Bundesliga:Diesmal feiert Köln mit der Eckfahne

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Replik auf den Gladbacher Jubel aus dem Hinspiel: das Trikot von Doppeltorschütze Elvis Rexhbecaj auf der Eckfahne. (Foto: Pool/Getty Images)

Im Derby betreibt der FC dank eines Doppelpacks von Elvis Rexhbecaj Wiedergutmachung fürs Pokal-Aus. Gladbach-Trainer Marco Rose ändert die Startelf auf vielen Positionen, verteidigt aber seine Entscheidungen.

Von Ulrich Hartmann

Marco Rose war schon vor dem Spiel genervt gewesen. Auf die Frage eines Sky-Reporters, ob er bereits entschieden habe, welchen Klub er kommende Saison trainiere, öffnete Borussia Mönchengladbachs Trainer demonstrativ nicht mal mehr den Mund. Und auf die Frage, warum er seine am Mittwoch im Pokal in Stuttgart noch so souveräne und siegreiche Mannschaft nun gegen den 1. FC Köln auf gleich sieben Position ändere, antwortete Rose beleidigt, im Falle einer Niederlage werde man ihm dies gewiss zur Last legen.

Als der Champions-League-Anwärter Gladbach zwei Stunden später mit 1:2 (1:1) gegen den Abstiegskandidaten Köln verloren hatte - und daran auch die sukzessiven Einwechslungen von fünf im Pokal noch erfolgreich beteiligten Spielern nichts hatten ändern können - war Rose nicht minder genervt. "War mir irgendwie klar, dass die Niederlage hinterher darauf zurückgeführt wird", sagte er. "Aber das ist der Kader, mit dem wir arbeiten und dem wir vertrauen - daran hat es nicht gelegen."

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Abgesehen davon, dass die stark umgebaute Gladbacher Mannschaft sich durchgängig schwer getan hatte, lag diese Niederlage auch an zwei unglücklichen Aktionen von Gladbachs österreichischem Rechtsverteidiger Stefan Lainer. Nach zwei Minuten hatte er einen Schuss des Kölners Elvis Rexhbecaj zum 0:1 ins eigene Tor abgelenkt und in der 55. Minute demselben Kölner Spieler den Ball ohne Not zum 1:2 direkt in den Fuß gespielt. Diese beiden Aktionen entschieden das Spiel zugunsten der Kölner.

Nachdem sie Ende November schon 2:1 in Dortmund gewonnen und Ende Dezember ein 0:0 in Leipzig erkämpft hatten, gewannen die Kölner nun also auch beim Champions-League-Teilnehmer Gladbach und bejubelten nach dem vorangegangenen 3:1 gegen Bielefeld erstmals in dieser Saison einen zweiten Bundesligasieg nacheinander. Nach dem Schlusspfiff zogen sie das Rexhbecaj-Trikot über eine Eckfahne und parodierten damit spöttisch ein im Hinspiel gezeigtes Siegerritual des Gladbachers Marcus Thuram.

Dass ihn die steten Wellenbewegungen seiner launischen Mannschaft bisweilen "kirre" machen, wie Markus Gisdol kürzlich zugegeben hatte, wollte Kölns Trainer diesmal nicht behaupten. "Wir sind dem schlechten Saisonstart lange hinterher gelaufen", versuchte er die sich andeutende Wende zu erklären, "heute haben wir ein dominantes Zweikampfverhalten gezeigt und die Umschaltsituationen gut gespielt."

Zwei abgefälschte Schüsse landen im Tor

Zwei abgefälschte Schüsse hatten für einen 1:1-Halbzeitstand gesorgt. In der 3. Minute fälschte Lainer den Rexhbecaj-Schuss nur so leicht ab, dass der Kölner als 1:0-Torschütze benannt werden durfte. In der 16. Minute lenkte der Kölner Jorge Meré wiederum einen (bereits zuvor von Salih Özcan abgefälschten) Schuss von Florian Neuhaus derart massiv zum 1:1 ab, dass Meré eigentlich zum Schützen eines Eigentors hätte erklärt werden müssen. Das Tor wurde aber Neuhaus zuerkannt. Von Gladbach ging aber insgesamt zu wenig Gefahr aus. Mit Nico Elvedi, Ramy Bensebaini, Christoph Kramer, Jonas Hofmann, Marcus Thuram und Alassane Plea saßen sechs potenzielle Stammspieler zunächst nur auf der Ersatzbank.

Der Sieg ist ein Trost für die Kölner Fans, für die es keine leichte Zeit ist: Erstens, weil sie nicht ins Stadion dürfen, zweitens, weil ihre Mannschaft unverändert im Abstiegskampf steckt und drittens, weil sie zuletzt zwei Mal Ziel von Diffamierungen gewesen sind. Nachdem ein neuer Pressesprecher auch deshalb vom Verein kurzerhand wieder abgesetzt worden ist, weil er Kölner Fans in einem früheren Tweet als "Schwachmaten" bezeichnet hatte, sorgte ganz aktuell der Kölner Spieler Dominick Drexler für Unmut, weil er auf einem Video aus dem Mannschaftsbus zu hören ist, wie er die draußen mit Leuchtfeuern zündelnden Fans "Spacken" nennt. Die Vereinslegende Lukas Podolski twitterte daraufhin: "Wer seine eigenen Fans Spacken nennt, der hat dieses Trikot nicht verdient." Drexler bat unmittelbar laut Mitteilung auf der FC-Homepage um Entschuldigung und stand auch im Kader, durfte diesmal aber tatsächlich nicht mitspielen, jedoch könnte dies mehr noch als an Podolskis Empfehlung daran gelegen haben, dass die Kölner ab der 55. Minute führten und das auch gut verteidigten.

"Dieser Sieg tut uns und unseren Fans mal ganz gut", sagte hernach der Torwart Timo Horn und war mit dieser Aussage auch um Schadensbegrenzung nach dem Drexler-Affront bemüht. "Unsere Situation bleibt aber brenzlig", betonte der Torwart. Doppeltorschütze Rexhbecaj, eine Leihgabe vom VfL Wolfsburg, lobte seine Mannschaft außer für die drei Punkte dafür, "dass wir Wiedergutmachung betrieben haben für das Pokal-Aus in Regensburg und dass wir nach der dort leblosen Vorstellung diesmal wieder als Mannschaft aufgetreten sind."

Während die Gladbacher den Kontakt zu den Europapokalplätzen wieder ein bisschen abreißen lassen mussten, kümmert sich Geschäftsführer Stephan Schippers in diesen Tagen um einen Austragungsort für das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Manchester City am 24. Februar. Die Gladbacher müssen damit rechnen, dass wegen Corona auch Ende Februar noch kein englisches Team nach Deutschland einreisen darf und suchen prophylaktisch nach einem Spielort für jenen Mittwochabend. Budapest in Ungarn und Midtjylland in Dänemark gelten als mögliche Ausweichorte. Bleibt Gladbach in der Bundesliga so wechselhaft, dann werden sie in Zukunft kein Problem mehr mit der Austragung von Europapokal-Heimspielen haben. "Wir haben heute einen großen Schritt nach vorne verpasst", sagte der Trainer Rose am Ende des Tages.

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