Start der Handball-Bundesliga
Ewiger THW Kiel
Kaum vorstellbar, aber wahr: Thierry Omeyer geht in seine letzte Bundesliga-Saison. Meister dürfte ohnehin wieder der THW Kiel werden, denn Klubs wie der HSV Hamburg oder die Rhein-Neckar Löwen müssen plötzlich sparen. Dafür begrüßt die Liga einen neuen Winzling. Zehn Dinge, die Sie über den Start der Handball-Bundesliga wissen müssen. Von Saskia Aleythe und Carsten Eberts Ewiger THW Kiel: Ob "Kreatives Feiern" beim THW Kiel auf dem Trainingsplan steht, ist ungewiss, allerdings müssen sich die Kieler allmählich schon etwas einfallen lassen, um bei ihren erfolgsverwöhnten Fans noch euphorisches Hochgefühl auszulösen. Seit Mai 2011 ist der norddeutsche Klub in der Liga ungeschlagen und auch für die neue Saison ist er der größte, wenn nicht sogar der einzige Titelaspirant. Es bestehe "die Gefahr, dass der THW Kiel noch einmal die Meisterschaft dominiert", sagte jüngst Heiner Brand. Und wenn sogar der ehemalige Bundestrainer den Zeigefinger hebt, liegt im Dauertriumph der Kieler auch etwas Arges: "Der THW hat seit über zehn Jahre keinen Nationalspieler hervorgebracht. Die sind der erfolgreichste deutsche Handballverein, ohne etwas für den deutschen Handball getan zu haben." Vielleicht bringen sie in diesem Jahr wenigstens eine neue Feierform hervor.
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Die Liga muss sparen
Die Liga muss sparen: In finanzieller Sicht dürfte sich nicht viel ändern: Liga-Krösus mit einem Etat von 9,5 Millionen Euro bleibt der THW Kiel. Dahinter geht es gemächlicher zu als in den vergangenen Jahren. "Die Vereine sind auf einem Sparkurs", erklärt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Die deutsche Eliteklasse ist gewarnt, denn viele europäische Ligen sind in Finanznöten. Beim HSV Hamburg wurde der Etat in erheblichem Maße auf 8,1 Millionen Euro gesenkt - Grund ist der Rückzug von Ex-Präsident Andreas Rudolph, der stets mehrere Millionen Euro in den Klub fließen ließ. "An den Spielergehältern wird gespart. Auch die großen Klubs arbeiten jetzt mit einem sehr viel spitzeren Bleistift", erklärt Bohmann. Die 18 Erstliga-Klubs planen laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa mit einem Etat von 72,9 Millionen Euro. Dies sind 750.000 Euro weniger als in der Vorsaison.
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Spektakuläre Transfers bleiben aus
Spektakuläre Transfers bleiben aus: Konnte man sich in den letzten Jahren in der Sommerpause auf Neulinge wie Iker Romero oder Oscar Carlén freuen, hat die Liga in diesem Jahr keine spektakulären Transfers zu vermelden. Ganz im Gegenteil, diverse Handballgrößen haben ihren Klub verlassen. Guillaume und Bertrand Gille wurden tränenreich in Hamburg verabschiedet und in Richtung Frankreich entlassen, die Rhein-Neckar Löwen mussten mit Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski und Ivan Cupic aus finanzieller Not gleich drei Stammkräfte nach Kielce ziehen lassen. Besonders bitter kam es für Kim Andersson, der von Kiel zu AG Kopenhagen wechselte - bevor dieser Ende Juli Insolvenz anmeldete. Kurz konnte man noch ein wenig ins Träumen geraten, von einem Welthandballer in der Bundesliga, denn auch Mikkel Hansen stand durch die Kopenhagener Pleite ohne Klub da. Doch den Dänen zog es nach Paris.
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Ära nach Jesper Nielsen
Ära nach Jesper Nielsen: Am kräftigsten bekommen die Rhein-Neckar Löwen (rechts im Bild Uwe Gensheimer in der Champions League) die neue Sparwelle zu spüren. Jahrelang galten die Mannheimer als ernsthafter Herausforderer für die Dominatoren aus Kiel und Hamburg, jedenfalls so lange, wie die Millionen von Geldgeber Jesper Nielsen sprudelten. Der hat sich nun jedoch zurückgezogen - und die Löwen müssen erstmals sparen. Der Etat wurde um zwei Millionen reduziert, teure Spieler wie Børge Lund, Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski oder Ivan Cupic wurden abgegeben. "Wir haben die jüngste Mannschaft, die es bei uns je gab", sagt Manager Thorsten Storm. Vom Angriff auf die Meisterschaft spricht niemand - das sind definitiv neue Töne, die aus Mannheim zu vernehmen sind.
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Neuhausen in der Bundesliga
Neuhausen in der Bundesliga: Mit dem Etat des TV Neuhausen ließe sich in Kiel vermutlich gerade einmal ein Teil der Ersatzspieler bezahlen. 800.000 Euro bringt der Klub in die Bundesliga mit, was aber fast schon nebensächlich ist, denn mit dem TV Neuhausen kommt der lange vermisste frische Wind in die Bundesliga. Vor 34 Jahren spielten die Neuhausener zum letzten Mal in der höchsten deutschen Spielklasse. Gerade einmal 1500 Zuschauer fasst die heimische "Hofbühlhalle" - zu wenig für Partien gegen Flensburg und Co. Deshalb werden die Neuhausener ihre Heimspiele im 30 Kilometer entfernten Tübingen austragen. Die dortige "Paul-Horn-Arena" ist im Vergleich zu Großstadthallen wie in Hamburg oder Berlin zwar auch ein Winzling, bietet aber immerhin 2400 Zuschauern Platz. Aufgestiegen sind neben Neuhausen auch GWD Minden und Tusem Essen, beide mit reichlich Bundesligaerfahrung. Und den größeren Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen.
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Neustart beim HSV Hamburg
Neustart beim HSV Hamburg: Eigentlich wollte Präsident Martin Schwalb nur bis Saisonende einspringen - nun ist er wieder hauptamtlicher Cheftrainer. Weil es seinem Klub, dem HSV Hamburg, derzeit nicht wirklich gut ergeht. Nur auf Platz vier war der Deutsche Meister zum Saisonende gelandet, gebeutelt von Verletzungen, überrascht von prominenten Weggängen wie Bertrand und Guillaume Gille, die das Spiel es HSV über Jahre hinweg geprägt haben. Die Hamburger hatten es versäumt, rechtzeitig für Ersatz zu sorgen - nun will Schwalb höchstpersönlich helfen, dass es sportlich wieder aufwärts geht. Das Präsidentenamt hat er wieder abgegeben, er sagt: "Die Saison kann ich nicht einfach auf mir sitzen lassen. Die 'Jetzt-erst-recht'-Einstellung hat mir gefehlt. So läuft es nicht noch mal...". Klingt nach ungemütlichen Zeiten in Hamburg.
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Bewährungsprobe für Berlin
Bewährungsprobe für Berlin: Nur ein schlauer Fuchs ist ein guter Fuchs. Gewieft pirschten sich die Füchse Berlin in der vergangenen Saison an den Hamburgern vorbei, dabei hatten die Experten doch nur Kiel und den damaligen Meister als Titelaspiranten auf dem Zettel. Am Ende feierten die Hauptstädter ihre bisher erfolgreichste Saison der noch jugendlichen Klubgeschichte, mit Platz drei in der Liga und der Final-Four-Teilnahme in der Champions League. Nun steht für die Füchse die Bewährungsprobe an, sich ganz oben zu etablieren. Mit Børge Lund von den Rhein-Neckar Löwen bekommen sie einen erfahrenen Mann. Der trockene Kommentar von Geschäftsführer Bob Hanning: "Nicht teuer, aber passend." Ebenfalls passend: Trainer Dagur Sigurdsson. Mit ihm haben die Füchse kurz vor dem Saisonstart bis 2017 verlängert.
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Letzte Saison von Thierry Omeyer
Letzte Saison von Thierry Omeyer: Es ist schwer vorstellbar, aber wahr: Der THW Kiel geht in seine letzte Saison mit Torwart Thierry Omeyer. Der Keeper, der sich wie kein anderer in Spiele hineinbeißen kann und gerade in den Schlusssekunden brilliert, hat seinen Abschied angekündigt. Nach dieser Spielzeit wechselt Omeyer in seine Heimat nach Montpellier, wo er - immerhin bereits 35 Jahre alt - seine Karriere ausklingen lassen will. Weil der THW jedoch weiß, wie schwer Omeyer zu ersetzen sein wird, haben sie sich bereits nach Ersatz umgesehen: Aus Barcelona soll Johan Sjöstrand kommen, der schwedische Nationalkeeper, der zuletzt bei den Olympischen Spielen überzeugte. Laut Kieler Nachrichten ist der Transfer nahezu fix, auch Kiels Geschäftsführer Klaus Elwardt hofft, dass der Vertrag im September oder Oktober unterschrieben werden kann. Die Planungen für Omeyers große Abschiedssause können langsam losgehen.
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Traditionsklubs in Gefahr
Traditionsklubs in Gefahr: Es war knapp für die größten Traditionsklubs im deutschen Handball. Jahrzehntelang haben der TV Großwallstadt und der VfL Gummersbach den deutschen Handball dominiert. In der vergangenen Saison drohte den Gummersbachern lange der Lizenzentzug (der im letzten Moment abgewendet werden konnte), auch der TVG erhielt die Lizenz erst im Nachfassen. Nun muss weiter gespart werden. In Großwallstadt wurden etwa die Nationalspieler Steffen Weinhold (rechts im Bild, nach Flensburg) und Stefan Kneer (nach Magdeburg) abgegeben und durch weitaus weniger bekannte Spieler wie David Graubner oder Michael Thiede ersetzt. Auch Gummersbach gab Topkräfte wie Igor Anic (nach Rennes) und Patrick Wiencek (nach Kiel) ab. Beiden Teams droht der Abstiegskampf - Tradition reicht im deutschen Handball eben nicht mehr, um sich problemlos in der Liga zu halten.
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Rücktritt von Volker Zerbe
Rücktritt von Volker Zerbe: In Lemgo war er eine Institution, er war Mitglied der großen Meistermannschaft um Daniel Stephan und Markus Baur, die 2003 zum bislang letzten Mal die Meisterschaft nach Lemgo holte. Es war also nur folgerichtig, dass Volker Zerbe in die Führungsmannschaft des TBV aufrückte. Damit ist nun Schluss: Kurz vor dem Ligastart wurde bekannt, dass Zerbe seinen Klub um die Auflösung seines Vertrags als Geschäftsführer gebeten hat. Als Grund nannte der TBV "gesundheitliche und persönliche Gründe" - Zerbe, das sagten viele, sah zuletzt erschöpft aus. Dass daran auch der sportliche Werdegang seinen Anteil trägt, ist wahrscheinlich: Lemgo ist ständig auf der Suche nach neuen Geldgebern, musste die Kosten merklich herunter fahren. Nun tritt auch noch die Identifikationsfigur zurück. Es steht derzeit nicht sonderlich gut um den TBV Lemgo.