Handball-Bundesliga:Der passende Mann

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"Ich spüre den stetigen Willen, als Verein und Mannschaft besser zu werden": Hartmut Mayerhoffer (li.) neben Sportdirektor Raul Alonso. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Der HC Erlangen geht mit Hartmut Mayerhoffer als neuem Trainer und vier neuen Spielern in die kommende Saison. Nach dem 13. Platz in der vergangenen Saison will der 53-Jährige oben angreifen. Bei seiner letzten Station in Göppingen ist ihm das gelungen.

Von Ralf Tögel

Um elf Uhr Ortszeit hatte er sich in der Geschäftsstelle des HC Erlangen materialisiert, der neue Trainer des Handball-Bundesligisten. Nun saß Hartmut Mayerhoffer im schwarzen Klub-Poloshirt auf dem Podest und gab einen entspannten Einblick, wie er seine Aufgabe anzugehen gedenke. Die öffentliche Vorstellung hatte sich ja verzögert (wir berichteten), es galt noch einen Vertrag mit seinem alten Arbeitgeber aufzulösen. Bei Frisch Auf Göppingen stand der 53-Jährige noch bis 2024 in Lohn und Brot. "Der Vertrag wurde aufgelöst", erklärte Mayerhoffer gut gelaunt, und dass er für zwei Jahre beim mittelfränkischen Erstligisten unterschrieben hat.

Dieser Unterschrift waren längere Gespräche mit Sportdirektor Raul Alonso vorausgegangen, Grundlage für Mayerhoffers Entscheidung seien zwei Fragen gewesen, wie er erklärte: "Passe ich zum Verein, und passt der Verein zu mir?" Offensichtlich ist beides der Fall, wie auch Alonso versicherte. Der Spanier höchstselbst hatte die Voraussetzungen für diese Verpflichtung geschaffen, als er sich vor drei Wochen dazu entschloss, seine Doppelfunktion aus der abgelaufenen Saison aufzugeben und vom Trainerposten zurückzutreten: "Mir war sofort klar, dass Harti die beste Lösung sein würde, er passt perfekt zu uns. Diese, meine Vorstellung teilten alle anderen Verantwortlichen unseres Vereins. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam viel Erfolg haben werden."

Der war in der vergangenen Saison mit dem 13. Rang überschaubar geblieben, zumal eine famose erste Saisonhälfte hohe Erwartungen geschürt hatte. Erlangen nämlich stand lange auf einem Tabellenplatz, der das internationale Geschäft versprach, was letztlich aber klar verpasst wurde. Mayerhoffer weiß die Situation in Erlangen gut einzuschätzen, zumal er die Historie des Vereins sehr gut kenne - man sei sich schließlich in Liga eins und zwei immer wieder begegnet: "Die ersten fünf oder sechs Mannschaften in dieser starken Liga sind außer Reichweite, danach kommen zehn Teams mit derselben Zielsetzung." Einige dieser Mitbewerber hätten bessere wirtschaftliche Möglichkeiten, aber gerade "die Schwere der Aufgabe übt auf mich einen unheimlichen Reiz aus".

In Göppingen schürten Mayerhoffers Erfolge große Erwartungen, was ihn schließlich den Job kostete

Er spüre im Klub eine "hohe Professionalität und den stetigen Willen, als Verein und Mannschaft besser zu werden und den nächsten Schritt zu machen". Bei seinem letzten Verein hat Mayerhoffer genau das geschafft. Er übernahm Göppingen in einer Phase, als die Mannschaft hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Schon in seiner ersten Saison führte er die Baden-Württemberger auf den achten Platz, dann auf Rang sieben und in seiner dritte Saison schließlich auf Rang fünf - und damit in die EHF-European-League. Dieser Erfolg wurde ihm letztlich zum Verhängnis, denn neben der Doppelbelastung musste der Trainer in Göppingen einen Umbruch gestalten und sieben neue Spieler integrieren. Als die Ergebnisse in der Bundesliga ausblieben, musste Mayerhoffer Ende 2022 vorzeitig den Trainerstuhl für den ehemaligen Weltmeister Markus Baur räumen. Nun will der gebürtige Rumäne aber nach vorne blicken, wobei er konkrete Ziele noch nicht formulieren will: "Ich will erst einmal die Mannschaft kennenlernen, das geht im täglichen Betrieb, im Training. Dann werden wir gemeinsam die Ziele für die Saison definieren."

Der spanische Welt- und Europameister Gedeon Guardiola (re., im WM-Spiel gegen Polen im Januar) soll die Erlanger Abwehr stabilisieren. (Foto: Michal Stanczyk/Newspix/Imago)

Mayerhoffer gilt als akribischer und ehrgeiziger Trainer, der schnell einen Zugang zu seinen Spielern findet. In seiner Zeit ohne Job habe er "über den Tellerrand geschaut", etwa beim spanischen Klub Leon des ehemaligen spanischen Nationaltrainers Manolo Cadenas hospitiert. Ein Aussitzen des Vertrages kam für den Familienvater nie in Betracht. In seinen aktiven Zeiten spielte Mayerhoffer unter anderem für den Zweitligisten VfL Gummersbach, dann übernahm er den Regionalligisten Friedberg - und hatte seine Berufung gefunden. Fortan ging es für den Trainer Mayerhoffer stetig bergauf: Nach dem Aufstieg mit Friedberg in die dritte Liga holte ihn Zweitligist Bietigheim, wo er mit überschaubaren Mitteln zweimal den Aufstieg in die erste Bundesliga schaffte und 2018 zum Zweitliga-Trainer der Saison gewählt wurde. Erfolge, die ihn schließlich für ein Engagement in der besten Liga der Welt qualifizierten.

In Erlangen nun spürt Mayerhoffer "eine unheimliche Vorfreude" auf die Arbeit in "einem progressiven Verein mit einem sehr professionellen Umfeld". Wofür ihm im ehemaligen spanischen Weltmeister Gedeon Guardiola (von Lemgo-Lippe), den Rückraumspielern Jonathan Svensson (vom schwedischen Meister Ystads) und Mads-Peter Lönborg (vom dänischen Erstligisten Kolding) sowie Spielmacher Veit Mävers (von Hannover-Burgdorf) vier neue Spieler zur Verfügung stehen. Gerade der spanische Kreisläufer soll helfen, die Abwehrschwächen zu beheben, die auch Mayerhoffer längst analysiert hat. "Vor allem die Rückwärtsbewegung beim Gegenstoß" gelte es zu verbessern, sowie technische Fehler zu minimieren, nach Ansicht des Trainers die Hauptursachen für den Abfall in der zweiten Saisonhälfte. Guardiolas Erfahrung soll hier helfen. Mit 38 Jahren ist er zwar im Herbst seiner Schaffensphase, allerdings nach wie vor Abwehrchef in der spanischen Auswahl.

Und das internationale Geschäft? "Erfolg lässt sich nicht planen", sagt Mayerhoffer, "aber die Leistungsfähigkeit der Mannschaft." Und eine hohe Zielsetzung sei nie falsch.

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