandowski verkünden, dass er die Bundesliga verlässt. Er wechselt zum FC Bayern.

© SZ vom 23.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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