Heimsieg gegen Frankfurt:Mainz schubst die Eintracht tiefer in die Krise

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Sturz in die Abstiegszone: Frankurts Sebastian Rode (li.) (Foto: Bongarts/Getty Images)

Mainz 05 betreibt beim 1:0 gegen Frankfurt mehr Aufwand als der Gegner - und wird mit dem späten Siegtreffer von Choupo-Moting belohnt. Die Eintracht gerät nach dem siebten erfolglosen Bundesligaspiel in Serie in schwere Turbulenzen.

Kurz vor Spielende griff Armin Veh selbst ins Geschehen ein. Mainz' Shinji Okazaki hatte den Ball auf die Tribüne gedroschen, der Frankfurter Trainer fahndete nach einem neuen Spielgerät, seine Mannschaft hatte ja einen Rückstand aufzuholen. Aber kein Balljunge wollte Veh einen Ball zur Verfügung stellen. Veh fuchtelte wild mit den Armen in der Luft, "Eeeeey", brüllte er, "Eeeeey!" Nach zehn, fünfzehn Sekunden wurde er endlich bedient. Doch Vehs Einsatz war vergebens.

Der FSV Mainz 05 hat sich durch einen 1:0-Erfolg im Rhein-Main-Derby etwas Luft im Tabellenkeller verschafft und die Frankfurter Krise verschärft. Im elften Erstliga-Duell der beiden Nachbarn gelang dem eingewechselten Eric Maxim Choupo-Moting (88.) am Sonnntag der entscheidende Treffer. Die Eintracht wartet in der Fußball-Bundesliga seit sieben Spielen auf einen Sieg.

Drei Tage nach dem peinlichen 2:4 in Tel Aviv zeigte der Europa-League-Teilnehmer erneut eine am Ende dürftige Vorstellung. Bei den Mainzern gab der erst 20 Jahre alte Torhüter Loris Karius vor 34.000 Zuschauern ein gutes Startelf-Debüt im Oberhaus und rettete den Gastgebern mit einigen Paraden den Sieg. "Wir haben gegenüber dem Spiel am Donnerstag eine gute Reaktion gezeigt", befand Frankfurts Kapitän Alexander Meier, dann sagte er: "So ein Tor kannst du immer bekommen."

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:"Selbst in Australien haben sie einen Video-Schiedsrichter"

Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek fordert technische Hilfsmittel für die Schiedsrichter, nachdem seiner Mannschaft angeblich ein Tor geklaut wird. Bayern-Trainer Pep Guardiola blickt voraus auf das Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund. Und BVB-Trainer Jürgen Klopp sieht viele Menschen, die am Boden liegen.

Die Reaktionen im Überblick

Oder wie Veh es formulierte: "Wenn du die Scheiße hast, dann hast du sie."

Es war eine richtungsweisende Partie für beide Klubs, die in dieser Spielzeit bisher hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind. Die Mainzer gingen nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen mit Selbstzweifeln in die Begegnung. Auch bei der Eintracht war die Verunsicherung zu spüren. Durchhalteparolen machten die Runde, die Verantwortlichen sprachen vor dem Spiel vom Abstiegskampf.

Frankfurts Trainer Veh, der auf den gelbgesperrten Carlos Zambrano verzichten musste, war nach der Rückkehr aus Israel in den frühen Stunden am Freitagmorgen wieder als einfühlsamer Krisenmanager gefragt. Er rotierte fünf Neue in die Startformation, überraschte mit einer offensiven Ausrichtung.

Trotz Reisestrapazen und Müdigkeit ließ er seine Truppe beherzt angreifen. Ein Kopfball von Meier streifte das Lattenkreuz (3.). Die Gäste setzten auf Ballbesitzfußball, hohe Laufbereitschaft und aggressive Zweikampfführung - und sie wollten den unerfahrenen Mainzer Nachwuchskeeper Karius möglichst oft beschäftigen. Der 20-Jährige musste in Abwesenheit des verletzten Stammtorhüters Heinz Müller und der rotgesperrten Nummer zwei, Christian Wetklo, zwischen die Pfosten. Den Mainzern fehlten verletzungsbedingt zudem ihr erfolgreichster Torjäger Nicolai Müller und die Abwehrspieler Bo Svensson und Niko Bungert.

Es entwickelte sich ein unterhaltsames Derby. Die Eintracht hatte zunächst mehr vom Spiel, Mainz 05 die besseren Möglichkeiten, obwohl sich das Team von Trainer Thomas Tuchel weitgehend aufs Kontern beschränkte. Dabei musste Frankfurts Schlussmann Kevin Trapp gegen Shinji Okazaki (22.) und Zdenek Pospech (29.) retten.

Auch nach dem Wechsel blieb es spannend. Nach einer vergebenen Chance durch Sebastian Polter (46.) konnten sich die Mainzer gleich zweimal bei Karius bedanken, dass es weiter 0:0 stand. Der 20-Jährige rettete glänzend gegen Tranquillo Barnetta (49.) und Vaclav Kadlec (50.).

Erst jetzt schien Tuchels Mannschaft aufzuwachen. Die Eintracht baute dagegen vor allem kräftemäßig ab. Mit zunehmender Spieldauer wurde Tuchel immer munterer an der Seitenlinie. Er wollte den Sieg, brachte Choupo-Moting (61.), aber Yunus Malli (56.) und erneut Polter (72.) vergaben in vielversprechenden Situationen die Mainzer Führung. Choupo-Moting sorgte dann kurz vor dem Abpfiff für die Erlösung.

"Es gab schon bessere Fußballspiele", gab Mainz' Manager Christian Heidel nach dem Spiel zu, "aber uns hat in der Vergangenheit das Glück so oft gefehlt. Da darf man das bei so einem Sieg auch mal in Anspruch nehmen."

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