Fußball: Robert Enke:Die Ungewissheit bleibt

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Nationaltorwart Robert Enke erhält endlich eine Diagnose. Die medizinische: Bakterien sind die Ursache seiner Erkrankung. Die sportliche: Bundestrainer Löw rechnet nicht mit seiner baldigen Rückkehr ins Tor.

Das Rätselraten hat ein Ende, doch die Diagnose verschafft keine Erleichterung: Fußball-Nationaltorwart Robert Enke leidet an einer bakteriellen Mageninfektion und muss einen Einsatz beim entscheidenden WM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl in Russland wohl abschreiben. Zumindest konnte der Schlussmann des Bundesligisten Hannover 96 froh sein, dass er am Freitag nach wochenlangem Warten endlich eine Diagnose bekam.

Robert Enke wird wohl nicht rechtzeitig zum WM-Qualifikationsspiel gegen Russland fit werden. (Foto: Foto: dpa)

Auslöser der anhaltenden Beschwerden sind Campylobakter-Bakterien, die bei einer Magen- und Darminfektion auftreten können. "Die Zeit der Ungewissheit war sehr nervig", sagte Enke: "Nach dieser Diagnose hoffe ich, jetzt bald wieder fit zu werden und ins Mannschaftstraining einzusteigen."

Qualifikationsspiel kommt zu früh

Die Qualifikationspartie am 10. Oktober in Moskau dürfte für Enke aber zu früh kommen. Die Erkrankung des von Bundestrainer Joachim Löw zumindest bis zum Jahresende 2009 zur deutschen Nummer 1 ernannten Enke erfordert nach Angaben eines Clubsprechers eine Behandlung mit Medikamenten und ein reduziertes Training in den kommenden 14 Tagen. Löw wollte sich trotz des neuen Kenntnisstands am Freitag nicht konkret zu Enkes Chancen auf einen Russland-Einsatz äußern: "Wir werden die Entwicklung der nächsten Tage zunächst einmal abwarten", sagte Löw.

Der 32 Jahre alte Torwart aus Hannover hatte bereits das Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen Aserbaidschan (4:0) verpasst. In Hannover wird Enke auch im Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund von Ersatzmann Florian Fromlowitz vertreten. In der Nationalmannschaft sind die Chancen von Leverkusens René Adler auf weitere Einsätze im WM-Endspurt in Russland und vier Tage später in Hamburg gegen Finnland sprunghaft gestiegen.

"Wir schließen nach verschiedenen Tests und Untersuchungen bei unterschiedlichen Experten andere Diagnosen aus", sagte Hannovers Vereinsarzt Wego Kregehr am Freitag. "Jetzt wird Robert gezielt mit antibiotischen Medikamenten behandelt. Er kann parallel auch ein individuelles Trainingsprogramm absolvieren." Übungseinheiten mit der Mannschaft sind indes nicht möglich.

Seit Wochen leidet der 96-Keeper an rätselhaften Beschwerden, kosultierte verschiedene Ärzte, darunter Spezialisten für Tropenkrankheiten und Zeckenbisse, erhielt aber lange keine Erklärung für seine Beschwerden. Enke klagte unter anderem über schnelle Ermüdung, Schweißausbrüche und Schlafstörungen. An ein Training für einen Profi war nicht zu denken. "Einzelne Symptome waren dann abgeklungen, dauerhafte Mattheit und allgemeines Unwohlsein sind bis heute geblieben", teilte der Verein am Freitag mit.

Für Pechvogel Enke ist das ein erneuter Rückschlag. Bereits beim Hinspiel gegen Russland (2:1) im Oktober 2008 war der Torwart ausgefallen. Ein Kahnbeinbruch, den er sich im Training zugezogen hatte, verhinderte den Einsatz und zwang ihn zu einer langen Pause. Zuletzt musste er sein Heimspiel in Hannover gegen Aserbaidschan ausfallen lassen.

Ultimatum von Löw

Dem Keeper läuft nun die Zeit davon. Löw hatte ihm eine Art Ultimatum gestellt. Der DFB-Coach machte einen Einsatz in Russland von einer schnellen Rückkehr ins Tor abhängig. "Wenn er erst eine Woche vor der Abreise nach Russland das Training aufnimmt, wird er in Moskau eher nicht spielen", hatte Löw am Montag im Kicker gesagt: "Denn um optimale Leistung bringen zu können, braucht man neben körperlicher Fitness auch den Rhythmus regelmäßiger Einsätze."

Nicht einmal drei Wochen sind es noch bis zur Zusammenkunft der Nationalelf am 5. Oktober in Mainz. Davor stehen noch drei Bundesligaspieltage auf dem Programm, doch Enke wird wohl nur noch einmal vorher in der Bundesliga spielen können, am 3. Oktober gegen den SC Freiburg.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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