Bundesliga:Dortmund versucht sich in Vorwärtsverteidigung

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Selbst gegen den langjährigen Lieblingsgegner reicht's nicht mehr: Die Dortmunder Mats Hummels (links) und Thomas Delaney verzweifeln in Freiburg. (Foto: Tom Weller/dpa)

Ein Torwart-Patzer und zu langsam vorgetragene Angriffe sorgen für die 1:2-Niederlage in Freiburg. Mats Hummels will sich aber "nur fürs Ergebnis" kritisieren lassen.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Es war eine Gelegenheit, die sich Vincenzo Grifo nicht nehmen lassen konnte. Kaum war nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund der Schlusspfiff erklungen, schnappte sich der Gute-Laune-Beauftragte im Freiburger Team eine Werbebande, die gerade im Überschwang auf den Platz geflogen war, und versohlte mit ihr ein paar Mitspieler.

Tatsächlich gab es im nebligen Freiburg ja nicht nur einen Sieg gegen ein Team zu feiern, das trotz der sehr mäßigen Saison noch immer als Favorit zum Sportclub gereist war. Hinzu kam, dass die Bilanz kaum gegen diesen Gegner kaum niederschmetternder sein könnte. 16 Niederlagen hatte es in den 19 Spielen zuvor gegen den BVB gesetzt, dazu gab es drei Remis. Nun also endlich ein Sieg - passend zum 700. Freiburger Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte.

Während die Freiburger Spieler also herumtollten wie die Welpen, übten sich einige ihrer Dortmunder Kollegen in der Kunst der Vorwärtsverteidigung. Wer Mats Hummels oder Emre Can zuhörte, bekam den Eindruck, dass die Niederlage eher das Ergebnis höherer Gewalt gewesen sein musste - und nicht die logische Folge einer unzureichenden Leistung des unterlegenen Teams.

"Wir verlieren viele 50:50-Spiele", sagte beispielsweise Hummels, der sich "nur fürs Ergebnis" kritisieren lassen wollte. Man müsse "gar nicht so tun, als ob zuletzt immer alle Gegner besser waren." Ähnlich formulierte es Kollege Can, der ebenfalls "kein schlechtes Spiel von uns" gesehen haben wollte, immerhin aber den Tabellenstand besorgniserregend fand. "Der Umschwung muss schnell kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der BVB nicht international spielt." Doch angesichts der Leistungen der vergangenen Wochen erscheint genau das inzwischen möglich.

Bundestrainer Löw kann mit Dortmunds Nationalspielern nicht zufrieden sein

Bedenkliches gab es auch in Freiburg zu sehen, wo der BVB tatsächlich kein miserables Spiel zeigte, wohl aber eines, das schlicht und einfach nicht ausreicht, um gegen eine lauf- und kampfstarke Mannschaft wie Freiburg zu bestehen. Selbst nach dem 0:2, nach dem noch 40 Minuten zu spielen waren, fehlten trotz viel Ballbesitzes meist die Mittel, um mehr zustande zu bekommen als den Anschlusstreffer durch Youssoufa Moukoko (76.). So blieb es beim Freiburger Ein-Tore-Vorsprung, den Wooyeong Jeong (50.) und BVB-Keeper Marwin Hitz in der starken Freiburger Phase nach dem Seitenwechsel bewerkstelligten - letzterer mit einem Patzer nach Schmid-Schuss, der als Eigentor gewertet wurde (52.).

Von den eineinhalb Chancen, die der BVB im ersten Durchgang hatte, vergab hingegen Erling Haaland in der 13. Minute die vielversprechendste, als er nach Flanke von Giovanni Reyna volley abzog, SC-Keeper Florian Müller aber noch irgendwie die Hände an den Ball bekam. Dass die andere Gelegenheit ein Fernschuss von Julian Brandt war (39.), passte allerdings gut ins Bild, denn aus dem Spiel heraus wird es dieser Tage einfach zu selten gefährlich, wenn Dortmund den Ball hat.

Das lag am Samstag zuerst einmal ganz grundsätzlich am mittelmäßig hohen Tempo, mit dem Dortmunder Angriffe vorgetragen wurden und bei denen Haaland zuweilen mit kreisenden Armbewegungen mehr Vehemenz einforderte. Im Beisein von Bundestrainer Joachim Löw hatte ausgerechnet einer seiner Nationalmannschaftskandidaten einen schwachen Tag erwischt. Gleich zweimal unterbrach Brandt in den 45 Minuten, die er auf dem Platz bleiben durfte, eigene Angriffe durch schlampige Ballannahmen. Einmal verlor er den Ball zudem vorm eigenen Strafraum und leitete eine Freiburger Chance ein. In der Halbzeit musste er in der Kabine bleiben.

Auch der andere Löw-Kandidat, Marco Reus, spielte eine bestenfalls unauffällige Partie. Und da Haaland von einer Doppelzange aus Keven Schlotterbeck und Philipp Lienhart genervt wurde, hatte sich das Dortmunder Strafraumspiel damit auch schon weitgehend erledigt. "Heute sind wir sauer und enttäuscht", sagte Trainer Edin Terzic. "Wir fordern einfach mehr von uns allen, um erfolgreich zu sein."

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