Handball-Spitzenspiel Flensburg vs Kiel:Immer wieder Melsungen

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Die Kieler hingegen warfen sich am Sonntag bereits in Form und demütigten den Krisen-Klub VfL Gummersbach mit einem 36:19. Ob damit die alte Dominanz zurück ist, muss sich zeigen. Nach jener überraschenden 25:29-Niederlage gegen Melsungen Anfang Dezember, über die fortan die ganze Liga sprach, musste sich der THW tatsächlich erst wieder fangen, auch Verletzungen plagten die Mannschaft nachhaltig. Es folgte ein knapper Zittersieg gegen die erstarkte HSG Wetzlar und ein souveräner Erfolg gegen den TV Großwallstadt - auch der gehört jedoch zu den Abstiegskandidaten.

Trainer Alfred Gislason, der sehr besonnen reden kann, war in den letzten Wochen mächtig erzürnt. Zuletzt wegen der Wahl der Mannschaft des Jahres, eine Auszeichnung, die der Isländer gerne in den Vereinsräumen im Norden gesehen hätte, die nun aber der deutsche Ruder-Achter trägt.

"Bei allem Respekt, den ich vor den Mannschaften habe, die vor uns platziert sind - für mich war der THW Kiel die Mannschaft des Jahres. Pech für uns, dass unsere Erfolge in ein olympisches Jahr gefallen sind", sagte Gislason. Die Kieler hatten in der vergangenen Saison ohne Verlustpunkte die deutsche Meisterschaft gewonnen, dazu den DHB-Pokal und die Champions League.

Was Gislason noch viel mehr verärgerte, waren aber die Schiedsrichter: Seine Mannschaft sei "zum Freiwild" geworden, beklagte er und monierte die harte und oft unbestrafte Gangart der Gegner, die ihm allmählich den Kader ausdünnte. Bei der Pleite gegen die MT Melsungen war Filip Jicha durch einen Griff in den Wurfarm verletzt worden, sodass er nur noch zum Bälleverteilen eingesetzt wurde. In der folgenden Partie erwischte es mit Daniel Narcisse den nächsten Rückraumspieler, ein Zweikampf endete für ihn mit einer Einblutung im Oberschenkel.

Sowohl Jicha als auch Narcisse sind im Spiel gegen Flensburg wieder einsatzbereit, Gislason ist in der komfortablen Situation, auf den gesamten Kader zurückgreifen zu können - ein enormes Plus gegenüber den Gastgebern. "Wir wollen wieder gewinnen, um das Jahr 2012 ganz oben in der Tabelle zu beschließen", sagt Rückraum-Spieler Momir Ilic. Neben der Form und dem starken Kader spricht auch die Statistik für den THW: In 72 Begegnungen mit Flensburg sind die Kieler 46 Mal als Sieger hervorgegangen.

Und doch ist da immer noch diese reizende Vorstellung bei den Flensburgern, die Vorstellung vom bezwingbaren THW Kiel. "Das letzte Jahr bot der THW eine nicht normale Leistung", sagt Torwart Mattias Andersson, "es ist aber normal, dass auch Kiel mal ein Spiel verliert." Auch wenn es bis zu dieser Feststellung 585 Tage gedauert hat.

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