Sport und Mode, das passt besser zusammen, als es auf den ersten Blick erscheint. Julian Nagelsmann ist für sein Longboard und seine vielen Jacken genauso bekannt wie für taktische Rochaden. Serena und Venus Williams hauten ihren Gegnerinnen im Glitzer-Outfit den gelben Filzball um die Ohren, und die Sprinterin Sha'Carri Richardson sorgt mit ihren gefärbten Haaren und knallbunten Fingernägeln für Aufsehen. Jüngstes Beispiel in dieser illustren Reihe ist der australische Vielseitigkeitsreiter Shane Rose. Er ist ein Sonderfall, denn er fällt weniger mit dem auf, was er trägt, als mit dem, was er nicht trägt.
Bei einem Spaßturnier namens "Wallaby Hill Extravaganza", einem Event also, das zur Ungewöhnlichkeit aufruft, trieb er es nach Meinung der Sittenwächter mit der Extravaganz jedoch zu weit. Rose ritt zunächst als Gorilla, dann im Bierkostüm, alles noch paletti. Schluss mit lustig war aber bei seinem Auftritt im Borat-Badeanzug, bekannt durch die Satirefigur von Sacha Baron Cohen. Möglichst viel Neonfarbe auf möglichst wenig Stoff, auf diese Formel lässt sich dieses Kleidungsstück reduzieren. Untenrum wenig an in Down Under, das gefiel dem australischen Reitverband so gar nicht, der sogar überlegte, Rose nicht zu Olympia fahren zu lassen. Zu dieser Maßnahme ist es dann doch nicht gekommen. Und vielleicht hat das Späßchen für den Reitsport auch sein Gutes.
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Reitsport, das klingt nach englischer Eleganz, nach gepflegten und gestriegelten Pferden und Menschen, also nach viel Klasse, aber wenig Coolness. Und die Coolness, die brachte der spärlich bekleidete Shane Rose gleich doppelt, vielleicht war ihm im australischen Sommer ja schlicht zu heiß. Ein neues Phänomen wäre das nicht, schon 2021 kritisierte Olympiasieger Michael Jung die Fleece-Einlagen in der Kleidung, die den Reitern den Schweiß auf die vornehmen Wangenknochen trieben. Höchste Zeit also für eine Revolution, auch wenn der Verband Equestrian Australia den Zeitgeist noch nicht erkannt hat und nach dem Borat-Auftritt eine Kleiderordnung forderte.
Wie die Dresscodes aber aussehen sollen, sagte der Verband nicht. Also: Freie Bahn für Freizügigkeits-Wahn! Ab jetzt nur noch schnittige Kleidung zum Amusement der Zuschauer. Die Chance für den Reitsport, endlich den Ruf als ewiggestrige Sportart loszuwerden und in die Zukunft zu preschen. Auch Eltern können aufatmen. Rose trug auf dem Kopf keineswegs eine Badekappe, sondern vorbildlich einen Helm.