Fußball:Star am Rand: Strenger Capello formt Russland-Team

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Cuiaba (dpa) - Er ist der älteste, angeblich der bestbezahlte, unbestritten aber einer der schillernsten Trainer dieser Fußball-WM: Wenn Russland am Dienstag als letztes Team ins Turnier von Brasilien einsteigt, steht in Fabio Capello der Star der Mannschaft an der Seitenlinie.

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Cuiaba (dpa) - Er ist der älteste, angeblich der bestbezahlte, unbestritten aber einer der schillernsten Trainer dieser Fußball-WM: Wenn Russland am Dienstag als letztes Team ins Turnier von Brasilien einsteigt, steht in Fabio Capello der Star der Mannschaft an der Seitenlinie.

„Er ist ein großer Trainer, der mit seinen Mannschaften alles gewonnen hat, was möglich ist. Er ist eine große Persönlichkeit im Weltfußball. Deswegen kann ich zu 100 Prozent zustimmen: Fabio ist der unumstrittene Star des Teams“, erklärte Abwehrstratege Wassili Beresuzki.

Die fast schon verehrende Hochachtung für den Italiener, der an diesem Mittwoch seinen 68. Geburtstag feiert, hat einen simplen Grund: Mit der Partie der Gruppe H gegen Südkorea kehrt Russland in Cuiaba nach zwölf langen Jahren der Abwesenheit zurück auf die WM-Bühne - und Capello hat dies ermöglicht. Lohn dafür: Im Januar wurde sein Vertrag bis zur WM 2018 im Riesenreich verlängert. Der Kontrakt bringt ihm laut Informationen der Tageszeitung „Daily Mail“ angeblich mehr als acht Millionen Euro pro Jahr ein.

Für den Italiener ist es zugleich ein Rentenvertrag, denn danach wird er seine Trainerkarriere beenden. „Ich bin dann 71 Jahre alt - mehr oder weniger“, begründete er seinen Entschluss. Seit 2012 ist Capello Trainer der Sbornaja und möchte mit ihr gern Erfolge als Nationalcoach feiern, die ihm im Gegensatz zur Club-Karriere bislang verwehrt waren. Italienischer Meister und spanischer Meister sowie mit dem AC Mailand Champions-League-Sieger und UEFA-Cup-Gewinner ist er geworden. Als Auswahltrainer Englands reichte es nur zum WM-Achtelfinale 2010.

In Russland ist Fabio Capello unumstritten und hat volle Rückendeckung für seine Entscheidung, nur Spieler aus der russischen Liga für die WM zu nominieren. Damit ist Russland das einzige Team in Brasilien, das keinen Legionär in seinen Reihen hat. „Ich kenne meine Mannschaft“, erklärte Capello. Und am Montag lüftete er dann auch das Geheimnis um den neuen Kapitän: Bei der Pressekonferenz 24 Stunden vor dem Spiel gegen Südkorea präsentierte der Italiener Beresuzki als Nachfolger des verletzten Roman Schirokow. „Wassili ist ein Führer auf dem Spielfeld. Er spricht englisch und Kommunikation mit dem Schiedsrichter ist wichtig“, begründete er seine Wahl.

Capello fordert Disziplin, hat nach außen einheitliche Sprachregelungen durchgesetzt, duldet keine Extrawürste, fordert Verschwiegenheit über Trainingsinhalte und interne Abläufe - und die Spieler folgen ihm klaglos. „Er ist streng und anspruchsvoll. Disziplin steht an erster Stelle. Er hat einen sehr starken Charakter. Und diese innere Energie überträgt er auf uns“, berichtete Mittelfeldspieler Oleg Schatow.

Auf den Auftaktgegner Südkorea hat Capello sein neues Russland-Team gewissenhaft vorbereitet. Der 2:1-Sieg in Dubai im vorigen November reichte ihm nicht. Zusätzlich hat er sich bei seinem Landsmann Alberto Zaccheroni, Trainer Japans, Rat geholt. „Er sagte, sei vorsichtig, sie sind physisch wirklich stark“, berichtete Capello.

Die Südkoreaner haben ebenfalls nichts dem Zufall überlassen. Entgegen allgemeiner Gepflogenheiten sind die Asiaten bereits zwei Tage vor der Partie zum Spielort gereist und haben sich am Sonntag mit einem leichten Training auf dem Uni-Sportplatz akklimatisiert. „Das erste Spiel ist sehr wichtig. Alle Spieler sind daher voll darauf fokussiert“, erklärte Verteidiger Lee Yong.

Das Team um die vier Bundesliga-Legionäre Heung-Min Son (Leverkusen), Dong-Won Ji und Jeong-Ho Hong (beide Augsburg) sowie Ja-Cheol Koo (Mainz) wird noch immer an Platz vier 2002 gemessen - als Auftaktgegner Russland zuletzt bei einer WM dabei war.

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