Leon Goretzka:Ein rätselhaftes Knie

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Leon Goretzka während einer Trainingseinheit. Das linke Knie macht ihm nun wieder Probleme. Nach einer Operation fällt er wochenlang aus. (Foto: Nathan Zentveld/Getty Images)

Nach einer Operation fällt Leon Goretzka erneut aus, nachdem er schon in der Vorsaison monatelang fehlte. Der 20-jährige Zugang Ryan Gravenberch könnte so für den FC Bayern schneller wichtig werden als gedacht.

Von Sebastian Fischer

Ryan Gravenberch hat am vergangenen Wochenende zum ersten Mal vor den Fans des FC Bayern Fußball gespielt, und auch wenn es nur ein öffentliches Show-Training in der Arena war, machte der 20 Jahre alte Zugang von Ajax Amsterdam dabei einen guten Eindruck. Er spielte Pässe, mit denen er Angriffe in Richtung gegnerisches Tor über die Mitte beschleunigte, er war mit seinen 1,90 Meter in vielen Zweikämpfen überlegen.

Allerdings gibt es einen Fußballer wie ihn, prädestiniert für den zügigen Balltransport von Strafraum zu Strafraum und mit wuchtiger Physis, im Bayern-Mittelfeld ja eigentlich schon: Leon Goretzka. Das war der Stand am Samstag.

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Drei Tage später ist der Kader des FC Bayern zwar um einen weiteren spektakulären Zugang reicher: Der Klub verkündete am Dienstagabend offiziell den schon seit Sonntag bekannten Transfer von Innenverteidiger Matthijs de Ligt von Juventus Turin. Der Niederländer, laut Juve 67 Millionen Euro Ablöse plus zehn Millionen mögliche Bonuszahlungen teuer, unterschrieb in München einen Vertrag bis 2027 und reiste der Mannschaft auf die Werbetour durch die USA hinterher. Der Kader des FC Bayern ist allerdings auch vorerst um einen Spieler kleiner: Goretzka wurde am linken Knie operiert, fällt wohl mehrere Wochen aus und verpasst wahrscheinlich den Saisonstart.

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So athletisch der 27-Jährige mit trainierter und definierter Muskulatur inzwischen daherkommt, so fragil war zuletzt ein für Fußballer besonders wichtiges Gelenk. Bereits von Dezember 2021 bis März 2022 hatte er wegen hartnäckiger und etwas rätselhafter Knieprobleme pausieren müssen. "Das war eine schwierige Situation und eine doofe Verletzung, bei der ich nicht wusste, was es ist und wie und wann es wieder weggeht", sagte Goretzka im Trainingslager der Nationalmannschaft im Mai. Er habe aber "keine Nachwehen".

Im Winter war mal von Problemen an der Hüfte, mal von der Patellasehne die Rede, Letzteres dementierte Goretzka später, ohne Genaueres zu erklären. In einem vom FC Bayern produzierten Video hatte er selbst von Schmerzen "beim Richtungswechsel und in gewissen Winkeln" gesprochen, Trainer Julian Nagelsmann sagte damals: "Es sind keine großen Schmerzen, aber er hat ein Gefühl von Unwohlsein im Kniegelenk." Goretzka konsultierte den Kniespezialisten Christian Fink in Innsbruck, eine Operation stand im Raum, sollte aber vermieden werden. Die Entscheidung fiel zugunsten einer konservativen Therapie aus. Seit April spielte er wieder.

Diesmal war in der Mitteilung des FC Bayern nur von "Auffälligkeiten im linken Knie" und einem erfolgreichen Eingriff die Rede, eine Ausfallzeit wurde nicht genannt. Goretzka hatte nach dem öffentlichen Training am Samstag noch über die Vorfreude auf die US-Tour gesprochen, die er nun verpasst.

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Für ihn fällt die Verletzungszeit auch in die erweiterte Vorbereitungsphase auf die WM im November mit der Nationalmannschaft, wo er genau wie in München als Nebenmann von Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld eingeplant ist. Sollten die vom TV-Sender Sky genannten sechs bis acht Wochen Zwangspause stimmen, könnte es gar für die Nations-League-Spiele im September knapp werden.

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Beim FC Bayern gibt es in diesem an Transfers so reichen Sommer auch für die Mittelfeldpositionen noch Spekulationen, Marcel Sabitzer gilt als Verkaufskandidat, Konrad Laimer von RB Leipzig als möglicher Zugang, erst recht nach der Goretzka-Verletzung. Bis auf Weiteres könnte aber vor allem Gravenberch schneller wichtig werden als gedacht. "Wenn man ihn im Training sieht, das ist eine Augenweide", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic über den Niederländer. Und Torwart Manuel Neuer sagte, Gravenberch habe ihn "positiv überrascht", spreche auf dem Platz viel, wolle immer den Ball haben, sei technisch gut und bringe "eine gewisse Aggressivität mit".

Neuer sprach aber auch über Goretzka. Die Operation sei "erst mal ein Rückschlag". Aber: "Er ist ein starker Charakter und wird sehr gut zurückkommen. Da mache ich mir keine Sorgen um ihn."

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