Fußball-WM:Brasilien holt Gruppensieg, Schweiz folgt ins Achtelfinale

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Bei Brasilien haben sich nach dem Sieg gegen Serbien alle lieb. (Foto: AFP)
  • Brasilien holt mit einem 2:0 (1:0) über Serbien den Gruppensieg, die Schweiz spielt 2:2 (1:0) gegen Costa Rica und folgt ins Achtelfinale.
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Mit Vorlagengeber Neymar und dem überragenden Philippe Coutinho hat Rekord-Champion Brasilien souverän das WM-Achtelfinale erreicht und ersten Glanz in der Offensive angedeutet. Durch das 2:0 (1:0) über Serbien verhinderte die Seleção am Mittwoch in Moskau die erste Vorrunden-Schmach bei einer WM seit 1966 und trifft nun auf Lieblingsgegner Mexiko.

Durch einen Geniestreich bereitete Coutinho vor 44 190 Zuschauern den Führungstreffer seines Barcelona-Teamkollegens Paulinho (36. Minute) vor. Nach Ecke von Neymar sorgte Thiago Silva (68.) für die Entscheidung. Für Serbien und Coach Mladen Krstajic endete damit trotz eines aufopferungsvollen Kampfes der Traum vom ersten Einzug in die K.o.-Runde als eigenständige Republik.

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Vor dem Duell mit Mexiko am Montag in Samara zeigte Brasilien aber nach dem frühen Ausfall des unter Rückenproblemen leidenden Außenverteidiger Marcelo auch phasenweise defensive Schwächen. Gegen die Lateinamerikaner hat der fünfmalige Weltmeister in vier Duellen bei einer WM noch nie verloren und bislang keinen Treffer kassiert.

Die Serben attackierten in der Anfangsphase früh, doch so ergaben sich auch reichlich Räume für den Gegner. Bei ihren Vorstößen über die Flügel fehlte Neymar und Willian zunächst die Effizienz. Über die linke Angriffsseite erarbeitete sich Brasilien aber nach und nach Chancen. Neymar scheiterte aus spitzem Winkel an Keeper Vladimir Stojkovic (25.), wenig später zögerte Gabriel Jesus mit seinem Abschluss zu lange.

Mit einem Traumpass hebelte der überragende Coutinho dann die serbische Defensive aus. Paulinho entwischte seinen Verteidigern und hob den Ball mit der Fußspitze über den zu spät herausstürmenden Stojkovic.

Neymar übertreibt wieder

Neymar war hoch engagiert und kurz vor der Pause mit einem Versuch aus der Distanz erneut gefährlich, gönnte sich aber auch längere Pausen. Und wieder übertrieb er es mit seinen Einlagen an der Grenze zum Schauspiel. Nach einem harten Foul von Adem Ljajic kugelte der Angreifer von Paris Saint-Germain über die Seitenauslinie, ein Festhalten durch Dusan Tadic an der Schulter nutzte er zum theatralischen Griff ins eigene Gesicht.

Die Serben hielten der spielerisch geprägten Fußballschule der Brasilianer Härte und hohe Bällen entgegen. Bei Flanken auf die groß gewachsenen serbischen Spieler zeigten sich die Brasilianer anfällig. Nach einer Stunde musste Thiago Silva kurz vor der Linie bei einem Kopfball von Aleksandar Mitrovic für seinen geschlagenen Torhüter Alisson klären. Kurz darauf rettete der Schlussmann bei einem weiteren Versuch von Mitrovic.

Doch auch die Brasilianer beherrschen das Kopfballspiel: Thiago Silva wuchteten den Ball nach einer Ecke von Neymar aus kurzer Distanz zum vorentscheidenden 2:0 in Tor. In der Schlussphase verhinderte Serbiens Torwart Stojkovic bei einer großen Möglichkeit für Neymar noch eine höhere Niederlage.

Mit einer glanzlosen Leistung hat die Schweiz das WM-Achtelfinale erreicht und trifft dort auf Schweden. Die Schweizer trennten sich am Mittwoch im letzten Gruppenspiel 2:2 (1:0) vom bereits zuvor ausgeschiedenen Costa Rica. Vor 43 319 Zuschauern in Nischni Nowgorod brachte Blerim Dzemaili die Mannschaft von Trainer Vladimir Petković in der 31. Minute mit einem Gewaltschuss in Führung, Josip Drmic erzielte den zweiten Treffer (88.). Kendall Waston (56.) und ein Eigentor von Yann Sommer beim Foulelfmeter von Bryan Ruiz (90.+3) bescherten den Lateinamerikanern die Treffer. Nach den tagelangen Debatten um den umstrittenen Doppeladler-Torjubel in der Partie gegen Serbien wirkten die Schweizer zeitweise unkonzentriert und waren defensiv anfällig.

Im Duell in der Runde der letzten 16 mit dem Sieger der deutschen Gruppe am nächsten Dienstag in Sankt Petersburg (16.00 Uhr) müssen sie auf die gelbgesperrten Abwehrspieler Stephan Lichtsteiner und Fabian Schär verzichten.

Im ersten WM-Duell zwischen beiden Teams mussten die Schweizer kurzfristig umstellen. Für den erkrankten Hoffenheimer Steven Zuber, der das Ausgleichstor gegen Brasilien im ersten Gruppenspiel erzielt hat, kam sein Bundesligakollege Breel Embolo (FC Schalke 04) erstmals bei diesem Turnier von Beginn an zum Einsatz. In der Spitze übernahm Mario Gavranovic den Part von Haris Seferovic.

In den Mittelpunkt rückte allerdings zunächst Torhüter Yann Sommer, der von den Lateinamerikanern warm geschossen wurde. Einen Linksschuss von Joel Campbell konnte der Gladbacher Keeper parieren, den anschließenden Kopfball von Celso Borges lenkte der Schlussmann an den Pfosten, einen weiteren Schuss von Campbell hielt Sommer - dies alles binnen einer Minute (6.).

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In der 10. Minute hatte der gute Torwart dann Glück, dass ein sehenswerter Schlenzer von Daniel Colindres von der Unterkante der Querlatte zurück ins Feld sprang. Bei einem Linksschuss von Bryan Oviedo war Sommer dann wieder auf dem Posten (20.) und hielt sein von der stürmischen Offensive der Lateinamerikaner überraschtes Team im Spiel.

Die Schweizer fanden erst später den Zug zum Tor, zeigten sich dafür aber sehr effizient. Die erste echte Torchance nutzte Dzemaili nach einer halben Stunde mit einem Schuss aus etwa zehn Metern zum Führungstreffer, Embolo hatte nach dem über die rechte Seite vorgetragenen Angriff per Kopf vorgelegt. Zuvor hatte lediglich Gavranovic mit einem Distanzschuss für eine Aktion vor dem Tor der Costa Ricaner gesorgt.

Der Führungstreffer gab den Schweizern zwar ein wenig Sicherheit, doch der Außenseiter blieb bei seinen Offensivbemühungen stets gefährlich. So nutzte Waston, einer von drei neuen Startspielern bei Costa Rica, nach knapp einer Stunde eine Flanke von der rechten Seite und köpfte den Ball zum Ausgleichstreffer ein.

Der Achtelfinaleinzug der Schweizer war dadurch allerdings nicht mehr mehr in Gefahr, da Brasilien im Parallelspiel ohnehin einen ungefährdeten Sieg gegen Serbien schaffte. In der Schlussphase gelang dem eingewechselten Drmic dann doch das 2:1, ehe Ruiz einen Elfmeter zum 2:2 verwandelte, wobei der Ball kurios von Sommers Kopf ins Tor sprang. Der Treffer wurde als Eigentor gewertet.

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