Handball:Handballer am Tiefpunkt: Heuberger zum Rapport

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Magdeburg (dpa) - Das Mutterland des Handballs ist am Tiefpunkt angekommen. Nach der verlorenen Nervenschlacht gegen Polen wurde mit der WM 2015 in Katar der dritte Höhepunkt nach Olympia 2012 und der EM in diesem Jahr verpasst.

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Magdeburg (dpa) - Das Mutterland des Handballs ist am Tiefpunkt angekommen. Nach der verlorenen Nervenschlacht gegen Polen wurde mit der WM 2015 in Katar der dritte Höhepunkt nach Olympia 2012 und der EM in diesem Jahr verpasst.

„Wir werden jetzt eine Durststrecke haben und hoffen, dass wir diese und das Tief überwinden. Katastrophen-Szenarien sind derzeit nicht das Richtige“, sagte Bernhard Bauer nach dem 28:29 (14:10) in Magdeburg.

Der Präsident des Deutschen Handballbunds (DHB) will sich am Dienstag mit seinem Gremium beraten und dann einen Tag später zusammen mit Leistungssportchef Bob Hanning ein Sechs-Augen-Gespräch mit Martin Heuberger führen. „Danach werden wir kurzfristig eine Entscheidung treffen“, betonte Hanning, der ungewohnt lobend die Arbeit des Nationalteams in den vergangenen Wochen bewertete.

Immerhin galt es im Vorfeld schon als beschlossene Sache, dass bei einem erneuten Scheitern der Ende des Monats auslaufende Vertrag mit Heuberger nicht verlängert wird. „Direkt nach dem Spiel will und kann ich dazu nichts sagen, es liegt ohnehin nicht in meiner Hand“, meinte Heuberger zu seiner Zukunft. Trotz der niederschmetternden Drei-Jahres-Bilanz seit seinem Amtsantritt im Juli 2011 gibt es eine stattliche Anzahl von Befürwortern seiner akribischen Arbeit. Allen voran Weltmeister-Trainer Heiner Brand, der seinem langjährigen Co-Trainer wünscht, dass „er die Früchte seiner Arbeit ernten darf“.

Nationaltorhüter Silvio Heinevetter warnte davor, „die Schuld bei einem einzelnen zu suchen. Das wäre komplett falsch. Wir alle haben es vergeigt.“ Kapitän Uwe Gensheimer sieht für eine Trainerdiskussion keinen Grund: „Wir sind für diese beiden Spiele von Martin Heuberger überragend vorbereitet worden, nur haben wir bei den Überzahlsituationen den Kopf verloren.“ Der routinierte Johannes Bitter, extra von Heuberger reaktiviert, betonte: „Wir haben die Lösungen gehabt, die Vorbereitung war super, keine Frage. Das ist immer die Mannschaft, die es auf dem Feld umsetzen muss.“

Das erkannte natürlich auch Hanning. „Die Mannschaft hatte eine Maximal-Fokussierung auf den sportlichen Erfolg. Sie hatte alles versucht, dass es funktioniert - mehr geht nicht.“ Dennoch will er die minimalen Kritikpunkte im Gespräch mit Heuberger ansprechen: „Wir haben, und dass muss man ihm ganz klar sagen, nicht die PS, die wir hatten, maximal auf die Straße gekriegt. Aber ich sage ganz deutlich: Die Mannschaft kann in den Spiegel gucken. Es ist aber auch nicht unprofessionell, wenn man sich schon im Vorfeld den einen oder anderen Gedanken macht.“

Hanning weiß, dass jetzt ein tiefes Tal der Tränen durchschritten werden muss - und das Heuberger den Umbruch-Prozess bereits vielversprechend begonnen hat. „Der Bundestrainer hat es schon geschafft, zwischen Routine auf der einen Seite und Veränderung auf der anderen Seite eine Lösung zu finden. Die Situation mit dem jungen Mittelblock mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler hat ja hervorragend funktioniert. Dazu die alten Hasen wie 'Mimi' Kraus zu reaktivieren, hat ja auch funktioniert.“ Ob die Lobeshymnen den Abschied versüßen sollen oder ob plötzlich ein Sinneswandel eingetreten ist, wird in drei Tagen bekanntwerden.

Zudem musste die Heuberger-Sieben gegen den EM-Sechsten Polen einen derben Rückschlag verkraften. „Durch die Verletzung von Patrick Wiencek wurde unser Mittelblock, auf den wir sehr viel aufgebaut und von dem wir sehr viel erwartet hatten, auseinandergerissen. Das war ein Knackpunkt“, meinte Hanning. So konnte der im Hinspiel neutralisierte polnische Rückraumschütze Karol Bielecki, der 2010 nach einer Abwehraktion auf dem linken Auge erblindete, an seiner alten Wirkungsstätte nach Belieben (7 Tore) aus der zweiten Reihe treffen. „Das war der ausschlaggebende Punkt“, meinte Heuberger.

Solche Typen hat der deutsche Handball (noch) nicht. „Mit Ausnahme von Holger Glandorf schaffen wir eben keine Tore aus der zweiten Reihe“, analysierte der Bundestrainer, während Hanning betonte: „Auf einigen Positionen haben wir eben noch nicht die Qualität. Es kommen jetzt noch ein paar Jungs hinterher.“

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