Borussia Mönchengladbach:Und nun: Ausgerechnet gegen Dortmund

Lesezeit: 2 Min.

Im Fokus: Marco Rose. (Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Bei Gladbach droht eine bisher eigentlich gute Saison in nur einem Monat zu kippen. Das DFB-Pokalspiel am Dienstag könnte zum Wendepunkt werden - in die eine oder andere Richtung.

Kommentar von Martin Schneider

Die Fußball-Bundesliga ist immer auch eine fortdauernde Erzählung, und man kann sich ja mal den Spaß machen und überlegen, welche Geschichte rund um Borussia Mönchengladbach in den Gesprächen und coronabedingt in den Chats erzählt würde, wenn Trainer Marco Rose NICHT entschieden hätte, dass er im Sommer zum BVB gehen wird.

Das 0:2 gegen Manchester City im Champions-League-Achtelfinale? Durch den Austragungsort Budapest ohnehin entemotionalisiert, und gegen ein Team von Pep Guardiola kann man schon mal chancenlos sein, und hey - immerhin hat man gegen Inter Mailand überhaupt das Achtelfinale erreicht. Der Tabellenstand in der Bundesliga? Sicher nicht optimal, aber die Terminhatz-Saison fordert ja sogar beim FC Bayern physischen Tribut, da erscheint es nur logisch, dass auch Gladbach bei einer Dreifachbelastung Punkte liegen lässt. Beim 3:2 nach 0:2 gegen Leipzig sah man in der zweiten Halbzeit die Müdigkeit deutlich.

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Durch das 0:2 gegen ManCity ist Gladbach fast schon raus aus der Champions League. Trainer Rose sieht, wie chancenlos sein Team ist, erhält aber eine besondere Einladung.

Von Ulrich Hartmann

Es ist schon denkbar, dass Gladbach die Lage ohne Trainerwechsel mit der in den vergangenen Jahren vor allem durch Manager Max Eberl etablierten niederrheinischen Souveränität moderieren würde. Aber Fakt ist nun mal: Marco Rose geht, und das aktuelle Tief, das das Potenzial hat, aus einer eigentlich guten Saison innerhalb von knapp einem Monat eine schlechte zu machen, fällt eben genau in die Phase, in der der Trainer verkündet hat, dass er die Mannschaft verlassen wird.

Der rationale Hinweis, dass Rose nun einmal eine Ausstiegsklausel im Vertrag hatte und dass man ihm dann eigentlich keinen Vorwurf machen kann, wenn er sie auch nutzt, hilft in einer emotional aufgeladenen Situation meist nicht viel. Und die Bedeutung des DFB-Pokalspiels am kommenden Dienstag ist nach den Niederlagen gegen Köln, Mainz, Manchester und Leipzig nochmal gewachsen, obwohl das eigentlich kaum ging.

Gladbach spielt bekanntlich - ausgerechnet - gegen Dortmund. Und auch wenn man Rose absolut glauben darf, dass er als Trainer der westlicheren Borussia alles tun wird, um das Spiel zu gewinnen, wird ihm eine Niederlage negativ ausgelegt werden. Im Stadion werden keine Fans sein, aber die Reaktionen waren schon nach seiner Entscheidung pro BVB im Sommer heftig.

So läuft es darauf hinaus, dass das Pokal-Achtelfinale in der Erzählung dieser Saison die Peripetie ist. Oder weniger literaturwissenschaftlich ausgedrückt: der Wendepunkt in die eine oder andere Richtung. Gewinnt Gladbach, wird Rose die Unterstellung los, er sei im Kopf schon beim neuen Arbeitgeber. Verliert Rose, wird der Druck auf Max Eberl massiv werden. So massiv, wie man das in der eigentlich recht harmonischen Gladbacher Welt der vergangenen Jahre kaum kennt.

Nicht ausgeschlossen, dass der Manager dem standhalten wird. "Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass wir die Saison mit Marco Rose zu Ende spielen werden", sagte er im Vorfeld. Experten erkennen den Unterschied in der Prozentangabe, denn in der Hinrunde war Eberl "zu 99 Prozent sicher", dass Rose über den Sommer hinaus in Gladbach bleibt.

Aber nach dem Pokalspiel kommt in Bayer Leverkusen noch ein direkter Konkurrent um die Europapokalplätze. Und auch wenn Gladbach keinen natürlich Anspruch auf einen Champions-League-Rang hat: die Europa League sollte es schon sein. Für die qualifiziert man sich aber in der kommenden Saison nur noch mit dem fünften Platz in der Liga; sollte ein Champions-League-Teilnehmer den DFB-Pokal gewinnen, würde auch der sechste Platz reichen. Aktuell ist Gladbach jedoch Achter. Das reicht nicht einmal für die neu eingeführte Conference League. Und auch mit der lassen sich keine großen Erzählungen beginnen.

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