Hamburger SV: Paolo Guerrero:Notfalls mit dem Schiff

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Der Hamburger SV wartet auf die Rückkehr von Paolo Guerrero. Der Angreifer hat Flugangst und hängt deswegen in Peru fest. Der Klub denkt bereits über eine kuriose Alternative nach.

Jörg Marwedel

Das erste Mal hat der peruanische HSV-Stürmer Paolo Guerrero, 26, den Flieger in Lima am Montag vor einer Woche bestiegen. Er wollte zurückkehren nach Hamburg. Der Klub hatte sogar Teammanager Marinus Bester als Begleitung nach Peru entsandt, denn man wusste, dass der Profi seit kurzem unter extremer Flugangst leidet.

Angst vorm Fliegen: HSV-Stürmer Paolo Guerrero. (Foto: Foto: dpa)

Dann kamen die Angstausbrüche, Guerrero stieg wieder aus. An zwei weiteren Tagen ist er noch einmal in ein Flugzeug geklettert, einmal war seine Mutter als Unterstützung mit an Bord, einmal seine Freundin. Es nützte nichts. Jedesmal ist er vor dem Start wieder aus der Maschine geklettert. Bester flog alleine zurück nach Hamburg.

Etwa ein Fünftel aller Passagiere, schätzt das Deutsche Flugangst-Zentrum, leiden unter massiven Angst- und Panikattacken. Am häufigsten nennen die Betroffenen "die Angst vor dem Ausgeliefertsein", nämlich gegenüber dem Piloten, der Technik und dem Wetter. Guerrero selber, der inzwischen in psychologischer Behandlung ist, glaubt den Auslöser seiner Furcht zu kennen. Im August 2009 musste die Maschine, in der die HSV-Mannschaft nach dem Europa-League-Spiel bei Guingamp saß, den Flug in Paris unterbrechen, weil Hydraulikflüssigkeit ausgelaufen war. "Das war der schlimmste Moment in meinem Leben", erklärte der Profi.

Bei Turbulenzen müsse er oft sogar schreien, gab er schon damals zu. Das Problem könnte seine Karriere beeinträchtigen. Schon den Besuch des Kniespezialisten Richard Steadman in Vail/Colorado ließ er kürzlich platzen. Der Operateur seines Knies, an dem er sich im September 2009 einen Kreuzbandriss zuzog, konnte also den Heilungsprozess nicht begutachten. Und wenn, wie HSV-Sprecher Jörn Wolf mitteilte, auch der vierte Flugversuch nach Hamburg scheitern sollte, will sich der Klub Alternativen überlegen. Etwa eine Schiffsreise, die drei Wochen dauern würde. Dort könnte der Stürmer nicht das geplante Rehabilitationstraining absolvieren. Sein Comeback würde weiter hinausgeschoben.

Konkurrenz durch van Nistelrooy

Ohnehin hat Guerrero, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, seit der Verpflichtung von Ruud van Nistelrooy keine guten Karten mehr in Hamburg. "Seine Verhandlungsposition hat sich grundsätzlich verändert", sagte HSV-Chef Bernd Hoffmann.

Die angebliche Forderung von 4,5 Millionen Euro Jahresgehalt hat die Klubführung als "überzogene Erwartung" gewertet. Und wer gibt einem Profi schon eine Gehaltsaufbesserung, wenn dieser womöglich wegen der Flugangst auch Auswärtsspiele in der Europa League oder der Champions League verpassen könnte?

© SZ vom 27.01.2010/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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