Handball-Bundesliga:Schlanker, jünger, besser

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U21-Weltmeister Stefan Seitz hat sich im Erlanger Kader einen Stammplatz erkämpft. (Foto: Daniel Marr/Sportfoto Zink/Imago)

Der HC Erlangen hat sich nach der Talfahrt mit zwei Siegen wieder nach oben gearbeitet, auch weil Trainer Mayerhoffer den Kader anpasst. Ein Sieg am Samstag gegen Wetzlar würde die Situation weiter entschärfen.

Von Ralf Tögel

Vom Abstieg wollte Hartmut Mayerhoffer schon damals nicht sprechen, als seine Mannschaft kurz vor dem Wiederbeginn der Handball-Bundesliga gefährlich nahe an der roten Zone rangierte. Punktgleich mit dem ersten Absteiger und unter dem Eindruck eines Remis gegen Schlusslicht Balingen und der Pleite beim Vorletzten Eisenach war der HC Erlangen in die EM-Pause gegangen. Von Panik aber keine Spur: Man wisse schon um die Situation und nehme den Kampf um den Klassenerhalt an, hieß es. Zwei Wochen und die Heimsiege gegen Lemgo und Hamburg später will der Trainer des HC Erlangen aber auch nicht von Entwarnung fabulieren. Solche Wasserstandsmeldungen fände er befremdlich.

Denn: In dieser Liga sollte sich niemand sicher fühlen. Als Beispiel dient Mayerhoffer die HSG Wetzlar, am Samstag Gegner in der Nürnberger Arena (19.30 Uhr, Dyn): "Wetzlar war vor zwei Wochen Siebter, zwei Niederlagen später sind sie im Abstiegskampf." Er denke nur von Spiel zu Spiel - eine Floskel, wie er selbst zugibt, dennoch ist das in dieser weltbesten Liga angebracht. Der Achte Göppingen (19:25 Punkte) hat elf Spieltage vor Saisonschluss acht Zähler Vorsprung auf den Letzten Balingen, dazwischen drängen sich neun Klubs. Spektakuläres Beispiel, wie schnell man stürzen kann, sind die Rhein-Neckar Löwen mit dem Nationalmannschaftsquartett Juri Knorr, Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki und Torhüter David Späth - die nach fünf Niederlagen in Serie als Zehnter nur ein Pünktchen vor Erlangen stehen.

Der HC könnte die Löwen mit einem Sieg gegen Wetzlar sogar überholen. Die Zuversicht ist groß, weil Mayerhoffer die Vorbereitung auf den Restart augenscheinlich gut genutzt hat. Vor allem U21-Weltmeister Stefan Seitz befruchtet das Erlanger Spiel, er hat sich in Abwesenheit der etatmäßigen Linkshänder Christoph Steinert (EM) und Antonio Metzner (verletzt) in den rechten Rückraum gespielt. Weshalb sein auslaufender Vertrag flugs um zwei Jahre verlängert wurde. Neben Seitz wird auch Youngster Tim Gömmel, Mitglied im DHB-Elitekader, vom Trainer vermehrt in die Pflicht genommen: "Stefan zahlt das Vertrauen in jedem Spiel zurück, und Tim habe ich nicht umsonst aus der A-Jugend hochgezogen."

Schlankerer Kader, klare Rollenverteilung und einstudierte Abläufe - so lautet das Erfolgsrezept von Mayerhoffer

Mayerhoffer hat der Mannschaft Strukturen gegeben, die Rollenverteilung der Spieler nachgeschärft und viel an "den Abläufen im Zusammenspiel" gearbeitet. Was dem schwedischen Rückraum-Duo Simon Jeppsson und Jonathan Svensson sichtlich guttut. Jeppsson, zuletzt im Formtief, nähert sich langsam seiner alten Form, und Neuzugang Svensson akklimatisiert sich zusehends. Der Schwede war zu Saisonbeginn sichtlich beeindruckt vom hohen Niveau der Liga: "Das sind schon im Training ganz andere Anforderungen", erklärt Mayerhoffer, "Spieler, die aus einer anderen Liga kommen, benötigen einfach Zeit." Auch Lutz Heinys Rolle hat sich vom reinen Torschützen in Richtung Spielgestalter gewandelt. Er rückt an die Stelle des aus dem Kader gestrichenen Veit Mävers - zumal Nico Büdel derzeit angeschlagen ist.

Ein schlankerer, jüngerer Kader mit klarer Aufgabenzuweisung sowie mehr Automatismen - so lautet Mayerhoffers Erfolgsrezept. Ein Prozess, der "bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist". Auch die Torhüterleistungen hätten sich verbessert, findet er, der slowenische Nationaltorhüter Klemen Ferlin hat seine starke EM-Form mitgebracht. Als Mayerhoffer beim HCE unterschrieb, stand der Kader, nun nimmt er erste Anpassungen vor. Wie die Verpflichtung von Torhüter Khalifa Ghedbane, der für den nach Gummersbach wechselnden Schweden Bertram Obling vom Champions-League-Klub und nordmazedonischen Meister HC Eurofarm Pelister kommen wird. Der 27-jährige, zwei Meter große algerische Nationalspieler hat 2019 mit dem slowenischen Klub Skopje die Champions League gewonnen und passt nach Mayerhoffers Ansicht ideal zum etwas kleineren und flinkeren Ferlin.

Aber der Blick in die Zukunft verbietet sich derzeit, betont der Trainer: "Am Samstag gegen Wetzlar geht es bei null los."

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