Golf in Augusta:Selten so schnell und schwierig

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Tiger Woods, der fünfmalige Champion, hilft beim Masters im November 2020 seinem Nachfolger Dustin Johnson (links) ins Sieger-Jackett. (Foto: Kevin Dietsch/UPI/Imago)

Vorjahressieger Dustin Johnson erwarten in Augusta neue Herausforderungen. Eröffnet wird das Masters von Lee Elder, der einst als erster Afroamerikaner am Turnier teilnahm.

Von Felix Haselsteiner, Augusta/München

Dustin Johnsons großer Abend wird mit einem Gartensalat beginnen. Traditionell wird der Vorjahressieger erst beim folgenden Turnier formell in den ehrwürdigen Kreis der Masters-Sieger aufgenommen. Im "Masters Club" nimmt dann am Dienstagabend jeder Masters-Woche die versammelte Elite des Golfsports Platz, serviert wird ein Menü, das sich der Champion des Vorjahres aussuchen darf. Johnson, 36, entschied sich für Gartensalat, Rinderfilet mit Kräuterbutter und einen Peach Cobbler als Dessert, einen traditionellen Pfirsichkuchen der Südstaaten. Eine kluge, unprätentiöse Entscheidung, denn manch einer seiner Vorgänger hatte gleich bei der Aufnahme mit seiner Menüwahl schlechte Stimmung verbreitet: Der Schotte Sandy Lyle servierte 1989 Haggis, was mehrere Dinner-Teilnehmer boykottierten und stattdessen Fleisch in einfacher, gebratener Form forderten. "Die Jungs wollen ein Steak", erkannte Phil Mickelson nach seinem ersten Champions Dinner und dem nicht sehr beliebten Versuch, Hummer-Ravioli als Alternative zu servieren.

Johnson also will sich bei seiner Einführungsveranstaltung nicht unbeliebt machen; und wie so häufig sagt die Wahl der Hauptspeise auch etwas über den Sieger aus: Wie schon bei seinem Erfolg im November des vergangenen Jahres bemerkbar war, als bei seiner Siegerrede die sonst so sonore und unbeeindruckte Stimme brüchig und unsicher wurde, ist Johnsons Ehrfurcht vor den Traditionen des Augusta National Golf Club groß. Auch wenn er im November so beeindruckend deutlich gewann wie wenige vor ihm, weiß er, dass er im großen Ganzen auch nur ein kleiner Teil der langen Geschichte des Masters ist.

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Nach der Pandemie-bedingten Verlegung des Masters 2020 vom Frühjahr in den November, ist das Major-Turnier in diesem Jahr wieder zum traditionellen Termin am zweiten April-Wochenende zurückgekehrt. Die Fotos des Golfplatzes im Herbst mit bräunlichem Laub und einem dunkleren Grün mögen hübsch gewesen sein. Doch das satte Georgia-Frühlings-Grün steht dem Kurs weiterhin hervorragend - und dürfte dazu führen, dass die Ergebnisse, die in den feuchten Bedingungen des Herbstes noch niedrig ausfielen, wieder deutlich höher sind. Wie schwierig sich der Platz aktuell spielen lässt, hat der Brite Ian Poulter in einem Video auf Instagram gezeigt: Aus wenigen Metern Distanz puttete er auf ein Übungsloch zu, eigentlich berührte er den Ball kaum, der jedoch rollte knapp am Loch vorbei und gute zehn Meter einen Abhang hinunter. Augustas Grüns waren selten so schnell und schwierig wie in diesem Jahr, hieß es von mehreren Profis.

Johnson sagt, er sei "vielleicht nicht ganz so gut in Form wie im November"

Die Profiteure könnten einmal mehr diejenigen sein, die anstatt schierer Wucht lieber auf ein präzises kurzes Spiel setzen. Bernhard Langer, 63, jedenfalls dürfte sich freuen: Die wärmeren Temperaturen im Vergleich zum November werden ihm helfen. Damals flogen seine Bälle nicht so weit, und die Unterschiede zu den wuchtigen Weitschlägern wurden noch großer. Ähnliches gilt für Lee Westwood, mit 47 Jahren ebenfalls einer der älteren Spieler im Feld und zuletzt in bestechender Form. Westwood flog vor einigen Wochen mit seinem Sohn zum Training nach Augusta, auf Einladung eines Mitglieds dort, er dürfte also gut vorbereitet sein. Langer hingegen hat in seiner Karriere schon so oft in Augusta gespielt - und an so vielen Champions Dinners teilgenommen -, dass ihn auch die schnellen Grüns nicht mehr allzu sehr überraschen dürften.

Historischer Abschlag: Lee Elder, der erste afroamerikanische Golfer, der im Mai 1975 am Masters teilnehmen durfte. (Foto: Lou Krasky/AP)

Daneben sind es diejenigen, die die richtige Mischung aus Jugend und Erfahrung mitbringen, die die besten Chancen auf das grüne Jackett haben. Justin Thomas etwa, im März Sieger beim Players Championship, ist derzeit der beste Putter der PGA Tour, was stets ein guter Indikator ist. Jordan Spieth kommt mit viel Rückenwind von seinem Sieg in der Vorwoche in Texas und hat in seiner Karriere bereits einen Sieg und vier Top-5-Platzierungen in Augusta vorzuweisen. Und Johnson? Der Vorjahressieger sagte auf einer Pressekonferenz, er sei "vielleicht nicht ganz so gut in Form wie im November". Vielleicht ist der Trubel um seine Person samt der neuen repräsentativen Aufgaben als Träger des grünen Jacketts und Dinner-Organisator auch etwas ablenkend.

Denn dass das Sportliche beim Masters manchmal auch kurz Nebensache werden kann und hinter den Traditionen anstehen muss, wird der erste Abschlag an diesem Donnerstag zeigen. Der wird wie in jedem Jahr von den "Honorary Starters" durchgeführt. Der US-Amerikaner Jack Nicklaus und der Südafrikaner Gary Player traten im November noch als Duo an, um die symbolische Eröffnung durchzuführen. In diesem Jahr wird die Ehre auch Lee Elder zuteil, der 1975 als erster Afroamerikaner am Masters teilnahm. Elders Debut hat den Weg geebnet für die schrittweise Öffnung des ehemals ausschließlich Weißen vorbehaltenen Sports. Tradition hieß in Augusta nämlich lange Zeit auch, dass Schwarze nur als Caddies und Helfer auf die Anlage durften. Mit Elder brach eine neue Zeitrechnung an, die er am Donnerstag fortschreiben wird. Wer einen weiteren, kleinen Beitrag zur langen Geschichte des Masters leisten wird, entscheidet sich am Sonntagabend. Elders Abschlag hingegen wird mit Sicherheit von großer Bedeutung sein.

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