Volleyball:Chancenlos gegen den Europapokal-Finalisten

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Läuft nicht: Herrschings Abwehrchef Lenny Graven (li.) und Theo Timmermann beim misslungenen Abwehrversuch. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Herrschings Volleyballer verlieren das erste Playoff-Viertelfinalspiel gegen Lüneburg auch deshalb 1:3, weil das Aufschlag-Annahmeduell an den Favoriten aus dem Norden geht. Am kommenden Samstag droht dem DVV-Pokal-Zweiten das Aus.

Von Sebastian Winter

Manchmal steht das Ende eines Spiels, auch wenn es nur eine kleine Sequenz ist, für das große Ganze. So war das auch am Samstagabend, als die SVG Lüneburg im ersten Playoff-Viertelfinalspiel bei den WWK Volleys Herrsching Matchball hatte. Ihr Aufschlag traf mit Wucht den Oberarm von Herrschings Libero Lenny Graven, die Annahme geriet unpräzise, das Zuspiel dadurch ebenso. Und Angreifer Daniel Gruvaeus schlug den Ball einige Meter ins Aus. Graven, der hochtalentierte, aber mit 19 Jahren auch noch unerfahrene Abwehrchef, sagte später: "Wir haben das Aufschlag-Annahme-Duell verloren."

Durch die 1:3 (21:25, 25:20, 20:25, 15:25)-Niederlage verdüstert sich die Ausgangslage des Klubs im Playoff-Viertelfinale der Volleyball-Bundesliga. Am kommenden Samstag müssen die Herrschinger in Lüneburg nicht nur das zweite Spiel gewinnen, um in der Best-of-three-Serie auszugleichen, sondern auch ein mögliches entscheidendes Duell, das tags darauf ebenfalls in Lüneburg stattfinden würde. Mal wieder steht Herrsching, das noch nie im Playoff-Halbfinale war, in der Runde der letzten Acht mit dem Rücken zur Wand. "Eine Leistungssteigerung muss her", forderte Herrschings Geschäftsführer Max Hauser nach der Partie, die sich rund 1000 Zuschauer im Münchner BMW Park ansahen - eine erstaunlich magere Kulisse für ein solches Spiel.

Den Herrschingern unterliefen, wenn man der Statistik vertrauen will, 18 Aufschlagfehler bei drei Assen, Lüneburg lag in diesem Element bei 15 Fehlern und acht Assen. Allein diese Werte verdeutlichen Lüneburgs Übermacht. Aber für die Herrschinger, die in den ersten beiden Sätzen ihre beste Phase hatten, war es auch ein Spiel der verpassten Chancen. Im ersten Satz waren sie nah dran an Lüneburg, dem Favoriten, der am Montag direkt von München aus weiter nach Polen zu seinem Europapokal-Rückspiel am Dienstag gegen Rzeszow weiterflog. 15:16 stand es aus Herrschings Sicht, dann 20:21, aber Lüneburg entkam immer. "Wir machen da was falsch bei den High Balls, müssen die verteidigen, das hat auch mit der Mannschaftstaktik zu tun", sagte Hauser. High Balls sind hohe Zuspiele, meist aus der Abwehr heraus, auf die sich der gegnerische Block und die Abwehr entsprechend gut einstellen könnten.

"Die haben brutal aufgeschlagen und fantastisch gespielt nach der Pause", lobt Herrschings Coach den Gegner

Im zweiten Satz machten sie es besser, Theo Timmermann gelang zudem eine schöne Aufschlagserie, und schon war Lüneburg in der Defensive. Aber die Mannschaft aus dem Norden kam nach der Zehn-Minuten-Pause wesentlich entschlossener aus der Kabine zurück. Jung-Nationalspieler Erik Röhrs, Theo Mohwinkel und der starke US-Blocker Matthew Knigge drängten Herrsching sehr in die Defensive. "Die haben brutal aufgeschlagen und fantastisch gespielt nach der Pause", lobte Herrschings Trainer Thomas Ranner den Gegner. Aber es fiel auch auf, dass Herrsching ein paar Abstimmungsprobleme zu viel hatte an diesem Abend.

Kurz vor dem Saisonfinale: Die Enttäuschung hat sich in Herrschings Spielergesichter eingegraben. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Und so steht der Klub, der vor zwei Wochen im DVV-Pokal-Endspiel stand, dort 0:3 gegen Berlin verlor und trotzdem den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feierte, in der Bundesliga wieder mal vor einer fast unmöglichen Aufgabe. Auch weil es dem Team noch nicht gelingt, Leistungen wie im Pokal-Halbfinale gegen Giesen - ihrem besten Saisonspiel - mal über mehrere Spiele hinweg zu zeigen.

Planungssicherheit haben sie aber schon ein wenig für die kommende Saison. Filip John, ihr hoch veranlagter, aber mit 22 Jahren noch längst nicht ausgereifter Diagonalspieler, hat vor wenigen Tagen seinen Vertrag verlängert. Bei einem Klub übrigens, der nicht nur einen Standortvorteil hat direkt in der Urlaubsregion am Ammersee, sondern möglicherweise kommende Saison erneut international spielen wird. Auch wenn es, anders als für Lüneburg, für die Oberbayern noch ein wenig früh sein dürfte, um über ein Europapokalfinale zu sprechen.

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