Fußball:Auf Anhieb richtig

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Testturnier bei Schalke 04: Vor seinem ersten Einsatz überstimmt der neue Stürmer Raúl seinen Trainer. Und Bayern-Coach Louis van Gaal ist trotz eines Sieges über Köln sauer.

Philipp Kreutzer, Gelsenkirchen

Er ist erst vor wenigen Tagen angekommen, doch die Wege auf Schalke sind Raúl Gonzalez Blanco bereits recht gut geläufig. Der von Real Madrid gewechselte Weltstar sah sich am Samstag zunächst ein wenig bei der Saisoneröffnung seines neuen Clubs auf dem Gelände der Gelsenkirchener Arena um. Nach seinem anschließenden ersten Auftritt im königsblauen Dress steuerte er im Inneren des Stadions zielsicher und schnurstracks auf die wartenden Journalisten zu.

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Raúl ist nicht der erste, den es zum Abschluss seiner Karriere in die Bundesliga zieht: So will ein Finne nach 700 Pflichtspielen bei Bayer Leverkusen zur Ruhe kommen und fand ein Däne schon beim FC Köln sein Altenteil.

"Dies ist ein wunderbarer Tag", ließ der Spanier eine eigens dafür engagierte Dolmetscherin in die bereitgehaltenen Mikrofone übersetzen. "Ich bin sehr glücklich über den warmherzigen Empfang durch die Fans. Ich habe das sehr genossen." Raúl wirkte glaubhaft beeindruckt und zufrieden, und das nicht nur, weil er kurz vor Ende des mit 2:1 gegen den Hamburger SV gewonnenen Halbfinals eines Sponsorenturniers auf Schalke unter lauten Beifallsbekundungen des Publikums das Spielfeld verlassen hatte.

Raúl konnte vor allem deshalb sehr glücklich sein, weil er auch auf dem Platz auf Anhieb die richtigen Wege gefunden hatte. Der Stürmer demonstrierte seine Klasse insbesondere bei einem Zuspiel auf Jefferson Farfan, der daraufhin zum 1:1 durch den zweiten Angreifer Edu auflegte. "Genial", würdigte Felix Magath die Aktion des Neuen.

Schalkes Trainer hatte Raúl ursprünglich gar nicht für das Blitzturnier eingeplant, denn "er ist noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte". Doch der Spieler wollte unbedingt dabei sein. Es ist nicht bekannt, in welcher Sprache oder mit welchen Gesten er das seinem neuen Übungsleiter vermittelt hat. Klar ist aber: Die Botschaft kam an bei Magath, und der war laut eigener Aussage "sehr froh" darüber, auf seinen Angreifer gehört zu haben, "denn er hat mir sehr gut gefallen". Das Ergebnis des wie auch immer gearteten Dialogs dient zugleich als Beleg dafür, dass Raúl die von Magath kürzlich bereitwillig in Aussicht gestellte Sonderbehandlung gern in Anspruch nimmt - allerdings keineswegs, um sich zu schonen. Im Gegenteil.

Einsatz als Führungsfigur

Zufrieden äußerte sich der Coach auch über die Offensivleistung seiner gesamten Mannschaft, "denn das war ja in der vergangenen Saison unser Manko". An beinahe jedem Angriff der Schalker war Raúl beteiligt, doch darin allein soll sein Wert für Schalke ja nicht bestehen: Raúl ist als Führungsfigur vorgesehen - und auch diesem Anspruch wurde er gleich beim ersten Mal gerecht. Immer wieder nahm er nach dem 0:1-Rückstand Kontakt zu seinen Nebenleuten auf, redete mal auf diesen ein und legte dann freundschaftlich den Arm um einen anderen.

Das Handauflegen des Ausnahmekönners hatte ganz offensichtlich Wirkung, denn von Nervosität war bei den Schalkern trotz eines schweren Patzers von Christoph Metzelder vor dem HSV-Führungtreffer durch Ruud van Nistelrooy (6. Minute) nichts zu spüren. Edu glich in der zweiten Hälfte der über zweimal 30 Minuten geführten Partie aus (42.), der eingewechselte Jermaine Jones traf mit einem Distanzschuss (49.) und machte damit den Finaleinzug seiner Mannschaft perfekt.

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Im Endspiel treffen die Schalker an diesem Sonntag von 18.35 Uhr an auf den FC Bayern, der im zweiten Halbfinale mit 3:1 nach Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln gewann. Hamburg und Köln spielen von 16.45 Uhr an um Platz drei.

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Dass die Bayern diesem reichlich nachrangigen Turniertitel nun ganz nah sind, war angesichts ihres Rumpfaufgebots nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Gerade mal zwei Einwechselspieler nahmen für das Spiel gegen Köln auf der Bank Platz, neben dem argentinischen Nationalspieler Martin Demichelis handelte es sich dabei um Nicola Sansone. Der ist 18 Jahre alt und stürmt normalerweise für die Amateurmannschaft.

Von dort hatte sich Trainer Louis van Gaal gleich noch fünf andere Spieler ausgeliehen, weil die Münchener Nationalspieler erst am Montag ins Training einsteigen und weitere Akteure verletzt fehlen. So liefen auf Schalke Rouven Sattelmaier (22 Jahre), Maximilian Haas (24), Deniz Mujic (19), Mario Erb (20) und Nazif Hajdarovic (25) für den Rekordmeister auf.

Van Gaal war mit der Darbietung seiner Mannschaft zufrieden, "weil wir sehr ordentlich und diszipliniert gespielt haben". Weniger wohlgesonnen ist dagegen Jürgen Press. Der ist Trainer des Drittligisten Wacker Burghausen und hat sich laut van Gaal geweigert, das ebenfalls am Samstag ausgetragene Spiel seiner Mannschaft gegen die Bayern-Reserve zu verlegen. "Das kann ich eigentlich nicht glauben", sagte van Gaal. Auch für die parallele Terminierung des Turniers und des Drittliga-Spieltags durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat der Niederländer nur begrenzt Verständnis. Van Gaal äußerte sich jedoch moderat. "Ich finde das schade", sagte er nur.

Die akute Personalnot der Bayern hatte diesmal übrigens keinen Einsatz von Marcelo Martins zur Folge. Der Fitnesstrainer hatte kürzlich bei einem Testspiel der Profis im Trainingslager aushelfen müssen. Dafür spielte Ferdinand Oswald, Ersatztorhüter der Reserve, beim 1:1 gegen Burghausen sehr ordentlich im Mittelfeld mit.

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