Hamburger SV:Neuer starker Boss

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Was hat er vor mit dem HSV? Der Medizinunternehmer Thomas Wüstefeld. (Foto: HSV)

Anteilseigner, Aufsichtsratschef und nun Vorstand: Der Medizinunternehmer Thomas Wüstefeld hat beim Hamburger SV einen rasanten Aufstieg hingelegt. Wer ist der Mann?

Von Thomas Hürner, Hamburg

Für Bild steht fest, wer neuerdings über den Hamburger SV regiert. Das Boulevardblatt erwähnt den Namen Thomas Wüstefeld nur noch im Zusammenhang mit der inoffiziellen Funktionsbezeichnung "HSV-Boss", und wie sehr der Medizinunternehmer seinen Einfluss beim Traditionsklub ausbauen konnte, lässt sich beim Blick auf die jüngsten Schlagzeilen erahnen. Wüstefeld verzichte freiwillig auf sein "Boss-Gehalt", heißt es etwa in einer Artikelüberschrift. Was wiederum Fragen aufwirft: Wer ist das? Und was hat er vor mit dem HSV?

Wüstefeld, 53, hat innerhalb kürzester Zeit einen steilen Aufstieg in der Vereinshierarchie hingelegt: Im Oktober des vergangenen Jahres übernahm er mit seiner Firma Calejo GmbH 5,11 Prozent der Anteile an der HSV Fußball-AG, in einem direkten Geschäft mit dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der das Investment bei seinem Herzensklub nach eigener Auskunft sehr bereut. Kühne bleibt weiterhin mit 15,33 Prozent an der AG beteiligt, größter Anteilseigner ist der Gesamtverein mit mehr als 75 Prozent.

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Im November stieg Wüstefeld dann zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats auf - ein Amt, das er vorläufig ruhen lassen wird, da er Anfang Januar anstelle des im Sommer ohnehin scheidenden Finanzchefs Frank Wettstein in den Vorstand aufrückte. In dieser Funktion wird Wüstefeld seine Dienste beim HSV ein Jahr lang "pro bono" einbringen, also unentgeltlich.

Wüstefeld möchte seine Kontakte in Wirtschaft und Politik spielen lassen

Dieser Marsch durch die Institutionen erinnerte einige Beobachter des Hamburger Sports an jenen von Bernd Hoffmann, der sich vor vier Jahren ähnlich rasch an der Spitze des Zweitligisten hatte einrichten können, ehe er nach einem verlorenen Machtkampf von den HSV-Gremien in die Verbannung geschickt wurde. Wüstefeld hingegen versichert, er wolle nach dem Interimsjahr im Vorstand wieder ins Kontrollgremium zurückkehren und bis dahin seine Kontakte in die hanseatische Wirtschaft und Politik spielen lassen, damit der Klub die pandemischen Herausforderungen stemmen und einen Weg aus den roten Zahlen finden kann.

Bleibt größter Anteilseigner, bereut sein Engagement beim HSV aber sehr: Klaus-Michael Kühne. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die vom Hamburger Senat angeordneten Geisterspiele treffen den HSV besonders schwer: In der zweiten Liga tragen die Stadioneinnahmen einen gewaltigen Teil zum Gesamt-Etat bei, die HSV-Verantwortlichen hatten für diese Saison ursprünglich mit durchschnittlich 30 000 Zuschauern kalkuliert. Wüstefeld will deshalb in dieser Woche mit dem Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) über eine Lockerung der Maßnahmen diskutieren, seine argumentative Linie ist bereits durchgesickert: Warum dürfen 2000 von 2200 Plätzen in der Elbphilharmonie besetzt werden, während das luftige und 57 000 Menschen fassende Volksparkstadion leer bleiben muss?

Ein weiterer Investor soll sich beim HSV in Stellung bringen

Beim HSV gibt es aber nicht nur Bedarf an einer einflussreichen Stimme, sondern auch an wirtschaftlicher Expertise. Wüstefeld soll mit seinem Medizintechnik-Unternehmen zuletzt enorme Gewinne erwirtschaftet und insbesondere mit einem im eigenen Hause entwickelten Corona-PCR-Schnelltest eine vakante Position im Markt besetzt haben. Ansonsten ist nicht viel bekannt über den neuen starken Mann beim HSV. Nach eigener Auskunft trage Wüstefeld bereits seit Kindestagen "die Raute im Herzen", bei einem Besuch im Trainingslager hat er neulich das Profiteam kennengelernt.

Es wird jedoch spekuliert, dass sich parallel der nächste Akteur beim HSV in Stellung bringt: Gespräche mit Detlef Dinsel, Partner einer milliardenschweren Investmentfirma und von 2012 bis 2019 Anteilseigner beim FC Augsburg, sollen sich in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Offenbar hat sich die Meinung durchgesetzt, dass die Stadt Hamburg dringend wieder einen Erstligisten braucht.

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