Hamburger SV in der Einzelkritik:Auf Schleicherpfaden Richtung Abstieg

Kapitän Rafael van der Vaart läuft viel, aber langsam. Hakan Calhanoglu wirkt hypernervös, Pierre-Michel Lasogga unternimmt lange Ausflüge und Uwe Seeler bibbert auf der Tribüne. Das 0:0 des HSV im Hinspiel der Relegation gegen Greuther Fürth in der Einzelkritik.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Hamburger SV in der Einzelkritik

Jaroslav Drobny

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(Foto: dpa)

Kapitän Rafael van der Vaart läuft viel, aber langsam. Hakan Calhanoglu wirkt hypernervös, Pierre-Michel Lasogga unternimmt lange Ausflüge und Uwe Seeler bibbert auf der Tribüne. Das 0:0 des HSV im Hinspiel der Relegation gegen Greuther Fürth in der Einzelkritik. Jaroslav Drobny: Es gibt angenehmere Situationen für einen Ersatztorhüter, als beim Warmmachen zu erfahren, dass der Stammtorsteher Rückenschmerzen hat. Nun ist Drobny mit seinen 34 Lenzen keiner, der sich dadurch beunruhigen lässt. Und mancherorts im Stadion wurde gemunkelt, es sei gar nicht so schlecht, dass der fehleranfällige René Adler pausieren musste. Drobny wunderte sich alsbald über die dicken Löcher in seiner Defensive, schimpfte und zeterte über 90 Minuten. Hat sich selbst jedoch mit einer fehlerfreien Leistung fürs Rückspiel beworben.

Hamburger SV in der Einzelkritik

Dennis Diekmeier

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(Foto: AP)

Dennis Diekmeier: Ging aus der Relegation schon zweimal als Sieger hervor, einst mit Nürnberg. Eine "schöne Nervenschlacht" seien diese beiden Spiele, orakelte Diekmeier. Wuchtete seinen aufwändig tätowierten Körper in jeden Zweikampf, kann auch rückwärts fehlerfreie Trippelschritte. In der Schlussphase druckvollster Hamburger, hatte jedoch Probleme mit jedem Fürther, der über seine Seite kam. Freut sich nun auf die Nervenschlacht im Rückspiel.

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Johan Djourou

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(Foto: AP)

Johan Djourou: Spielte einst beim FC Arsenal und wurde als großes Abwehrtalent gefeiert. Spielt heute beim Hamburger SV. Bekam von Drobny zeitweise jeden Laufweg diktiert, gehorchte seinem Keeper brav. Verlor trotzdem das Privatduell mit Fürths Azemi. Warum nun Djourou und nicht Westermann in diesem wichtigen Relegationsspiel auflaufen durfte, wurde nicht so recht ersichtlich.

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Michael Mancienne

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Michael Mancienne: Postete neulich Fotos seiner klaffenden Kinnwunde, die ihm Kollege Westermann im Training zugefügt hatte. Wollte damit wohl um Respekt bei seinen Gegenspielern werben - die Fürther ließen sich davon kaum beeindrucken. Sah gegen Azemi so alt aus wie die Schiffe im Museumshafen von Övelgönne.

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Petr Jiracek

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(Foto: dpa)

Petr Jiracek: Trägt seinen braunen Locken halblang, wird von seinen Mitspielern liebevoll "Jesus" genannt (nicht aus religiösen Gründen). Einer der Gewinner unter Slomka, der Jiracek statt links auf der Ersatzbank nun als Linksverteidiger einsetzt. Hatte auffallende Probleme mit Fürths wirbelndem Turbanmann Nikola Drurdjic. Übers Wasser gehen sieht anders aus.

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Milan Badelj

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Milan Badelj: Bleibt wohl nur, wenn der HSV die Klasse hält. Soll zahlreiche Angebote aus Italien, England und auch Deutschland haben. Ein neuer Bieterwettstreit dürfte sich nach diesem Spiel jedoch nicht entfachen: Der HSV hätte dringend einen Spieler gebraucht, der als Bindeglied zwischen Viererkette und Offensive zumindest für ein wenig Struktur sorgt. Badelj erfüllte diese Aufgabe nur vereinzelt.

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Robert Tesche

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(Foto: dpa)

Robert Tesche (mi.): Führte sich mit einem Field-Goal-Versuch hoch über das Fürther Tor hinweg ein. War vielleicht deshalb im Januar schon fast in England, blieb dann doch. Erneut einer der besten Hamburger. Gelang ein strukturierter Angriff, war meist Tesche der Initiator. Stellte seine Bemühungen später jedoch ebenfalls ein und wurde früh ausgewechselt. (Archivbild)

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Rincón

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Rincón: Ersetzte auf der rechten Seite den verletzten Ilicevic, für den HSV eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Zwar ist Rincón defensiv begabter als Ilicevic. Allerdings braucht der Venezoelaner schon einen außergewöhnlich guten Tag, um ähnliche Wucht nach vorne zu entfachen. Machen wir es kurz: Rincón erwischte gegen Fürth einen außergewöhnlich gewöhnlichen Tag. Seinen einzigen Distanzschuss klärte Hesl problemfrei. (Archivbild)

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Rafael van der Vaart

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(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Rafael van der Vaart: Ergraute Mittelfeldeminenz, läuft zwar viel, aber selten schnell. Wird deshalb liebevoll "Schleicher" genannt. Erfüllte vor dem Anpfiff seine Funktion als Kapitän und brüllte mit holländischem Akzept seine Kollegen an. Begab sich anschließend auf seine Schleicherpfade. Gefährliche Aktionen: eine, kurz vor Schluss. Könnte der erste HSV-Kapitän sein, der seine Mannschaft in die zweite Liga führt. Auf Schleicherpfaden.

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Hakan Calhanoglu

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(Foto: REUTERS)

Hakan Calhanoglu: Ist sicher weg, sollte der HSV absteigen. Das hat sein Berater klargestellt. In der Woche vor der Relegation kam eine solche Anti-Treuebekundung eher unpassend, aber so ist das beim HSV. Calhanoglu selbst schien einige Probleme mit seinen Nerven zu haben. Er begann hypernervös, vertändelte den Ball an der eigenen Eckfahne. Auch seine Freistöße hatten diesmal kein Calhanoglu-Niveau.

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Pierre-Michel Lasogga

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(Foto: AP)

Pierre-Michel Lasogga: Wuchtigster Stürmer des HSV seit Antony Yeboah. Wusste gar nicht wohin mit seinem Tatendrang. Unternahm lange Ausflüge bis zur Mittellinie, weil van der Vaart und Calhanoglu nicht in der Lage waren, ihm brauchbare Bälle zu servieren. Konnte die Bälle, die er im Mittelfeld eroberte, vorne allerdings nicht verwerten. Stand bei seinem aberkannten Kopfballtor im Abseits. Muss nun eben in Fürth treffen.

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Einwechselspieler: Marcell Jansen und Heiko Westermann

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(Foto: AFP)

Marcell Jansen: Kam nach 60 Minuten für Tesche. Wurde von Bundestrainer Löw aus dem WM-Kader gestrichen, ohne eine Minute vorgespielt zu haben. Hätte Löw zu gerne gezeigt, wie gewaltig er sich geirrt hat. Heiko Westermann: Kam in der 90. Minute für Rincón. Durfte der Bundesliga-Uhr noch beim Ticken zusehen. Machte das ganz unauffällig.

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Uwe Seeler

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(Foto: dpa)

Uwe Seeler: Spielte fast 500 Mal für den HSV, schoss über 400 Tore. Heute Klub-Idol und moralische Instanz in Personalunion, hat stets "große Angst um meinen HSV". Darf sich fast täglich zur Lage seines Klubs äußern, empfiehlt dann "Beißen ohne Ende" oder "Schippe drauflegen". Findet aber auch: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Bibberte auch diesmal auf der Tribüne. Hat nach diesen 90 Minuten gewiss nicht weniger Angst um seinen HSV.

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