golf reisen:Göttliches Spiel

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Der Golfsport bietet Kreta die Möglichkeit, sich als Urlaubsziel für das ganze Jahr zu etablieren

Ludwig Rembold

Für die alten Griechen lag der Geburtsort ihres Göttervaters Zeus in einer minoischen Kulthöhle auf der Lasithi-Ebene hoch über Kreta. Erwachsen geworden, verwandelte sich der göttliche Wüstling dem Mythos nach in einen Stier und entführte die phönizische Königstochter Europa über das Meer. So entstand die Legende von Kreta als der Wiege unseres Kontinents. Die geheimnisumwitterte, 4.000 Jahre alte Kultur war schon im Altertum sagenumwoben. König Minos, ein Sohn Zeus', erbaute den Palast von Knossos mit einem Labyrinth, in dem der monströse Minotaurus, halb Mensch halb Stier, hauste. Der griechische Held Theseus erschlug das Ungeheuer und fand schließlich mit Hilfe der Königstochter Ariadne und ihrem sprichwörtlichen Faden aus dem Labyrinth heraus. Soviel griechische Mythologie muss einfach sein auf Kreta. Die archaische Landschaft der größten der zahllosen griechischen Inseln ist an sich schon sagenhaft und beflügelt die Phantasie.

Elunda Mare (Foto: Fotos: Elunda Resorts, Robinson, The Crete Golf Club)

So kommt einem die Sache mit Zeus sogar in den Sinn, wenn man am 11. Abschlag des Crete Golf Clubs steht. Von da aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Lasithi-Ebene und die sie umrahmenden 1.800 Meter hohen Berge. Vom 16. Abschlag aus blickt man auf Calochiorio, was soviel heißt wie schönes Dorf. Die alten, weißen Häuser leuchten aus den karg bewachsenen Hügeln heraus. Die Zeit bleibt stehen, bis Harry Zervos einen behutsam zurückführt in die Welt des Golfs. Der junge Golfdirektor mit Pro-Status weiß schon, warum er die erste Runde auf der Zehn begonnen hat. Diese neun Bahnen sind ein einziges Naturerlebnis. Bis zur 18, die hinführt auf ein modernes, architektonisch gelungenes Clubhaus. Drei Teiche umrahmen das letzte Grün, die so gar nichts zu suchen haben in der von der Sonne geprägten Landschaft.

Die ersten neun Löcher versetzen einen in das neuzeitliche Kreta. Ein Wasserpark mit bunten Rutschen und lautem Treiben gegenüber dem Golfkurs wirkt wie ein Wahrzeichen des modernen Tourismus. Die 250 Kilometer lange und bis zu 60 Kilometer breite Insel kann eben nicht von ihrem kulturellen Erbe und auch nicht von Ziegen und den Produkten von geschätzten 30 Millionen Olivenbäumen leben. Der Fremdenverkehr ist längst zur Haupteinnahmequelle der Sonneninsel geworden. Insofern erledigt sich auch die Frage schnell, ob man mit einer Investition von 15 Millionen Euro einen 18-Loch-Meisterschaftskurs in die Hügel Kretas sprengen muss. Harry erzählt mit glänzenden Augen von den Chancen, die der Golfsport in Griechenland im allgemeinen und in Kreta im Besonderen zur Qualitätsverbesserung des Fremdenverkehrs bietet. Bislang beherrschen der Massentourismus der Sonnenanbeter und der Rucksacktourismus mit kulturellen Ansprüchen die Szene. Kreta wird von den großen Charter-Gesellschaften im wesentlichen in der Zeit von April bis Oktober angeflogen. "Dabei haben wir alle Voraussetzungen für eine Ganzjahres-Destination", meint Harry Zervos, "doch dafür fehlen uns die Plätze." Gerade einmal fünf 18-Loch-Anlagen gibt es in Griechenland. Die bei Athen, auf Korfu, Chalkidiki und Rhodos bestehen schon seit 20 Jahren und länger. Und jetzt eben der Crete Golf Club, 30 Minuten Fahrzeit östlich vom Flughafen Heraklion auf der touristisch erschlossenen Nordseite der Insel. Bob Hunt, ein Designer der britischen PGA Management Consulting, ist auf Anhieb ein großer Wurf gelungen. Der Platz (Par 71) ist nicht besonders lang (6.015 Meter von den Championship-Tees, Greenfee 57 Euro, Cart 30 Euro), erfordert jedoch präzises Spiel und viel taktisches Geschick. Lediglich für Spieler, die 80 Meter Carry nicht verlässlich überwinden können, ist er sehr schwer spielbar. Die Fairways führen abwechslungsreich bergauf, bergab. Auf der Sechs und der Sieben geht es über Schluchten hinweg. Ein Golfplatz, der zu allen ästhetischen Genüssen einfach viel Spaß macht, wenn man die Fairways nur halbwegs trifft. Der Pflegezustand, vor allem der Grüns, wird auch im heißen Sommer internationalen Ansprüchen gerecht. Ebenso die luxuriöse Driving Range mit zum Teil überdachten Abschlägen.

Robinson Golf Club (Foto: N/A)

Warum sich Griechenland mit der Golfentwicklung so schwer tut, wird bei Planung und Erstellung dieser Anlage besonders deutlich. Vier Jahre hat es gedauert, bis 43 Investoren, vorwiegend aus der gehobenen kretischen Hotellerie sowie die nächstgelegene Stadt, Hersonissos, mit dem Bau beginnen konnten. Verhandlungen mit sage und schreibe 180 Kleingrundbesitzern waren nötig. Ein weiteres Problem ist das Wasser. Kein Wunder bei über 300 Sonnentagen auf Kreta. Ein tiefer Brunnen musste gebohrt und eine ausgeklügelte, sparsame Bewässerung installiert werden. Die Mühen lohnen sich nur langsam. Seit 2003 kann gespielt werden. Die Griechen selbst müssen Golf jedoch erst für sich entdecken. Bisher zählt der Club nur 46 Mitglieder.

Die meisten Spieler kommen aus dem "Robinson Club Lyttos Beach", knapp zehn Minuten Fahrzeit entfernt. Der perfekt geführte, weitläufige Club zählt zu den am besten ausgelasteten Robinson-Anlagen weltweit. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt dort auf allen Arten von Wassersport, auf Tennis und auf Wellness. Golf bietet der rührige österreichische Nachwuchs- Pro Dominik Kremper auf einer gut gepflegten Pitch-and-Putt-Anlage sowie auf drei kurzen Par-3-Löchern seit 2006 an. Bisher hat er rund 200 Rookies zur Platzreife nach den Richtlinien des Österreichischen Golf-Verbandes gebracht.

The Crete Colf Club (Foto: N/A)

Einer davon war Michalis Pediaditakis, der Regional Manager von Robinson für Griechenland, inzwischen selbst begeisterter Golfer. "Immer mehr unserer Gäste nutzen unsere Package-Angebote, die Nähe zu diesem wunderschönen Meisterschaftsplatz und die Möglichkeit, dort erstklassiges Equipment leihen zu können. Mit dem Cart ist auch die Sommerhitze erträglich. Wenn sie einmal gespielt haben, kommen sie immer wieder." Der Crete Golf Club war bereits Austragungsort des Robinson Masters. Vom 24. bis 26. Oktober ist er Schauplatz des Brutto-Finales des Süddeutsche Zeitung Business Golf Cup presented by Audi. "Ich bin gespannt, welche Ergebnisse die herausragenden Amateure, die Bruttospieler der Süddeutschen Zeitung, auf unserem Platz spielen werden", meint Harry Zervos.

Einen wachsenden Zuspruch erwartet er sich aus Elounda, einem ehemals verträumten Fischerdörfchen in der Nähe von Agios Nikolaos, der drittgrößten Stadt Kretas. Dort hat der geniale Architekt Spyros Kokotos zusammen mit seiner Frau Eleana drei Hotels und Resorts der internationalen Spitzenklasse in eine faszinierende Küstenlandschaft gebaut. Innerhalb weniger Jahre sind die drei Fünf-Sterne-Häuser "Elounda Mare Hotel", "Porto Elounda" und zuletzt das mehrfach ausgezeichnete "Elounda Peninsula" zu einem Geheimtipp für Menschen geworden, die das besondere in Ausstattung und Luxus suchen. Allein das überaus großzügige "Six Senses Spa" mit seiner außergewöhnlich gelungenen Architektur und seinen umfassenden Angebot von gekonnten Anwendungen ist schon einen Besuch wert. Im Peninsula sind alle Suiten mit einem eigenen Salzwasserpool ausgestattet. Das Meer ist dort so sauber und fischreich wie nur noch ganz selten am Mittelmeer. Lediglich das Par-3-Drei- Loch-Golfplätzchen dort ist mehr grüner Blickfang und bietet eher lustigen Zeitvertreib als richtiges Golf. Um das zu spielen, muss man vorläufig 35 Minuten Fahrzeit zum Crete Golf Course in Kauf nehmen.

Die Clubs

The Crete Golf Club GR-70014 Hersonissos, Crete P.O.Box 106 Tel.: 0030-28970-26000 Fax: 0030-28970-30180 info@crete-golf.gr www.crete-golf.gr

Robinson Club Lyttos Beach GR-70014 Hersonissos, Crete Tel.: 0030-28970-28500 Fax: 0030-28970-28555 lyttos@robinson.de www.robinson-club.com

Elounda Hotels & Resorts GR-72053 Elounda, Crete Tel.: 0030-28410-68000 Fax: 0030-28410-68018 info@elounda-sa.com www.elounda-sa.com

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