Tiger Woods:Plötzlich Schutzpatron des Golfsports

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Hat nicht mehr nur den Golfball im Blick, sondern den ganzen Golfsport: Tiger Woods. (Foto: Matt Slocum/dpa)

Als Spieler galt Tiger Woods als egozentrisch. Nun zeigt er mit eindrücklichen Worten zu den Entwicklungen im Golf, dass der politische Woods stärker ist denn je.

Von Felix Haselsteiner

Es gehört inzwischen zu den Traditionen im Golfsport, dass sich einmal im Jahr der gesamte Tross aus Spielern, Managern, Reportern und allen Beteiligten, die etwas mit einem Golfschläger anfangen können, auf den Weg in den Süden macht, zu einem der kleinsten, sportlich unbedeutendsten Turniere des Jahres. Die Hero World Challenge bekommt ihren besonderen Status aus drei Gründen. Erstens: der Austragungsort - sie findet auf den Bahamas statt. Zweitens: das Geld - ein finanzstarker indischer Konzernsponsor lockt die weltweit besten Golfer mit hohen Zahlungen. Und schließlich: der wichtigste Spieler, der alljährlich unter der Karibiksonne Rede und Antwort steht.

Der Präsident der USA hält seine "State of the Union"-Rede im Februar, Tiger Woods hält seine Ende November, wenn er auf den Bahamas antritt zu einem seiner seltenen Turniere. Von politischer Bedeutung sind inzwischen beide Momente, denn Woods hatte seit April kein offizielles Wort verlauten lassen zu all den großen sportlichen und staatstragenden Themen des Jahres. Zur Fusion der PGA Tour mit der saudi-arabischen LIV Tour, zu seiner Berufung in das Verwaltungsgremium der PGA Tour, zu seiner eigenen neuen Golftour und zu seiner Karriere fehlten Auskünfte - die dann allerdings bei einem bemerkenswerten halbstündigen Auftritt folgten.

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Langsam und vorsichtig, in der inzwischen gewohnten Optik eines Boxers nach dem Karriereende, hangelte Woods sich die Stufen zur Presseempore hinauf. Umso bestimmter waren dann allerdings seine Antworten: "Überrascht" sei er gewesen an jenem 6. Juni, als die PGA Tour und der Saudi-Staatsfonds PIF ihre Bestrebungen für eine Zusammenarbeit veröffentlicht hatten: "Wir waren sehr frustriert über die Geschehnisse und haben Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass wir nicht wieder so außen vor gelassen werden", sagte Woods.

Dass er inzwischen nicht mehr nur für sich spricht, sondern für alle Spieler, deren oberster offizieller Vertreter er ist dank seiner Rolle im Verwaltungsrat, ist eine Entwicklung, die man in der Karriere des egozentrischen Woods lange nicht für möglich gehalten hätte. Seiner Macht ist er sich jedenfalls bewusst. "Ich denke, dass Jay (...) versteht, dass das, was davor passiert ist, nicht wieder passieren kann", sagte Woods über Commissioner Jay Monahan, den Boss der PGA Tour - man konnte und sollte das als Drohung verstehen.

Der politische Woods ist stärker denn je, er fungiert als Schutzpatron seiner Sportart. "Returns" wolle jeder Investor haben, auch er bei seinem neuen Turnierformat TGL, dessen Start nun erst im Jahr 2025 erfolgen wird, weil ein Tropensturm die neu gebaute Arena in Florida zerstört hat. Das alles sind Themen, mit denen Woods sich beschäftigt, vor allem aber sei er daran interessiert, das "Erbe der PGA Tour" abzusichern. Der Sport müsse im Fokus stehen, der Sport sei aber nichts ohne seine Spieler, sagte Woods, weshalb er für deren Rechte einstehen möchte.

Um das zu tun, will der 47-Jährige auch wieder öfter an den Orten des Geschehens sein. "Ein Turnier im Monat" sei ein realistisches Ziel, sagte Woods. Eine mutige Erklärung angesichts des Zustands seines rechten Beins. Das ist nach einem Autounfall so kaputt, dass Woods sagt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis er die nächste Operation benötigt. Der Knöchel, das Fußbett, das Knie - all diese Stellen machten ihm beim Gehen zu schaffen. Golferisch fühle er sich imstande, weiterhin mit den jungen Topspielern mitzuhalten. "Es wird einen Punkt geben in meinem Leben, an dem ich das Gefühl habe, nicht mehr gewinnen zu können", sagte Woods: "An dem Punkt werde ich aufhören." Bis dahin macht er weiter, als Spieler - und als Commander-in-Chief seiner Sportart.

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