Fußball:Robben und van Persie feiern Gala-Nacht gegen Spanien

Salvador (dpa) - Nach der rauschenden Fußball-Fiesta gegen Spanien konnten die Niederländer ihr Glück kaum fassen.

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Salvador (dpa) - Nach der rauschenden Fußball-Fiesta gegen Spanien konnten die Niederländer ihr Glück kaum fassen.

"Wir sind alle begeistert, das hat niemand zu träumen gewagt. Wir machen fünf Tore und bekommen eins. Dass es so gut funktioniert, habe ich auch nicht erwartet", schwärmte Bondscoach Louis van Gaal nach der 5:1-Demütigung des Titelverteidigers in Salvador.

Nach der eindrucksvollen Revanche für die bittere Final-Schlappe 2010 in Südafrika lagen sich Spieler und Trainerteam glückselig in den Armen und feierten mit den rund 10 000 mitgereisten Fans eine Party in Orange. "Fliegender Start!" titelte die Boulevardzeitung "De Telegraaf" in großen orangefarbenen Buchstaben: "Eine beispiellose Revanche gegen Spanien". Für "De Volkskrant" geht das Spiel in die Fußballgeschichte ein: "Die niederländische Nationalmannschaft zertrümmert den Weltmeister."

Noch bei der Rückkehr in ihr Trainingscamp in Rio de Janeiro direkt am wunderschönen Ipanema-Strand wurden die Oranje-Helden von zahlreichen Fans empfangen. Beim Training Samstagvormittag konnten es Bayern-Star Arjen Robben und Co. dann erst einmal ruhiger angehen lassen. Locker trabten die ersten großen Gewinner der WM im Jugendzentrum von CR Flamengo über den Rasen - bei strahlendem Sonnenschein beobachtet von der Cristo Redentor, der berühmten Christus-Staue, die auf dem Felsen unweit des Stadions thront.

Van Gaal war dagegen bereits wieder voll in seinem Element, duldete beim Trainingsspielchen der Reservisten um Schalke-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar keinen Schlendrian. Robben verfolgte das Treiben dagegen entspannt auf einer blauen Kühlbox neben Wesley Sneijder sitzend, Robin van Persie lief mit seiner Tochter auf dem Arm vor der steilen Tribüne entlang.

Mit ihren Treffern hatten Robben (53. Minute/80.) und van Persie (44./72.) die spanische Abwehr um Gerard Piqué und Sergio Ramos schwindelig gespielt, das fünfte Tor hatte Innenverteidiger Stefan de Vrij (64.) gegen den auseinanderbrechenden Europa- und Weltmeister beigesteuert.

"Es hätte am Ende auch sechs, sieben oder acht zu eins ausgehen können", meinte van Persie, der nach dem Ausgleichstor zunächst mit seinem künftigen Coach bei Manchester United gejubelt hatte. Für den "General" ein bewegender Moment und eine tolle Geste. "Er hätte ja auch erst zu den Mitspielern laufen können. Das ist dann schon emotional", gab van Gaal zu.

Von seiner eigenen 5-3-2-Taktik, die er in der Vorbereitung gegen alle Skeptiker einstudieren ließ, war er geradezu begeistert. "Die Spieler habe das System fast perfekt umgesetzt. Aber ich denke, wir können es weiterentwickeln und bei der WM noch besser spielen."

Völlig zerknirscht präsentierte sich sein Kollege Vicente del Bosque nach der höchsten Auftakt-Niederlage eines Weltmeisters und der ersten Sensation des Turniers in Brasilien. In der hochkarätig besetzten Gruppe B mit Chile und Australien droht Spanien nun sogar das frühe WM-Aus. "Es waren alle schwach und haben sich blamiert. Aber wir müssen nach vorne schauen und uns auf das Match gegen Chile vorbereiten", befand del Bosque.

"Dafür lebt man, dafür spielt man Fußball. Das können wir genießen", schwärmte Robben, und der zum besten Spieler gekürte Kapitän van Persie ergänzte: "Es ist unglaublich. Für die ganze Niederlande ist ein Traum wahr geworden. Geht auf die Straßen, das müsst ihr genießen!", empfahl er den Landsleuten daheim.

Das taten diese: Mit Hupkonzerte, Partys und orangefarbenen Flaggen-Meeren wurde in vielen holländischen Städten ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. In Amsterdam hatten rund 15 000 Fans den zentralen Museumsplatz vor dem Reichsmuseum zum Oranje-Platz gemacht.

Dabei war der Titelverteidiger, der mit sieben Profis aus dem Finale 2010 angetreten war, durch einen umstrittenen Strafstoß von Xabi Alonso (27.) vor 48 173 Zuschauern sogar in Führung gegangen. Doch nach van Persies brillantem Flugkopfball-Heber wurde die Elftal immer mutiger. Das Spiel kippte, weil Robben und Co. nicht nur kompakt und diszipliniert, sondern auch gnadenlos effektiv spielten. Die Kontertaktik ging voll auf.

"Es ist genauso gekommen, wie der Trainer es vorhergesagt hat. Da haben wir wochenlang drauf hintrainiert. Unglaublich", schwärmte van Persie. Die Gefahr abzuheben, bestehe nicht: "Es war ein unglaubliches Spiel, aber es gibt auch nur drei Punkte. Wir müssen so weitermachen."

Ob van Gaals Familienzusammenführung die Profis zusätzlich anspornte, bleibt offen. Der Bondscoach hatte den Spielerfrauen und -Freundinnen am Donnerstag schon zum zweiten Mal einen Besuch im Teamquartier gestattet. Van Gaal ist von dem psychologischen Effekt aber überzeugt: "Es ist wichtig, dass die Spieler glücklich sind."

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