Fußball-Transfer:Klose wechselt zu Lazio Rom

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Nach einigem Hin und Her verkündet der Tabellenfünfte der Serie A die Einigung mit dem deutschen Nationalspieler. In Italien will sich Klose für die EM 2012 anbieten. Mit Lazio geht der 33-Jährige aber auch ein Risiko ein.

Miroslav Klose wechselt zu Lazio Rom. Das bestätigte der italienische Klub. Der WM-Torschützenkönig von 2006 hatte sich zuvor mit Rekordmeister Bayern München nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen können und verlässt die Bayern nach vier Jahren in Richtung Italien. Nach Thomas Doll, Karlheinz Riedle und Thomas Hitzlsperger ist Klose, der einen Zweijahresvertrag erhält, der vierte Deutsche bei Lazio.

Miroslav Klose, 109 Länderspiele, 61 Tore, hofft auf die EM 2012. (Foto: dapd)

Der Torjäger werde sich am Donnerstag, seinem 33. Geburtstag, dem üblichen medizinischen Check stellen. Dem Vernehmen nach soll Klose bei den Römern zwei Millionen Euro im Jahr verdienen. Der Nationalstürmer war am Mittwochabend in Begleitung seiner Ehefrau und seines Beraters in Rom eingetroffen und von Clubpräsident Claudio Lotito empfangen worden. Bei einem Treffen in Lotitos Haus sei das Arbeitspapier unterzeichnet worden, meldete die Nachrichtenagentur Ansa.

Die offizielle Vorstellung des bisherigen Bayern-Stars wird jedoch erst am 24. oder 25. Juni erfolgen, sagte ein Lazio-Sprecher auf SID-Anfrage. Nach den ärztlichen Kontrollen werde Klose nach Deutschland zurückkehren und von dort in den Urlaub fliegen, hieß es. Nach Angaben italienischer Medien hat Lazio-Chef Claudio Lotito seine Gehaltsofferte für Klose von 1,8 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro pro Saison erhöht, nachdem er vom Interesse des türkischen Vereins Galatasaray für den Spieler erfahren hatte.

In Italien hieß es am Mittwochmorgen zunächst, dass der Routinier mit Lazio einig sei und bereits im Laufe des Tages einen Zweijahresvertrag beim Hauptstadtklub unterschreiben werde. Gleichzeitig wusste LigTV aus der Türkei, dass am Freitag der Transfer den Deutschen zu Galatasaray vermeldet wird. Sportdirektor Bülent Tulun und Co-Trainer Ümit Davala hätten demnach Einigkeit mit Klose erzielt. Die Bild-Zeitung hatte Anfang der Woche berichtet, dass der FC Valencia Favorit sei.

Klose hatte das Bayern-Angebot - Einjahresvertrag plus Option bei 20 Pflichtspieleinsätzen - abgelehnt. Er wollte einen Kontrakt über zwei Jahre und dadurch mehr Planungssicherheit für seine Familie. Entscheidend bei der Wahl eines neuen Vereins könnte gewesen sein, für die 2005 geborenen Zwillinge eine deutsche Schule in der Stadt vorzufinden. Denn ob Lazio Rom sportliche die beste Wahl ist, daran bestehen Zweifel.

Lazio Rom hat mit einem recht rustikalen Stil in der vergangenen Saison Platz fünf erreicht. Klose mag es eigentlich, in einer spielenden Mannschaft den vordersten Kombinationsspieler zu geben, dafür schätzt ihn besonders Bundestrainer Joachim Löw. Lazio hat in Teilen zudem eine äußerst rechtslastige Fangemeinde, das Image des Klubs leidet unter rassistischen Ausfällen von Anhängern. Zuletzt erlebte Thomas Hitzlsperger sportlich keine schöne Zeit bei dem Verein, nach einem halben Jahr verließ er Rom. Und verpasste dort auch sein Ziel, sich für die WM 2010 anzubieten.

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Klose versucht nun ebenfalls, sich über Lazio für eine Großveranstaltung anzubieten: die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. In Rom heißt es, Trainer Edy Reja habe ihm einen Stammplatz garantiert. Zuletzt musste er nicht nur beim FC Bayern, sondern auch im Nationalteam zusehen, wie Mario Gomez in der Sturmmitte spielte und Tore schoss.

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Der 109-malige Nationalspieler Klose fehlte in den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Österreich und in Aserbaidschan aufgrund einer Rippenverletzung. Erstmals wollte auch Joachim Löw in den vergangenen Tagen dem Torjäger, der nach dem Uruguay-Spiel (2:1) am 29. Mai verletzt abreisen musste, keinen Freibrief mehr ausstellen. Gomez sei für ihn schon lange Stammspieler, erklärte der Bundestrainer überraschend, "es ist deshalb nichts Neues, wenn ich sage: Wir brauchen bei einem Turnier 20 Topspieler. Jede Position muss doppelt besetzt sein."

Zuvor hatte Löw stets betont, dass Klose angesichts seiner bisherigen Leistungen in der Nationalelf immer gesetzt sei. Kampflos wird Klose aber seinen Platz nicht abtreten. Immerhin soll die EM 2012 in seinem Geburtsland Polen und in der Ukraine für ihn ein weiterer und vielleicht letzter Höhepunkt seiner Karriere werden.

Am Montag war der Klose-Abschied von den Bayern offiziell bestätigt worden. Entscheidend ist für Klose nach einer Saison als Bankdrücker bei den Bayern, dass er regelmäßig spielt. Wichtig sei, "dass unsere Nationalspieler in ihren Vereinen Spielpraxis erhalten", hatte auch Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff deutlich gemacht. Ansonsten wird es für Klose in punkto Nationalmannschaft und EM-Teilnahme 2012 eng.

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