Greuther Fürth nach dem Sieg in München:Gegen fußballerische Vollraketen

Lesezeit: 3 min

Greuther Fürth will nach 15 Zweitligajahren endlich in die Bundesliga aufsteigen, die Chancen dafür sind so gut wie nie zuvor. Zuletzt begruben die Kleeblätter auch die letzte Aufstiegshoffnung des TSV 1860 München und festigten Platz eins in der Tabelle. Am Dienstag gibt es nun ein außergewöhnliches Spiel: das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund.

Michael Neißendorfer

Plötzlich wurde Mike Büskens laut. Für den gewöhnlich besonnenen Trainer von Greuther Fürth bedeutete das freilich, dass ihn bei der Pressekonferenz nach dem Spiel bei 1860 München nun auch Journalisten in vierter Reihe klar und deutlich hören konnten. Ein Fan hatte sich kürzlich erdreistet, ihm die Wette anzubieten, dass die SpVgg Greuther Fürth in dieser Saison wieder nicht aufsteigt.

Traf zwei Mal gegen 1860 München: Fürths Angreifer Olivier Occean. (Foto: dpa)

"Da fehlen mir die Worte. Wir holen 56 Punkte in 26 Spielen, die Jungs spielen einen riesen Fußball, und dann gibt es Leute, die denken immer noch rückwärts, das ist doch krank, da werde ich wahnsinnig," erboste sich Büskens.

Wenige Sekunden später war Büskens wieder ruhig. Es gab auch, bis auf den von Büskens vermissten Optimismus mancher Fans, gar keinen Grund, sich zu echauffieren. Die Fürther hatten soeben die in der Rückrunde starken Löwen mit 4:1 besiegt und stehen, acht Spieltage vor Saisonende, auf Platz eins in Liga zwei. Dieses Jahr wollen sie endlich aufsteigen, nachdem sie schon so oft so knapp gescheitert sind.

Doch der Vorsprung ist dünn, die Konkurrenz stark. Die fünf Teams an der Spitze trennen nur sechs Punkte - und das Restprogramm der Fürther ist durchaus knifflig: Zweimal geht es gegen direkte Aufstiegskandidaten, viermal gegen vom Abstieg bedrohte Mannschaften. "Wir haben nächste Woche das schwerste Spiel, am Samstag gegen Karlsruhe," sagte SpVgg-Präsident Helmut Hack. Karlsruhe braucht die Punkte im Abstiegskampf, Fürth will weiterhin an der Tabellenspitze bleiben.

Moment, da war noch was! Das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund am Dienstagabend: "Wir haben Dienstag noch gar nicht im Kopf gehabt. Wir wussten, dass der Sieg heute wichtiger ist, weil wir unbedingt aufsteigen wollen," sagte der junge Felix Klaus, der seinen sehenswerten Sololauf quer durch die Reihen der Sechziger mit dem 4:1 beendete.

1860 München in der Einzelkritik
:Der Eismann und die Biergartenbrüder

Benjamin Lauth besorgt sich einen neuen Spitznamen, Necat Aygün gibt sich so cool, dass er plötzlich unterkühlt daherkommt und Guillermo Vallori macht den Lucio. Leider hat beim 1:4 gegen Fürth aber nur Daniel Bierofka den Löwen in sich. Die Münchner in der Einzelkritik.

Michael Neißendorfer, Fröttmaning

Der Aufstieg ist die Pflicht für die Fürther, der Pokal die Kür. Dem Spiel gegen Dortmund im heimischen Stadion sehen sie gelassen entgegen. "Da kommt der Branchenprimus, der deutsche Meister, aktuell schon wieder erster mit fünf Punkten Vorsprung. Die haben fussballerische Vollraketen im Kader, da kostet ein Spieler mehr als bei uns das ganze Team. Plus Stadion", sagte Trainer Büskens über den kommenden Gegner.

1860 München in der Einzelkritik
:Der Eismann und die Biergartenbrüder

Benjamin Lauth besorgt sich einen neuen Spitznamen, Necat Aygün gibt sich so cool, dass er plötzlich unterkühlt daherkommt und Guillermo Vallori macht den Lucio. Leider hat beim 1:4 gegen Fürth aber nur Daniel Bierofka den Löwen in sich. Die Münchner in der Einzelkritik.

Michael Neißendorfer, Fröttmaning

Stephan Fürstner, der gegen die Löwen zum zwischenzeitlichen 2:1 getroffen hatte, sagte: "Wir haben nichts zu verlieren, der Druck liegt bei den Dortmundern. Wir können uns auf das Spiel freuen, was dabei rauskommt, werden wir sehen." Auch für ihn scheint der Aufstieg wichtiger zu sein als ein möglicher Finaleinzug: "Wir müssen noch viele Spiele gewinnen, die Konkurrenz lässt selten Federn, von daher stehen wir jede Woche unter Druck."

Zweimal hatte Stürmer Olivier Occean den Druck genommen, indem er das 1:0 und später das 3:1 erzielte. Er war erst zu Beginn der Saison nach Fürth gekommen, und hat seitdem in der Liga schon 15 Treffer erzielt. Trotzdem dürfte vor dem Knaller gegen Dortmund ein anderer Stürmer im Fokus des Interesses stehen: Gerald Asamoah, der ehemalige Schalker, der wie der ehemalige Schalker Büskens schon zwei Mal den Pokal gewann.

Gegen die Löwen schonte Büskens Asamoah bewusst, um ihn auf jeden Fall gegen Dortmund einsetzen zu können: "Er ist sehr wichtig für uns, aber wir müssen Risiken abwägen, deswegen haben wir ihn heute draussen gelassen," sagte Büskens nach dem Spiel.

Auch wenn es am Dienstag gegen die Dortmunder nicht zur Sensation reichen sollte, wollen sich die Fürther nicht aus der Fassung bringen lassen und weiterhin konzentriert Richtung Aufstieg marschieren. Stephan Fürstner sagte: "Wir sind so professionell, dass wir uns auf die Liga fokussieren können. Die Liga ist unser tägliches Brot."

Auch Mike Büskens priorisiert die Aufgaben für die Fürther klar, wobei es eigentlich nur eine Aufgabe gibt: Endlich in die erste Liga aufsteigen! "Was weiß ich, was Dienstag ist? Brot und Butter holen wir uns in Liga zwei", sagte Büskens. Pflicht und Kür sind bei den Fürthern klar getrennt. Sie wollen in der kommenden Saison schließlich zwei Mal gegen Dortmund spielen.

© SZ.de/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: